Altes und Neues von und aus Körbecke

Von und für Körbecke

von Kurt Bremer
         Up de Ahuus 7, 48291 Telgte

"Von und für Cörbecke – Zur Information und zum Andenken für unsere Nachkommen."

So begann mein Urgroßvater Clemens Bremer seine handgeschriebene Chronik von 284 Seiten.

In dieser Tradition möchte ich Informationen und Ereignisse von und aus Körbecke (Kreis Höxter), die ich zusammengetragen oder recherchiert habe, allen Interessierten – insbesondere den Körbeckern – zugänglich machen.

Viel Spaß beim Lesen wünscht
Kurt Bremer

In Buchform

  • "Altes und Neues von und aus Körbecke"
  • "Spurensuche - Körbecker Familien und ihre Stammbäume  - Band 1"
  • "Spurensuche - Körbecker Familien und ihre Stammbäume  - Band 2"

Weitere Einzelheiten zu diesen beiden Büchern sind in der Rubrik "Körbecker Familien und Hausnamen und Hinweise für Familienstammbäume" auf meiner Homepage enthalten.

Veröffentlichtes und Nichtveröffentlichtes über und aus Körbecke

Der Kölner Dom zu Körbecke

veröffentlicht in „die Warte Nr 67 Herbst 1990“ - Abdruckgenehmigung durch "Verein die Warte e.V."

Körbecker Auswanderer und Auswanderergeschichten

 

Ausgewandert nach Amerika

Die Geschichte des Ignaz Bremer aus Körbecke

(zusammengetragen und aufgeschrieben von Kurt Bremer, Telgte)

Wie alles begann

Am 4. und 10.05.2004 schrieb eine Carol Hunt, geb. Bremer, aus den USA an das internet-Gästebuch von Körbecke (Stadt Borgentreich Kreis Höxter), als sie die dort veröffentlichte Chronik von Clemens Bremer – „Von und für Cörbecke“ gefunden hatte: „Clemens Bremer war ein Urgroßonkel von mir. Sein Bruder Ignaz, mein Urgroßvater, verließ Deutschland und siedelte in Brinktown, Missouri, in den 1860-er Jahren……… Ich bitte, dass irgendjemand von dort Kontakt mit mir aufnimmt.“ Diese Bitte wiederholte Carol Hunt am 10.5. mit dem Zusatz „Ich würde gerne mit einem Verwandten korrespondieren mit der Absicht, mehr zu erfahren. Bitte antworten Sie mir.“

Diese beiden in englisch verfassten Mails waren für meine Frau Ursula und mich Anlass, Kontakt mit unserer Cousine 3. Grades „Carol Hunt geb. Bremer“ in den USA aufzunehmen, denn Ignaz Bremer war nicht nur ein Bruder meines Urgroßvaters Clemens Bremer sondern auch ein Bruder der Urgroßmutter meiner Frau, der Elisabeth Jürgens geb. Bremer. Zwischenzeitlich sind schon viele Mails über den großen Teich hin und hergeschickt worden, Bilder und Informationen wurden ausgetauscht und ich habe in der Verwandschaft bisher 22 alte Briefe von Ignaz

 

                                                                                                                Ursula Bremer und Carol Hunt geb. Bremer im Mai 2005 in Telgte

Bremer an seine Geschwister auffinden können. Auch sonstige Unterlagen und die noch vorhandenen handschriftlichen Aufzeichnungen seiner Nichte  Maria Jacobi geb. Jürgens, über Ignaz Bremer, seine Eltern und Geschwister enthielten viele Hinweise über seine Kindheit und Jugend in Körbecke und auch über die Zeit nach seiner Auswanderung. 

Carol Hunt hatten wir zu einem Besuch eingeladen und sie war im Mai 2005 für 2 Wochen in der Heimat ihrer Vorfahren. Wir waren mit ihr in Körbecke im Geburtshaus ihres Urgroßvaters Ignatz Bremer, und in Menne am Standort des Geburtshauses ihrer Urgroßmutter Anna Gladen (heute zur Hoffläche des Landwirts Joseph Gründer gehörig). Hinzu kamen Besuche bei vielen Verwandten in und in der Nähe von  Körbecke.

Da wir schon sehr lange genealogische Daten von unserer Familie und auch allgemein von Körbecke sammeln und  zusammentragen, wurde nun in uns der Wunsch geweckt, die Auswanderung von Ignatz Bremer und seiner Frau Anna Gladen so gut es geht anhand der gefundenen Unterlagen, den Informationen aus den USA und von den überlieferten Erinnerungen der hiesigen Verwandten nachzuzeichnen. Diese Darstellung einer Auswanderergeschichte kann  nur bruchstückhaft sein, dennoch aber einen Einblick in den Verlauf einer  Auswanderung zu damaliger Zeit in ein unbekanntes Land gewähren.

Ignaz Bremer und seine Körbecker Familie

Ignaz Bremer wurde am 5. Juni 1844 in Körbecke in Mantels Haus – einem angesehenen landwirtschaftlichen Betrieb – als jüngstes von 8 Kindern der  Eheleute Johannes Bremer und Theresia geb. Bessen (aus Verwalts Hause) geboren. Seine Kinderzeit verbrachte er auf dem elterlichen Hof im Kreise seiner Geschwister. Er besuchte die hiesige Volksschule von April 1851 bis April 1859. Sein Lehrer war Carl Bungenstock. Seit 1848 gab es in Körbecke zwar eine Knaben- und eine Mädchenschule, aber dennoch waren es mehr als 100 Schüler, die von einem Lehrer unterrichtet werden mussten. Die erste Knabenschule stand an der Lieth auf dem Gelände des linken Teiles der vor einigen Jahren abgerissenen Körbecker Volksschule gegenüber dem heutigen Feuerwehrgerätehaus. Die erste Mädchenschule befand sich im Saale der Menneschen (Schneiders) Gastwirtschaft.                        

Aus seiner Kinderzeit ist weiter erwähnenswert, dass er mit vielen durch den Vater selbst gefertigten Spielsachen und mit viel Phantasie gemeinsam mit seiner Lieblingsschwester Friderika und Kindern aus der Nachbarschaft ausgiebig in Hof und Garten gespielt hat. Sein Vater Johannes Bremer starb 1849 im Alter von 45 Jahren an einer Lungenentzündung, so dass sein ältester Bruder Karl mit 19 Jahren den Hof mit der Mutter verantwortlich bewirtschaften musste, bevor er 1855 das Hoferbe antrat und die Justina Jürgens aus Bölten Hause heiratete. Der Bruder Carl war später von 1876 bis 1906 über 30 Jahre Bürgermeister von Körbecke.

Seine Mutter heiratete 1854 den Witwer und Leibzüchter Heinrich Jürgens auf dem benachbarten Amthof.  Ihr jüngstes Kind Ignaz nahm sie dorthin mit, während Ignaz Lieblingsschwester, die zwei Jahre ältere Friderika, im Elternhause bei ihrem Bruder bleiben und vermutlich schon kräftig mitarbeiten musste.

Nach Beendigung der Schulzeit arbeitete er auf dem Hof seines Bruders Karl, bis er im Sommer 1966 zum Militärdienst eingezogen wurde.  

Über seine Eltern und seine Geschwister sind folgende Daten bekannt:  

Vater: Johannes Bremer (Mantels), geboren 24.09.1804; geheiratet 20.02.1830; gestorben 25.03.1849;

Mutter: Anna Cornelia Theresia Bessen  (Verwalts), geb. 13.10.1804; gest. 07.09.1883;

 Geschwister und Ehepartner:

Carl August Bremer, Hoferbe, geboren: 02.12.1830; geheiratet 15.02.1855; gestorben 18.06.1913;

Justina Jürgens (Bölten) ; geboren 25.01.1835; gestorben. 09.03.1918 

 Franz Anton Bremer, geboren 13.08.1833; gestorben: 22.04.1835;

 Clemens August Bremer, geboren 25.01.1835; gestorben: 06.08.1917;

Er heiratete am 10.11.1860 in Verwalts Hof die   Witwe Anna Sophia Bessen, geb. Jacobi; geboren 16.02.1825; gestorben: 24.02.1897; er ist der Verfasser der Chronik   „Von und für Cörbecke – zur Information und zum Andenken für unsere Nachkommen“, die der Kreis Warburg in seinen heimatkundlichen Schriften 1952 veröffentlicht hat.

 Elisabeth Bremer, geboren am 20.11.1836; gestorben 02.01.1900; sie heiratete am 04.07.1857 auf  den Amthof den Wilhelm Jürgens, geboren 01.10.1830, gestorben 30.01.1916. Den Amthof hatte der Urgroßvater von Ignaz und Elisabeth Bremer, Jodocus Georg Bremer, im Jahre 1790 mit 120 Morgen Land für seinen Sohn Georg Heinrich gekauft. Die Tochter des Georg Heinrich, Anna Maria Elisabeth Bremer, heiratete am 20.07.1824 den Heinrich Jürgens aus Bölten Haus, geboren 15.06.1800, gestorben 28.07.1874. Anna Maria Elisabeth Jürgens geb. Bremer ist am 17.05.1852 gestorben. Der Sohn Wilhelm Jürgens erbte den Amthof und heiratete Ignaz Schwester Elisabeth Bremer. 3 Brüder von Wilhelm Jürgens, Joseph, Heinrich und Clemens sind nach Amerika ausgewandert. 

 Friedrich Wilhelm Bremer, geboren 19.12.1838; gestorben 03.01.1839  

 Maria Theresia Bremer, geboren 02.12.1839; gestorben 25.05.1842

 Friederika Bremer, geboren 24.04.1842; sie heiratete am 22.10.1864 den Joseph Jürgens, geboren 01.04.1834, in Sauerlands Haus. Joseph Jürgens stammte aus Bölten Haus und hatte zu Beginn der 1860-er Jahre Sauerlands Hof gekauft. Joseph Jürgens war ein Neffe des Heinrich Jürgens, der die Anna Maria Elisabeth Bremer auf den Amthof geheiratet hatte. Joseph Jürgens ist am 14.07.1900 gestorben. Seine Frau Friederika am 13.12.1923. 

 Ignaz Bremer (nachrichtlich), geboren 5.6.1844; gestorben 01.10.1916; 1869 nach Amerika ausgewandert. Verheiratet mit Anna geb. Gladen aus Menne, geboren am 16.09.1842; gestorben am 16.04.1911 (dies sind Daten, die in Ignaz Geburtshaus vorhanden waren).

 1866 musste Ignaz Bremer als königlich preußischer Soldat in die 8-te Kom-panie des „Königlichen Kaiser-Alexander-Garde-Grenadier-Regiments Nr 1“ in Berlin eintreten. In dem offiziellen „Führungs-Attest“ wird ihm gegen Ablauf seiner Dienstzeit von 3 Jahren unter dem 11. Juni 1869 bescheinigt, dass er sich in der ganzen Zeit gut geführt habe und nicht bestraft worden sei. Dennoch war diese Militärzeit eine harte Zeit, die sein Bruder Clemens Bremer aus den Erfahrungen seiner eigenen Soldatenzeit von 1857 bis 1860  in seiner Familien-Chronik so beschreibt: „Im Soldatenstande herrschten jedoch so viele Ungerechtigkeiten und der gemeine Soldat wurde so schmachvoll bedrückt, dass ich mit unauslöschlicher Erbitterung gegen diesen Stand erfüllt wurde“, und in seiner Chronik „von und für Cörbecke“ ergänzt Clemens Bremer diese Aussage wie folgt: „erhielt der Soldat einmal in seinen 3 Dienstjahren Urlaub, so lief er in mehreren Fällen zu Fuß von Minden nach Cörbecke. Aus entfernten Garnisonen wie Berlin, Düsseldorf konnte der Soldat nicht auf Urlaub kommen. Stattdessen sandte er sein Bild“.

 

 Anna Gladens Geburtshaus - abgebrannt 1989-aus Luftbild der Familie Gründer                                         Ignaz Bremers Elternhaus - erbaut 1856

 Anna Gladen und ihre Familiendaten

Seine spätere Frau Anna Gladen aus Menne lernte er nach den Erinnerungen von Frau Paula Gockeln geb. Bremer (die letzte Bremer im Geburtshaus von Ignaz Bremer und eine Großnichte von ihm) kennen, als diese öfter ihre Schwester Maria besuchte, die seit 1860 mit dem Landwirt Johannes Wittkopp in Körbecke (Hohl) verheiratet war und später in Körbecke laut Kirchenbuch als Dienstmagd arbeitete. So hatte sie auch die Patenschaft für deren 1867 geborene Tochter Anna Wittkopp übernommen.  Anna Gladens Eltern bewirtschafteten nach den Aussagen des Nachbarn Josef Gründer in Menne zu der Zeit einen Hof mit etwa 40 - 50 Morgen Ackerland.  Der Name Gladen ist in Menne nicht mehr vorhanden. Den Kirchenbüchern von Menne konnten folgende Informationen über die Familie Gladen entnommen werden:    

  

Stammbaum der Familie Gladen/Steffens aus Menne

aus den Kirchenbüchern der Pfarrgemeinde Hohenwepel/Menne - ermittelt im erzbischöflichen Archiv in Paderborn von Kurt Bremer

 Johannes Bernhardus Zacharias Gladen, geboren am 2. Sept. 1798 in Menne, gestorben am 16.07.1864 im Alter von 65 Jahren, 10 Monaten und 14 Tagen an Altersschwäche

Er hinterließ eine Ehefrau und 4 volljährige (majorenne) und 2 minderjährige (minorenne) Kinder. (Anmerkung: zu der Zeit erreichte man die Volljährigkeit erst mit 25 Jahren)

 Seine Ehefrau Anna Maria Margaretha Steffens, geb. 21 Jan 1799, heiratete er am 04.09.1825.

Die Eltern von Bernhard Gladen waren Ferdinand Gladen, Ackermann in Menne, und Maria Theresia Petri, geboren in Menne.

Der Vater von Anna Maria Margaretha Steffens war der Ackermann Henrich Steffen, geboren am 16.04.1763, gestorben am 31.10.1820 an Lungenentzündung. Die Mutter war Elisabeth Beinen (später Peine).

Bernhard Gladen und Anna Maria Steffens hatten insgesamt 7 Kinder:

  1. Maria Theresia Gladen, geb. 23.06.1826; Hochzeit 30.08.1849 mit Heinrich Brechtken, geb.16.09.1819, Ackermann in Hohenwepel,
  2. Anna Maria Elisabeth Gladen, geboren 10. 11.1828, Hochzeit am 5.02.1853 mit Johann Xaverius Brechtken, geboren Jan.1822        Ackermann in Hohenwepel und Bruder von Heinrich Brechtken,
  3. Anna Maria Cath. Gladen, geb. 19.01.1832, Hochzeit 27.10.1860 mit Johann Wittkopp, 48-jähriger Witwer und  Ackermann  aus Körbecke
  4. Helena Gladen, geboren 12.02.1834, Hochzeit am 4.06.1859 mit Johannes Lüke, geborlen 1830, Ackermann aus Großeneder,
  5. Bernhard Anton Ferdinand Gladen, geboren 6.08.1837, gestorben am  27.02.1847 an  Scharlachfieber
  6. Anna Christina Gladen, geb. 30.03.1841 (abends 6 Uhr) (Ehefrau von Ignatz Bremer)
  7. Margaretha Gladen, geb. 8.09.1845  

 Der einzige männliche Nachkomme Bernhard Anton Ferdinand Gladen starb im Alter von knapp 10 Jahren, so dass durch die Einheirat des Heinrich Brechtken aus Hohenwepel der Name Brechtken ins Haus kam. Später ist dann der Name Engemann gefolgt. Mehr Informationen über Anna Gladen und ihre Familie in Menne konnten nicht gefunden werden. 

 Was hat Ignaz Bremer zur Auswanderung veranlasst?

Aus der politischen Situation heraus und nach den ermittelten überlieferten Informationen können hier wohl als wichtigste Punkte aufgeführt werden:

Die preußische Politik zielte unter der Führung des Kanzlers Otto von Bismarck in den 1860-er Jahren eindeutig auf die Einigung Deutschlands unter Preußischer Vormachtstellung hin. Vor diesem Hintergrund waren bereits der deutsch-dänische Krieg in 1864 und der deutsch-österreichische Krieg in 1866 erfolgreich und mit den erwünschten Landgewinnen – vor allem im süddeutschen Raum - geführt worden und der deutsch-französische Krieg stand unmittelbar bevor. Die Anzahl der preußischen Infanterieregimenter wurde in dieser Zeit von 42 auf 88 erhöht, so dass eine schlagkräftige Armee zur Verfügung stand.  

Ignaz Bremer war bekannt, dass zum Deutsch-Dänischen Krieg 1864 insgesamt 21 junge Männer aus Cörbecke eingezogen wurden, von denen der Musketier Wilhelm Blömeke gefallen ist. Am Deutsch-Österreichischem Krieg 1866  waren 32 Körbecker als Soldaten beteiligt, von denen der Landwehrmann Clemens Degenhardt den sogenannten „Heldentot“ fand. Nun war Ignaz in 1866 zum Militärdienst beim Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 in Berlin eingezogen worden und hatte diesen im Spätsommer 1869 beendet. Nach Beendigung seiner Militärdienstzeit wurde er nicht entlassen sondern nur beurlaubt. In einem seiner späteren Briefe beschreibt er, wie er nach seiner Beurlaubung vom Militärdienst auf dem Rückweg von Berlin mit dem Zug bis Höxter und dann den Rest wegen fehlender Verbindungen zu Fuß (ca 25 km) von Höxter nach Körbecke mit Pause bei Verwandten in Borgholz (Nostitz und Scheideler) gegangen sei. Ihm war zu der Zeit bewusst, dass der deutsch-französische Krieg bevorstand und er als nur beurlaubter aber voll ausgebildeter Soldat sofort bei Beginn des Krieges eingezogen werden würde. In den Krieg ziehen wollte er jedoch auf keinen Fall. (in dem preußischen  „Gesetz, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste“ vom 09.Nov. 1867 heißt es in § 6: Die Verpflichtung zum Dienste im stehenden Heere …… dauert sieben Jahre. Während dieser sieben Jahre sind die Mannschaften die ersten drei Jahre zum ununterbrochenen aktiven Dienst verpflichtet. Während des Restes der siebenjährigen Dienstzeit sind die Mannschaften zur Reserve beurlaubt, insoweit nicht die jährlichen Uebungen, nothwendige Verstärkungen oder Mobilmachungen des Heeres die Einberufung zum Dienst erfordern“).

Alte Körbecker Kirche - erbaut 1663  -  abgerissen 1902 (aus Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen - 1939)

So besaß Ignaz Bremer keine Entlasspapiere vom Preußischen Militär und konnte deshalb auch keine Ausreisepapiere erhalten. Denn die erhielt nur der, der nachgewiesen hatte, dass keine Schulden mehr zu begleichen waren und der als männlicher Antragsteller vom  Militärdienst entlassen war.                         

In einem Brief hat mein Vater festgehalten, dass vor dem ersten Weltkrieg der damalige Pastor Schlathölter von Brinktown, Maries County,  Missouri (der gebürtig aus Essen und auf einem Heimatbesuch in Deutschland war)  in Körbecke bei meinem Urgroßvater Clemens Bremer zu Besuch gewesen ist und er das Gespräch als etwa 13-jähriger mitbekommen hat.  Dabei sei auch der Grund für die Auswanderung von Ignaz Bremer besprochen worden. Hier habe Clemens Bremer als Grund die schlechten Existenzmöglichkeiten und die Militärdienstszeit, die sein Bruder als menschenunwürdig angesehen habe,  genannt.

Sicher ist auch, dass er als Jüngstes von 5 lebenden Geschwistern keine Aussicht auf einen zur Existenzgründung reichenden Erbanteil und somit auch keine wirtschaftliche Grundlage zur Gründung einer eigenen Familie hatte.

Die vorstehenden Überlegungen und die offensichtlich feststehende Absicht von Ignaz Bremer und Anna Gladen, eine Familie zu gründen, dürfte zu dem gemeinsamen Entschluß geführt haben, nach Amerika auszuwandern.  Ermittelt habe ich, dass beide 1869 nach Amerika ausgewandert sind. Nach den Aufzeichnungen von Maria Jacobi ist Anna Gladen zuerst ausgewandert und Ignatz ihr gefolgt. Die Auswanderung ihres Sohnes wollte Ignatz Mutter unter allen Umständen verhindern. Als er sich vor seiner Abreise von ihr verabschieden wollte und zum Amthof ging, hat sie sich in ihr Zimmer eingeschlossen, um so seine Abreise zu verhindern. Dies hat zwar seine Entscheidung nicht mehr geändert, aber dieser fehlende Abschied von seiner Mutter hat ihn sein Leben lang belastet, wie er noch in einem Brief im Jahre 1911 schreibt.

 Die Auswanderung

Obwohl Ignaz Bremer und Anna Gladen in 1869 ausgewandert sind,  war die gezielte Planung einer gemeinsamen Auswanderung nicht möglich, da Ignaz nicht die erforderlichen Ausreise-Papiere besaß. Über den Zeitpunkt von Anna Gladens Auswanderung ist nichts bekannt. Ignatz begab sich Ende Sept. 1869 nach Bremen, um dort eine Schiffspassage nach Amerika zu buchen. Da er vom Militär nur beurlaubt war und somit keine Entlass-Papiere hatte, erhielt er in Bremen keine Schiffskarte. Die Schiffsagenten waren unter Eid verpflichtet, Schiffspassagen nur an Reisende mit vollständigen Papieren auszugeben. So vergingen etwa 8 Tage. Dann begab sich Ignaz Bremer nach Bremerhaven, fand dort einen „Winkeladvokaten“, wie er es in einem Brief nannte, der ihm eine Schiffskarte besorgte. Es ist deshalb davon auszugehen, dass Ignaz Deutschland unter fremden Namen verlassen hat. Eine in der Deutschen Auswanderer-Datenbank im „Historischen Museum Bremerhaven“ veranlasste Recherche zu Ignaz Bremer und Anna Gladen hat zu keinem Ergebnis geführt.

In einem Brief vom 09.01.1870 beschreibt er seine Schiffsreise recht ausführlich. Danach verließ das Schiff am 2. Oktober 1869 Bremerhaven. Am 4. Oktober abends erreichte es Southhampton in England, wo es bis zum Mittag des 5.10. vor Anker blieb. Dann ging es auf den Atlantik hinaus. Am 6. und 7. Oktober hatte er mit der bekannten Seekrankheit zu kämpfen. In dem Brief bedauerte es Ignaz Bremer außerordentlich, dass in den ersten Tagen überhaupt kein Sturm aufgetreten sei und                                              Soldatenbild - Ignaz Bremer hinten rechts

er schon befürchtete, in Amerika anzukommen, ohne einen Sturm erlebt zu haben. Am 10. und 11. Oktober aber hatte er das Vergnügen. Er schreibt: „Das Wasser schlug über das Vordeck und formte sich zu Bergen. Man konnte nicht stehen oder liegen ohne sich nicht an etwas festzuhalten“. Am 16. Oktober erreichten sie New York und wurden in Castle Garden (zentraler Landeplatz mit Halle für Einwanderer) abgesetzt. (Hier wurden die Einwanderer von Beamten beraten und konnten Fahrkarten für ihre Weiterreise kaufen. 1892 wurde Castle Garden geschlossen und durch Ellis Island abgelöst). Ignaz Bremer schreibt über Castle Garden und seine Ankunft: „ Dies ist ein großes Gebäude nahe am Wasser, in welches die Passagiere und das Reisegepäck landen. Um das Gepäck braucht man sich nicht weiter zu kümmern, als das man angibt, wohin es soll.  

Zu der Dauer der  Überfahrt ist anzumerken, dass in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur Segelschiffe im Einsatz waren, bei denen die Überfahrt abhängig vom Wind ca 7 - 10 Wochen dauerte. Mit dem Einsatz von Dampfschiffen ab Mitte des 19. Jahrhunderts verkürzte sich die Überfahrt auf etwa 15 Tage. So lange hat auch die Fahrt von Ignaz Bremer gedauert.  Im Monat Oktober 1869 sind am 9., 11., 16., 18. und 22. Schiffe aus Bremen in New York eingetroffen. Das am 16.10. eingetroffene Dampfschiff Hansa hat Bremen am 2.10. verlassen. Hierbei kann  es sich somit nur um das Schiff handeln, mit dem Ignatz Bremer nach Amerika ausgewandert ist.

Der Ankunftstag war ein Samstag und so blieb er bis Montag in New York, um danach nach St. Louis weiter zu fahren. In der Gegend um St. Louis lebten schon etliche Körbecker Auswanderer – sogar Verwandte wie die Familie von Johann Georg Bessen, einem Bruder seiner Mutter, und Anna Helena Theresia Bessen, eine Schwester seiner Mutter, die in St. Louis unter dem Namen Lewis oder auch Luis verheiratet war.

 Die ersten Schritte in der neuen Heimat

Über seine Ankunft in St. Louis am 2.11. und die Zeit danach  schreibt Ignaz Bremer: „Wir haben uns einige Tage bei Bruder Joseph (Jürgens/vom Amthof- K.B.) niedergelassen. Derselbe ist wohlhabend und macht gute Geschäfte.  Dann besuchte ich viele Körbecker, denen es allen recht gut geht. Am 27. besuchte ich Onkel Luis und Tante. Dieselben wohnen eine Stunde von der Stadt, und sind wohlhabend. Ich habe einen Monat bei ihnen gearbeitet. Bei diesem Onkel Luis und Tante handelt es sich um Anna Angela Theresia Bessen, geb 16.05.1802, einer Schwester seiner Mutter, die in jungen Jahren nach Amerika ausgewandert ist und in St. Louis mit einem Mann Luis oder auch Lewis aus Büren verheiratet war.

Weiter schreibt Ignaz: Am 5. Dez. kam Heinrich Bielefeld von Illinois nach St. Louis und holte seinen Bruder Franz nach Illinois (Heinrich Bielefeld stammte aus Welda. Sein Bruder Franz, Landwirt in Welda, hatte eine Maria Anna Jürgens aus Bölten Hause in Körbecke geheiratet. Diese war wiederum eine Schwester der Carolina Jürgens, die mit Johann Georg Bessen, einem Bruder von Ignaz Bremers Mutter, verheiratet war. Diese Familie Bessen hatte ihren Dreispänner-Besitz verkauft, war um 1855 ausgewandert und in Illinois, südlich von St. Louis, ansässig geworden - K.B.).  Um etwas zu erfahren, bin ich mitgemacht, nach Joseph Bessen, Clemens und Heinrich Bessen. Da hättest Du müssen bei mir sein lieber Bruder.  August Jostes (aus Körbecke) war auch mit, der wollte seine Schwester und Schwager besuchen (August Jostes stammte aus Davids Hause, lebte in St. Louis und war dort verheiratet; seine Schwester Carolina Wilhelmina hatte am 1.9.1861 den Heinrich Bessen in St. Louis geheiratet).   Wir fuhren auf dem Mississippi etwa 50 englische Meilen nach Prairie du Rocher, wo Bessens Joseph wohnt (Joseph Bessen war bereits 1851 nach Amerika ausgewandert und über New Orleans den Mississippi herauf gefahren bis Prairie du Rocher, wo er sich eine Farm aufbaute). Er wohnt am Ende der Stadt auf seiner über 400 Acre (= 640 Morgen K.B.) großen Farm.  Johannes Watermeier, Nögels (aus Körbecke), ist sein Hofmeister.  Joseph hat den Kopf voller Ränke, dass man herzlich über ihn lachen muss. Seine Frau und Kinder und Schwiegermutter sind noch recht wohl. Klemens Bessen wohnt auf derselben Farm, war aber nicht zu Hause. Ich traf nur seine Frau und Kinder. Wir kamen den 7. Dez. des Morgens bei Joseph Bessen an. Derselbe brachte uns mit seinem Wagen, unter Führung seines Hofmeisters nach Heinrich Bielefeld seiner Farm, welche 1 ½ Stunde weit von Prairie du Rocher ist.  Das war eine lustige Fahrt.  Vorn auf dem Wagen saß Nögels Johannes und Heinrich Bielefeld. Mitten saß August Jostes. Daneben stand der lustige Deklamant Joseph Bessen. Ein Fässchen Wiski machte stets die Runde. Hinten saßen ich und Franz Bielefeld.  Wir hielten uns beim Bielefeld einige Stunden auf und fuhren dann 1 ½ Stunden weiter zum Heinrich Bessen, wo wir uns einige Tage bis zum 10. aufhielten.

 Als wir beim Heinrich Bessen waren, war etwas unfreundliches Wetter, sonst wäre ich auch mal nach Red Bud gemacht und hätte das Grab unseres Onkels (Johannes Georg Bessen, der 1865 gestorben war  K. B.) besucht. Als wir fortmachten, fuhr uns Heinrich Bessen nach St. Genevieve an den Mississippi zum Landungsplatze. Unterwegs trafen wir den Clemens Richter (aus Körbecke - K.B.) an, welcher mit 2 mächtigen Ochsen Holz fuhr. Heinrich Bessen ist ein guter verständiger Mann und es geht ihm recht gut. Als ich von der Reise zu meinem Onkel Luis zurückkam, war sein Schwiegersohn aus Edwardsville da, welches 18 englische Meilen von St. Louis, in Ilinois liegt. Derselbe besitzt eine tüchtige Farm. Da ich gerne an einen Platz wollte, wo nur englisch gesprochen wird, so machte ich mit ihm“.

Ignaz Bremer fand dann zunächst Arbeit in Edvardsville in Illinois auf der Farm eines schottischen Einwanderers. Er verdiente dort ½ $ am Tag.  In dem hier mehrfach zitiertem Brief, der vom 9. Jan 1870 aus Edvardsville stammt und an Clemens Bremer adressiert ist, schreibt er zum Schluss über die Sorgen, die er seiner Mutter durch seine Flucht aus Deutschland bereitet hat, und gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie ihm bald schreibt und verzeiht.  Weiter führt er aus: “Ansonsten habe ich keine Sorgen und ich fühle mich hier sehr wohl. Jetzt will ich nur sagen, es ist tatsächlich ein Land wo Milch und Honig fließt“.

 Der weitere Weg von Anna und Ignaz Bremer

Von diesem Zeitpunkt an fehlen zunächst weitere Informationen. Es gibt keinen Hinweis zu seiner Freundin Anna Gladen. Es konnte als nächstes ermittelt werden, dass er und Anna Gladen am 17.Oktober 1870 in der St. Liborius Church in St. Louis getraut wurden. Nach den Unterlagen aus dem Archiv in Vienna, der Hauptstadt von Maries County, erwarb Ignaz Bremer 6 Wochen später, am 28. Nov. 1870, von George W. und Frau Mary Ann Shaw 80 Acres (= 130 Morgen) Land. Dafür bezahlte er 600 US $. Dieser Betrag stammte aus seinem Erbteil, der in einem 1979 geschrie -benen Brief von Paula Gockeln geb. Bremer – die letzte Bremer im Elternhaus von Ignaz Bremer – mit 1.400 Taler beziffert wurde. Meine Recher- chen hierzu haben ergeben, dass diese Summe zur damaligen Zeit etwa 1.000 US $ entsprach. Auf diesem erworbenen und noch urbar zu machenden Land stand eine kleine Blockhütte, in der Ignaz mit Anna gelebt haben dürfte, bis das größere Wohnhaus errichtet war, dass er in einem Brief aus 1912 näher beschrieben hat.  Vermutlich hat er zusätzliches äußerst günstiges aber ebenfalls noch urbar zu machendes Land nach dem damaligen amerikanischen „Homestead Act von 1862 zur Siedlung der Einwanderer im Westen“ mit einem weiteren Teil des Geldes erworben. Seine Nichte Maria schrieb in ihren Aufzeichnungen: …. Er hatte dort einen schweren Anfang, musste hart arbeiten, da er das gekaufte Land erst urbar machen musste ……..  Weiter geht aus den Unterlagen hervor, dass der erste Sohn John William Bremer am 15.08.1871 in Brinktown geboren wurde.    Wie eine solche Ansiedlung zu damaliger Zeit  

 

Das erste Wohnhaus, das Ignatz Bremer baute – im Brief von 1912 beschrieben – bewohnt bis 1918 - abgerissen 1970 - aufgenommen 1969         Ignatz Bremers Smoke-house  (Räucherhaus)

 aussah, ist sehr einprägsam in der Chronik über die Entwicklung der Pfarrgemeinde von Brinktown beschrieben, die 1991 zum 100-jährigen Jubiläum des zweiten Kirchenbaues für Brinktown herausgegeben wurde. An diesem und auch an dem ersten Kirchenbau hat Ignaz Bremer maßgeblich mitgewirkt. Beschrieben ist die Ansiedlung von John Wolfgang Viessmann, der gemeinsam mit Ignaz Bremer 1873/74 und 1891 die erste und zweite Kirche und auch das Pfarrhaus mit gebaut hat.

„Im Jahre 1859 (also etwa 10 Jahre vor Ignatz Bremer – K.B.) schaute John Wolfgang Viessmann über eine Gegend in Maries County, die dicht mit Unterholz und Bäumen bewachsen war. Ihm war bekannt dass hier in der Nähe Indianer lebten, die sich das Notwendigste für ihren Lebensunterhalt durch Jagen, Fallenstellen und Pflanzenanbau besorgten. Als er die Gegend näher auskundschaftete, stieß er auch auf einige Einwanderer, die von Nord Carolina nach hier gezogen waren, hier siedelten und so auf ein besseres Leben auf einer Farm hofften. John W. Viessmann wünschte dasselbe und so suchte er nach einer Stelle, auf der Bäume standen, eine Quelle mit reinem Wasser war und die für den Bau einer Hütte geeignet schien. Er fand eine Quelle (an einer Stelle, die 200 Yards südlich von dem heutigen Friedhof der Schutzengelgemeinde von Brinktown liegt) und eine Stelle mit Bäumen, die geeignet war für eine Hütte und so kam er in diese Gegend von Maries County.  Eine Vertragsurkunde übertrug ihm Land in der Section 17 TWP 39, Reihe 11 in 1860. Wenig später hatte er ein Holzhaus gebaut, ausreichend groß für sich, seine Frau (Theresia Lauterback) und die Kinder“.

An späterer Stelle wird ausgeführt: „Wer alle zum Kirchenbau (1873/74) mitgeholfen hat, ist nicht schriftlich festgehalten – aber ein paar Namen wurden aufgeschrieben. William Isenberg war der erste, der Holz für die Kirche heranfuhr. Ignatius Bremer transportierte Holz aus seinem Wald mit seinen Ochsen“.  Zu diesem Zeitpunkt hatte Ignaz Bremer seine Farm schon soweit entwickelt, dass er sich mit seinem Ochsengespann am Bau der Kirche beteiligen konnte.

Dass er etwa um 1870/71 in Brinktown gesiedelt hat, kann man auch einem Brief von 1893 entnehmen, in dem berichtet, dass er 10 Ochsen zum Schlachten nach St. Louis gebracht hat und so nach 22 Jahren erstmals wieder dorthin gekommen ist.  Es folgten die Geburten der Kinder Mary Bremer am 01.April 1873 und Theresa Bremer am 30. Januar 1875. Erst in einem Brief vom 08.April 1877 an seine Mutter erfahren wir wieder etwas von ihm und wie es ihm geht. In dem Brief äußert er sein Unverständnis darüber, dass seine Mutter seine Briefe – wohl aus Verärgerung über seine nicht gewünschte Emigration – nicht beantwortet. Er schreibt aber auch, dass es ihm und seiner Familie gut geht und sie sehr zufrieden sind.  Hier heißt es: „Durch fleißiges Arbeiten gewinnt meine Farm jährlich an Wert und Ausdehnung und in Folge dessen vermehrt sich jährlich der Viehstand und der Wohlstand. Unsere Kinder wachsen heran und versprechen die schönsten Hoffnungen“.  In einem späteren Brief schreibt Ignatius, dass sie jeden Winter mehrere Acre (1 Acre = 4.044 qm) Holzland räumen lassen (urbar machen), wovon das ausreichend dicke Holz zu Ofenholz geschnitten  und der Rest auf dem Lande verbrannt werde. So vergrößerte sich die Ackerland-Fläche ständig. Ab diesem Zeitpunkt lebten Ignaz und seine Familie sicherlich in einem gewissen Wohlstand und hatten keine Not zu leiden. Dies bedeutete aber auch, dass er, seine Frau und auch die heranwachsenden Kinder immer hart arbeiten und sehr gut wirtschaften mussten.  In 1877 am 23. Juni wurde die Tochter Elisabeth geboren, deren Patin übrigens eine Frau Prent geb. Müller aus St. Louis, gebürtig aus Welda (16 km von Körbecke entfernt) war, eine Cousine seiner Frau Anna Gladen. Es könnte sein, dass seine Frau Anna nach ihrer Auswanderung bei dieser Cousine in St. Louis bis zu ihrer Heirat im Oktober 1870 gelebt hat. Sophia Müller hatte am 14.1.1866 den ebenfalls aus Deutschland stammenden Georg Prent geheiratet. Als weitere Kinder wurden Clemens am 07.April 1879, Anna am 08. Dez.1880 und Joseph am 01.Januar 1883 geboren.

    Ignatz Bremer und Anna Gladen mit 6 ihrer Kinder - der Sohn John fehlt - aufgenommen 1894                    Ignatz Bremer - aufgenommen 1912

Interessant ist und nicht aufgeklärt werden konnte zu Anna Gladen, dass sie nach den Eintragungen im Kirchenbuch als Anna Christina Gladen am 30.03.1841 in Menne geboren ist.  Nach den vorhandenen Daten im Elternhaus von Ignaz Bremer ist sie am 16.8.1842 geboren. Bei den Nachfahren in Amerika steht in den Unterlagen, unter anderem auf der Todesbescheinigung, der 16.9.1842 als Geburtsdatum während auf ihrem Grabstein der 6.8.1842 genannt und in einem Familienbuch mit Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten des jüngsten Sohnes und Hoferben Joseph Bremer der 5.8.1842 eingetragen ist. Nachdem uns 3 unterschiedliche Daten bekannt waren, haben wir Carol Hunt hierauf hingewiesen. Nach einiger Zeit schrieb sie uns dazu: „I thought I would be able to solve the mystery of Anna`s birthdate—instead it just became more mysterious”. (ich dachte, ich könnte die Ungereimtheiten um Anna`s  Geburtsdaten  klären, stattdessen wurde es noch mysteriöser) und ließ uns wissen, dass sie noch zwei weitere Geburtsdaten gefunden hatte. Nun waren es fünf verschiedene.  

Die Bürgerrechte der Vereinigten Staaten von Amerika erwarb Ignaz Bremer am 12. Oktober 1880. Die Voraussetzungen, mindestens 5 Jahre ununter-brochen in den Vereinigten Staaten gelebt zu haben, waren erfüllt, und mit dem erforderlichen Eid auf die Verfassung der Vereinigten Staaten vor dem Kreisgericht in Vienna, der Hauptstadt von Maries County, und zugleich  der Verzicht und das Abschwören  einer Zugehörigkeit zu einem fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen, machten ihn zu einem Bürger der Vereinigten Staaten.

Für die Zeit von 1877 bis 1893 gibt es keinerlei Informationen über seine Familie und seine Kinder außer den vorstehenden Geburtsdaten.  Auch seine Urenkelin Carol konnte trotz intensivster Suche in ihrer Verwandschaft keine näheren Informationen finden.  Beigetragen dazu haben mag auch, dass nach Angaben von Carol bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts sogenannte Entsorgungsfirmen über die Farmen zogen und sich erboten, auf den Böden gesammelte und zurückgelegte nicht mehr benötigte Gegenstände unentgeltlich zu entsorgen. Hierbei dürften nach Carols Einschätzung nicht nur wertvolle alte Familienstücke und Erinnerungsgegenstände sondern auch Urkunden und andere informative Schriftstücke von Ignatz Farm mitgenommen worden sein.  Die letzten Zeitzeugen auf amerikanischer Seite, Enkelkinder von Ignaz Bremer, sind in den vergangenen Jahren verstorben, so dass nur Zufallsfunde einige zusätzliche Informationen liefern könnten.

Für die Zeit von 1893 bis zu seinem Tode in 1916 kann aus 19 in der Verwandschaft in Körbecke aufgefundenen Briefen von ihm sein weiterer Lebenslauf und die Entwicklung seiner Farm sowie seine eigene Einschätzung der jeweiligen allgemeinen politischen und wirtschaftlichen  Lage entnommen werden. 

Im April 1893 schreibt er sowohl an seinen Bruder Carl als auch an seine Schwester Friderika. Er schickt ein neu aufgenommenes Bild von seiner Familie mit dem Bemerken, dass die 18 jährige Theresia und die 20 jährige Mary bereits verheiratet sind und er bereits bei beiden Großvater ist. Weiter berichtet er, dass er im Februar 1893 10 gemästete Ochsen mit der Bahn zu den Viehöfen in das 138 Meilen entfernte St. Louis zum Schlachten gebracht hat und erstmals nach 22 Jahren wieder in St. Louis war. Erstaunt und fasziniert zeigte er sich über die Errungenschaften der Neuzeit. Elektrische Straßenbeleuchtung, elektrischer Straßenbahnbetrieb, welcher wirklich großartig ist. In alle Richtungen fahren elektrische Waggons und man sieht kaum Fußgänger. Dann die zwei Brücken, die den Mississippi überspannen – großartige Bauwerke.  Übernachtet hat er zunächst bei der Familie Prent, Später hat er noch einige Bekannte aus Cörbecke besucht. Zunächst Henry Jürgens (vom Amthof), dessen Reklameschild er bereits von der Straßenbahn aus gesehen hatte „Henry Juergens Grocery & Beer Saloon“.  Er beschreibt, wie er  zum Schanktisch des Saloons gegangen ist und dort etwas zu trinken bestellt hat. Er lud Henry ein, mit ihm auf alte Bekanntschaft zu trinken, er sei nämlich ein Landsmann und sie hätten sich früher gut gekannt. Nach 22. Jahren erkannte Henry ihn nicht, bis er sich zu erkennen gab. Die weiteren Bekannten, die er besuchte, waren eine Frau Dierkes –früher Herbolds Liesbet und Clemens Richter (früher der Rasche),  Er berichtet weiter über die schlechten Weizenpreise, so dass sie 300 Hühner mit Weizen füttern und dafür die gut bezahlten Eier verkaufen. 

Im November 1894 beantwortet er wieder einen Brief seines Bruders Carl und bedankt sich für ein Bild, das dieser ihm gesandt hat. Er spricht Carls Tochter Maria an, die in Rikesannen Haus geheiratet hat und schon seit 1890 Witwe ist und auch bleiben will.  Weiter berichtet er über die Arbeitslosenproblematik in den USA und die privaten Armeen, die sich gebildet haben und nach Washington marschiert sind, um dort zu demonstrieren. Er beklagt weiterhin die niedrigen Getreidepreise, zeigt sich zufrieden über die guten Schweinepreise und berichtet, dass er letzten Winter eine Ladung Schweine nach St. Louis gebracht hat und jetzt jeden Monat eine Ladung fettes Vieh durch seine Schwiegersöhne dorthin transportiert wird. Da die Schwiegersöhne auch eigene Farmen in seiner Nähe hatten, ist sicherlich immer ein gemeinsamer Transport von fettem Vieh von allen 3 Farmen geliefert worden.  Er schreibt über den Bau einer neuen Kirche (aus Holz) in Brinktown, für dessen Durchführung sein Schwiegersohn verantwortlich ist. Die Kirche ist 26 Meter lang und 11 Meter breit.  Erstaunlich klingt zunächst, wenn er berichtet, dass er 2 gute Arbeitspferde verschenkt hat, weil er zu viele Pferde hatte. Dies wird jedoch verständlich, wenn man weiter liest, dass Pferde zu  der Zeit fasst unverkäuflich waren.

Im nächsten vorhandenen Brief von 1905 an seinen Bruder Clemens schreibt er von der goldenen Hochzeit des Bruders Carl in seinem Elternhause. Er hofft, dass dies  beim Eintreffen europäischer Nachrichten löblich vermerkt wird. Hieraus ist zu schließen, dass es deutsche Zeitungen gab, die die Auswanderer abonniert hatten, um so regelmäßig etwas aus Deutschland zu erfahren.  Er fährt fort „so sah ich z.B. voriges Jahr die goldene Hochzeitsfeier des Theodor Derenthal in Rösebeck löblich vermerkt“. Weiter schreibt er von seinem Sohn Clemens, der in St. Louis eine eigene Firma gründen will und von dem ungewöhnlich strengen Winter.  Vom Postdienst berichtet er, dass auf dem Lande eine freie Anlieferung eingeführt wurde. Dazu müssen die Anwohner an der Postroute einen Briefkasten errichten und die Postämter entsprechend informieren. Seine Farm liegt eine Meile von der Postroute entfernt. Meistens holt er jedoch die Post vom Postamt ab, weil dort ohnehin noch andere Geschäfte abgewickelt werden müssen. Auch geht bereits eine Telefonleitung über sein Farmgelände.

In einem Brief vom 18.05.1910 an seinen Bruder Clemens berichtet Ignatz, dass sich der Wohlstand der Landbevölkerung während der letzten Jahre sehr gehoben hat. Die meisten Familien haben Telefon, täglich hört man das Pfeifen der Dampf-Sägemühlen, die die vorhandenen dicken Eichen schneiden, um Bauholz für moderne Gebäude zu bekommen. Sonntags bei der Kirche ist der Kirchplatz mit Kutschwagen gefüllt, „das könnten sich die Leute jetzt leisten“. Auch der Preis für das Land ist in den letzten Jahren stark gestiegen. So wird jetzt auch Land, das nicht unter Kultur ist, als Viehweide eingezäunt. Dies hat er mittlerweile auch getan und eine eingezäunte Viehweide von 80 Acre (= 130 Morgen K.B.) und im nächsten Winter soll der Rest von 40 Acre folgen. Nach einem Gesetz (Stock law) sollte das freie Umherlaufen des Viehs ab 1910 verboten sein. Dieses Gesetz ist aber wegen eines Formfehlers erst später in Kraft getreten.  Es folgt ein weiterer Hinweis auf „die Lokalnachrichten aus der alten Heimat“ in denen er gelesen hat, dass bei einer Dorfschlacht, welche zwischen Jugendlichen im Alter von 17 bis 30 Jahren aus den Gemeinden Ostheim und Lamerden ausgefochten wurde, ein Fehling aus Ostheim sein Leben eingebüßt hat. Gegen die Täter aus Lamerden seien Gefängnisstrafen von 9, 5 bzw 4 Monate verhängt worden. Er schreibt über seine Tochter Elisabeth, deren Mann verstorben ist, dass sie dennoch mit ihrem 16 jährigen Sohn und der 14 jährigen Tochter die Farm gut bewirtschaftet. Auch über seine anderen Kinder und Enkelkinder berichtet er ausführlich. Zum Schluß erwähnt er, dass er eine weitere Farm in der Nähe zugekauft hat, die von ihm als Niederlassung bezeichnet wird, weil die Bewirtschaftung vom alten Wohnsitz aus erfolgt. Ausdrücklich erwähnt er, dass sie alle noch gesund sind und es ihnen und den Kindern allen gut geht.

In einem kurzen Brief vom 16.07.1910 an seinen Bruder Clemens, dem er eine Karte von Maries County gesandt hat, erläutert er diesem die Lage seiner Farm. Weiter berichtet er, dass sein Sohn Clemens ein sehr gut gehendes Geschäft in St. Louis hat. Von Henry Jürgens schreibt er, dass dieser sein Geschäft verkauft hat und von dem ersparten lebt. Er wollte ihn nun auch auf seiner Farm besuchen, eine Erkrankung (Gelbsucht) verhinderte diesen Besuch jedoch.

In einem weiteren Brief vom 3.9.1910 berichtet er, dass Henry Jürgens am 3.8.1910 gestorben ist. In diesem Brief schreibt er ausführlich über Henry Jürgens, der bereits einmal ausgewandert, dann wieder zurückgekommen und mit ihm erneut ausgewandert war.  

In seinem  Brief vom 30.11.1911 an seinen Bruder Clemens ist erstmals in seinen vielen vorliegenden Schreiben seine Frau Anna erwähnt. Er berichtet von ihrem Tod. Wenn er auch nur indirekt über sie schreibt, so merkt man doch, wie sehr er unter ihrem Ableben gelitten hat. Dies kommt deutlich zum Ausdruck, wie aus dem nachstehenden Auszug ersichtlich wird.

 „Lieber Bruder,

wenn ich in vergangenen glücklichen Zeiten am Ende eines Jahres Rückschau hielt über den Verlauf und die Errungenschaften desselben, dann konnte ich stets mit Befriedigung und frohem Mute zum neuen Jahr übergehen. Außer dem traurigen Ende eines unserer Schwiegersöhne hatte uns fast kein nennenswertes Unglück betroffen. Auch das nun zu Ende gehende Jahr hatte sich bei uns mit gewohnter Freundlichkeit eingestellt ohne die geringste Vermutung, wie ungünstig mir sein weiterer Verlauf sein sollte.

Ein unbesetzter Stuhl neben mir in meiner einsamen Stube steht da als Symbol des Ereignisses dieses für mich so traurigen Jahres. Auf dem Friedhofe bei Brinktown steht auf einen Marmorstein eine Inschrift, aus welcher unsere Nachkommenschaft ersehen mag, dass dort ihre Ahnmutter zur letzten Ruhe gebettet ist.

Mein  Sohn und meine Schwiegertochter bemühen sich, mir die liebende Fürsorge der Mama zu ersetzen, was ich dankbar anerkenne, hat jedoch nicht den Wert einer liebenden Frau. Du hast ja auch wohl dieselbe Erfahrung gemacht. Des Herren Wille geschehe“.

 Anna Bremer, geb. Gladen war am 16. April 1911, am Ostersonntag, an einer Grippeerkrankung mit einer Bronchial-Infektion gestorben, „eine sehr passende Zeit für eine Seele, die Erde zu verlassen und seinen Herrgott zu treffen“ wie es in einem Nachruf in der dortigen Zeitung hieß.

In einem weiteren Brief vom 29.12.1911 an seine Schwester Friderika läßt er seinen Gefühlen freien Lauf. Seine Lieblingsnichte Maria Jürgens hatte ihm ein Bild seiner Mutter geschickt, die bereits 1883 gestorben war. Bisher war er der Ansicht, es gäbe kein Bild von ihr und als er es nun einen Tag vor Weihnachten erhielt, verlor er völlig die Fassung, weinte und bedauerte, dass seine liebe Frau Anna nicht mehr an seiner großen Freude über dieses Bild teilhaben könne und diese Freude durch ihren Tod doch mit Wehmut gemischt sei. Denn sie hätten doch immer Freud und Leid gemeinsam getragen und seien dabei so glücklich gewesen. Dann schreibt er erstmals ausführlich über seine Frau, ihre guten Eigenschaften und das Ansehen und die Ehre die sie damit der ganzen Familie erworben habe. 

Im zweiten Teil dieses Briefes berichtet er von seinen Kindern und Enkelkindern. Weiter erwähnt er einen Besuch bei seiner Tante Jürgens. Es handelt sich hierbei um die 95 Jahre alte Witwe  von Clemens August Jürgens aus Bölten Hause in Körbecke, der 1810 geboren,  um 1835 in die USA ausgewandert ist und in Boone, Maries County, Missouri eine eigene Farm bewirtschaftet hatte.

Sein Bruder Clemens erhält am 17.6.1912 einen unter dem 1.6.1912 verfassten Brief, in dem er ihn als Naturfreund und Poet anspricht, der ja diese Eigenschaften auch hinreichend in seinem Gedichtsband „Landmannsklänge“ ausgedrückt habe.  Er schreibt über den kalten Winter, das  verspätete Ausbringen der Feldfrüchte, die guten Preise für Farmprodukte und die noch weit verbreitete oberflächliche und gleichgültige Nutzung des Bodens.  Auch Vorkommnisse bei der Deutschen Reichstagswahl, die Titanic-Katastrophe und die bevorstehende  amerikanische Präsidentschaftswahl  sind in diesem Brief angesprochen. Seine große Sorge über die Gefährdung der Menschen durch die Verbreitung des Automobils kommen ebenso zum Ausdruck. „Der Pastor Schlathölter in Brinktown und ein Arzt in Vienna machen nun auch in Maries County die Wege unsicher“.  Von den 114 Counties im Staate Missouri seien nur noch 2 Counties ohne Auto.

Im Brief vom 30.11.1912 an seinen Bruder Clemens betrauert er den Tod des in dem Jahr verstorbenen Bruders Carl Bremer.  Erst jetzt habe er erfahren, dass der Bruder Carl für seine außerordentlichen Leistungen für das Gemeinwohl der Menschen in der dortigen Region Ritter des königlichen Kronenordens IV. Klasse geworden sei.  Er spricht seinen Kontakt mit seinem geistlichen Neffen Joseph – einem Sohn von Carl – an, der zu dieser Zeit Leiter der Anstalt in Niedermarsberg war, berichtet über die regelmäßigen Besuche des Pastors Schlathölter bei ihm, über den Brand im Warenlager der Gebrüder Winkelmann in Brinktown – durch ein Gewitter verursacht – und den Wiederaufbau dieses Geschäftes.  Neuigkeiten und Veränderungen aus seiner Familie werden ebenso angesprochen wie Besonderheiten im Postverkehr und in seiner Nachbarschaft. So liest man auch über seine Aufgabe als Betreuer für eine Farmfamilie, deren Inhaber früh verstorben war, und die er so lange betreut hat bis der Sohn herangewachsen und selbständig war.

Einen größeren Teil widmet er erstmalig in diesem Brief seiner Farm und den darauf befindlichen Gebäuden. Der Leser erfährt, dass die Farm zur Zeit aus 452 Acres (= 732 Morgen) besteht,  entstanden aus der ursprünglichen Farm von 332 Acres und aus vor 4 Jahren hinzugekauften 120 Acres. Davon sind 140 Acres unter Kultur, der Rest ist Wald und Viehweide. Über die Gebäude auf der Farm schreibt Ignatz Bremer wie folgt: „Auf unserer Farm befinden sich 15 Gebäude. Wohnhaus 46 Fuß lang x 36 Fuß breit – (1 Fuß = 30,48 cm). Enthaltend 9 Zimmer und Veranda. Scheune für Pferde 40 x 36. Scheune für Kühe 38 x 38. Maschinen- und Wagen-Remise 24 x 30. Ein anderes für denselben Zweck 18 x 16. Weizenspeicher mit Keller 18 x 16. Provianthaus 16 x 14. Ein Hühnerhaus aus Zement 16 x 16.  Zwei Hühnerhäuser 14 x 10. Einen Stall für gelegentliche Zwecke 26 x 26. Drei Maisspeicher 12 x 10. Ein Haus zum Trocknen von Obst 10 x 8. Als Zugabe ist noch eins, welches nur 6 Fuß lang bei 4 Fuß breit ist. Du siehst daraus, dass einige Gebäude klein sind. Sie entsprechen den Bedürfnissen besser, als wenn der Raum in weniger und größeren Gebäuden enthalten wäre. Alle haben Arbeit und Geld gekostet.“ 

Weiter erwähnt Ignatz, dass er die Farm vor einem Jahr seinen Sohn Joseph übertragen hat und die anderen Kinder abgefunden sind. Dann zieht er folgendes Fazit: „Aus Obigem geht hervor, dass ich bei einem Rückblick mit meinem Erfolg zufrieden sein kann und auch bin. Ich hätte gewünscht, dass unsere liebe Mama (seine Frau – K.B.) welche viel zu unsern Errungenschaften mitgewirkt hat, sich derselben hätte länger erfreuen können.  

In einem längeren Brief an seine Schwester Friderika vom 8.11.1913 bedankt er sich für die Bilder, die der Pastor Schlathölter, der aus Essen stammt, von einem Heimatbesuch in Deutschland  aus Körbecke mitgebracht hat.  Seine Haushälterin Miss Barbara, hat an der Reise teilgenommen und beide schwärmten von der Gastfreundschaft in Körbecke. Im Weiteren berichtet er von seinen Kindern und Schwiegersöhnen, von deren Farmen und ihren Erfolgen.  

In einem Brief vom 8.2.1915 an seinen Bruder Clemens wird erstmals der 1. Weltkrieg angesprochen. Obwohl zu diesem Zeitpunkt schon 35 Jahre amerikanischer Staatsbürger, merkt man sofort, dass Ignaz in seinem innersten Deutscher geblieben ist. Alles was die tun, die gegen Deutschland kämpfen, ist schlecht. Er berichtet über das Kriegsmaterial, dass „eure Feinde“ aus Amerika beziehen und sagt dazu: „wir wollen hoffen, dass sie kein Glück damit haben werden“.  Weiter führt er aus, dass überall Geld kollektiert wird für die durch den Krieg in Not gekommenen in Deutschland und Österreich. In Kirchen, Vereinen sowie in deutschfreundlichen Zeitungsredaktionen sind Sammelstellen.

Sein letzter vor-liegender Brief ist vom 14.2.1916 an seine Schwe-ster Friderika. Auch in diesem Brief spielt der Krieg natürlich eine wesentliche Rolle. Er enthält auch einen Hin-weis, dass der Pastor Schlat-hölter inzwischen verstorben ist und dass es zwischen der Haushälterin und einem Bruder von ihm über die Hinterlassenschaften Streit gegeben hat, der gerichtlich geklärt werden musste.  Er bezeichnet sich in diesem Brief noch als gesund und tatkräftig, spricht aber auch den Gedanken aus, dass er eines Tages in ein besseres Jenseits hinübergehen werde.     

Seine Nichte Maria Jacobi hat zu Ignaz Bremers Tod folgendes in ihrer Familienchronik festgehalten: „Im Frühjahr 1916 schrieb Onkel Ignaz noch mal. Auch dass er sich recht wohl fühle. Als dann später die Briefe ausblieben, glaubten wir, des Krieges wegen käme nichts durch. Zu unserer Betrübnis erhielten wir im Winter die Nachricht seines Sohnes Joseph, dass er am 1. October seiner lieben Gattin in die Ewigkeit gefolgt sei. 

Grabsteine von Ignatz Bremer und Anna geborene Gladen - aufgenommen von Carol Hunt 2005

Er war über ihren im Jahre 1911 nach kurzer Krankheit (Grippe) erfolgten Tod sehr schwer hinweggekommen. Den ganzen Sommer leidend, hatte er noch eine Reise nach St. Louis zu seinen Sohn Clemens unternommen, in der Hoffnung, dort noch ärztliche Hilfe zu bekommen. Nach Hause zurückgekehrt, starb er am 1. Oct. 1916 (an Nierenleiden – K.B.) tief betrauert von seinen Kindern, Verwandten und Freunden“. 

 Die nächste Generation auf der Farm

Wie schon vorstehend ausgeführt, erbte Ignaz Bremers jüngster Sohn Joseph, der mit Mary Wieberg verheiratet war, die elterliche Farm. Er ist als letzter von Ignaz Kindern am 24.8.1969 gestorben. Joseph Bremer hatte 4 Kinder. Sein ältester Sohn Fred Bremer, geb. am 30.09.1909 in Brinktown, Missouri, hatte eine Farm in Belle, Missouri und ist dort in 1991 verstorben. Fred war der Vater von unserer Cousine 3. Grades Carol Hunt, geb. Bremer. Der zweite Sohn Henry Bremer lebte unverheiratet auf der elterlichen Farm und starb am

   Das von Ignaz Sohn Joseph 1919 erbaute neue Wohnhaus auf der Farm -  Aufnahme von Carol Hunt in  2005  

  1. Januar 1960, 48 Jahre alt, an Leukämie. Der dritte Sohn Clemens Bremer war ebenfalls nicht verheiratet und hatte eine Farm in Bland Missouri. Er ist im Frühjahr 2005 gestorben.  Die jüngste Tochter Mayme war in St. Louis verheiratet und starb dort  im Februar 2004.

Da die Kinder alle eigene Farmen hatten bzw. anderweitig versorgt waren, hat Mary Bremer geb. Wieberg in 1970 die Farm verkauft, nachdem sie zu ihrer Tochter Mayme gezogen war und gemeinsam mit deren Familie zunächst versucht hatte, zeitweise auf der Farm zu leben und sie so der Familie zu erhalten. Da die Farm immer wieder längere Zeit leer stand, machte sich dort sehr schnell der Vandalismus breit. So waren sie zu dem Verkauf gezwungen. Mayme Panhorst geb. Bremer schreibt in einem uns vorliegendem Brief, dass sie alle sehr traurig gewesen seien, die Farm, die der Großvater aufgebaut hatte und die 1970 über 1000 Acre = 1650 Morgen groß war, an einem Fremden verkaufen zu müssen.  Mit diesem Verkauf soll die Geschichte über die  Auswanderung von Ignatz Bremer und seiner Frau Anna Gladen schließen. 

 Den Nachkommen zur Erinnerung

Der Bruder von Ignaz Bremer, Clemens Bremer, hat seine Chronik für Cörbecke, die er in 1906 mit über 280 handgeschriebenen Seiten abschloß, mit dem Satz begonnen. „Zur Information und zum Andenken für unsere Nachkommen“. So kann und soll auch durch diese Aufzeichnungen und die beigefügten Unterlagen den Nachkommen von Ignaz Bremer und Anna Gladen in Amerika das bisherige Dunkel über ihre Ahnen erhellt  und diese vor dem Vergessensein bewahrt werden. Hierzu wird auch das Vorhaben seiner Urenkelin Carol Hunt beitragen, ein Familientreffen aller Nachfahren von den beiden Vorgenannten zu organisieren. So werden diese die Möglichkeit haben, mehr über ihre deutschen Vorfahren Ignaz Bremer und Anna Gladen zu erfahren. Informationen und Bilder über die Orte, wo sie geboren wurden und aufgewachsen sind, über die Vorfahren und Geschwister von ihnen, illustriert mit vielen Bildern und Erzählungen, die Carol Hunt während ihres Besuches bei uns aufgenommen hat und die verstorbene, sehr weitsichtige nahe Verwandte von Ignaz Bremer aufgeschrieben, aufbewahrt und so für die Nachwelt festgehalten haben. Dokumente aus seiner Jugend- und Militärzeit, 22 seiner Briefe, die er an seine Mutter und seine Geschwister geschrieben hat, seine Einbürgerungsurkunde in die USA sowie in den örtlichen Zeitungen veröffentliche Nachrufe auf die beiden Gründer der Farm, nachdem sie verstorben waren. All diese Unterlagen sind aus der Versenkung aufgetaucht und so haben die Nachfahren (7 Kinder und 43 Enkelkinder, die Anzahl der nächsten Generationen ist unbekannt) von den beiden Auswanderern nun die Wurzeln für ihre Familiengeschichte, von der sie bisher nichts wußten und die sie vermutlich nicht mehr zu bekommen glaubten. 

Die überschwängliche Resonanz und Dankbarkeit sind dem Verfasser genug Dank und Anerkennung für die Arbeit, die notwendig war, um all diese Informationen zu suchen, zusammenzutragen und in dieser Geschichte aufzuschreiben. Der Kontakt zu den gefundenen Verwandten in Amerika wird weiterhin bestehen bleiben….  

                                       Ignaz Bremers Führungszeugnis bei seiner Entlassung aus dem Militärdienst (erhalten von Carol Hunt geb. Bremer)

 

                                                              Kopie der Original-Einbürgerungsurkunde von Ignaz Bremer (1-3) (erhalten von Carol Hunt geb. Bremer)







                                                 

Originaltext der Einbürgerungsurkunde für Ignaz Bremer (Einbürgerung in die USA)     State of Missouri County of Maries                                                       October term 1880      In the Circuit Court of said county on the 12th day of October 1880 the following among other proceedings were had viz Be it remembered that on the 12th day of October 1880, Ignatz Bremer a native of the Kingdom of Prussia came into court and made application to become a citizen of the United States and it appeared to the satisfaction of the court that more than two years ago the said Ignatz Bremer made oath before R. W. Anderson, Circuit Court Clerk of Maries County, Missouri, on the holy Evangelists of Almighty God that it was bonafied his intention to become a citizen of the United States and to renounce and abjure forever all allegiance and fidelity to every foreign Prince, potentate state and sovereignty whatever and particularly all allegiance and fidelity to William, King of Prussia, and it being proven to the court by the testimony of Henry Winkle and Adam Sudheimer citizens of the United States who were examined on their oaths as witnesses that the said Ignatz Bremer has resided continuously within the United States five years and one year at least immediate by preceeding this application in the state of Missouri and that during that time he has behaved as a man of good moral character attached to the principles of the constitution of the United States and well disposed to the good order and happiness of the same and thereupon the said Ignatz Bremer made oath that he would support the constitution of the United States and that he does absolutely and positively renounce and abjure all allegiance and fidelity to every foreign Prince potentate, state and sovereignty whatever and particularly all allegiance and fidelity to William, King of Prussia, and thereupon the Court admits the said Ignatz Bremer to become a citizen of the Unites States. State of Missouri County of Maries I Sat. Rowden, clerk of the Circuit Court in and for said county hereby certify the above and foregoing to be a true copy of the proceedings of our said Circuit Court on the day and year above written as the same appears of record in my office. In testimony whereof, I have here unto set my hand and affixed the seal of said Court at office in Vienna this October 12th A.D. 1880. Sat. Rowden, Circuit Court Clerk. Order of the circuit court of Maries County. MO made October term 1880 (seal) admitting Ignaz Bremer as a citizen of the United States 

Übersetzung der Einbürgerungsurkunde von Ignatz Bremer (in die USA)

(übersetzt von Kurt Bremer)

Staat von Missouri, Maries County                                                             Oktober Termin 1880
Im Kreisgericht des genannten Landes ist am 12. Oktober 1880 unter anderem die folgende Verhandlung gewesen:

Es sei erinnert, dass Ignatz Bremer, geboren im Königreich Preußen, am 12. Oktober 1880, in das Gericht kam und einen Antrag gestellt hat, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden. Das Gericht nahm mit Zufriedenheit zur Kenntnis, dass der genannte Ignatz Bremer vor mehr als zwei Jahren den Eid vor R.W. Anderson, Gerichtsschreiber des Kreisgerichts von Maries County, Missouri, auf die heilige Bibel des allmächtigen Gottes geleistet hatte. Er hatte seine aufrichtige Absicht zum Ausdruck gebracht, Bürger der Vereinigten Staaten zu werden und dass er sich für immer auf die Zugehörigkeit und Treue zu einem anderen fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform lossagt und abschwört, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen. Die Zeugen Henry Winkle und Adam Sudheimer, Bürger der Vereinigten Staaten und vereidigte Zeugen, bestätigen, dass der genannte Ignatz Bremer ununterbrochen seit 5 Jahren in den Vereinigten Staaten lebt und auch das letzte Jahr unmittelbar vor diesem Antrag im Staat von Missouri ansässig war. Während dieser ganzen Zeit hat er sich als Mann von gutem, gesitteten Charakter erwiesen, verpflichtet den Grundsätzen der Verfassung der Vereinigten Staaten und den guten Zielen und der Beglückung dieser Verfassung gewogen. So hat der genannte Ignatz Bremer den Eid geleistet, dass er die Verfassung der Vereinigten Staaten achten und unterstützen werde und dass er absolut und überzeugt verzichte und abschwöre jeglicher Treue und Zugehörigkeit zu einem fremden Land, Königreich oder anderen Staatsform, insbesondere die Zugehörigkeit und Treue zu Wilhelm, König von Preußen. Deshalb erteilte das Gericht dem genannten Ignatz Bremer die Bürgerrechte der Vereinigen Staaten.
Staat von Missouri Maries County

Sat. Rowden, Gerichtsschreiber des Gerichts für das genannte Land, bescheinigt hiermit, dass das obige vorangehende Aufgeschriebene eine exakte Wiedergabe des Verfahrensablaufs vor dem genannten Kreisgericht ist, am gleichen Tage und Jahr aufgeschrieben, als der Antragsteller in meinem Amtszimmer erschienen ist. Ein Zeugnis, welches ich mit eigener Hand gefertigt habe und welches das Verfahren vor dem genannten Gericht in Vienna, am 12. Oktober 1880 korrekt wiedergibt..
Sat. Rowden, Kreisgerichtsschreiber
 

Dokument des Kreisgerichts

von Maries County, Missouri,

ausgestellt im Oktober Termin 1880 (Siegel)

bestätigt Ignatz Bremer

als einen Bürger der Vereinigten Staaten.

 

Auszug aus einer unbekannten Zeitung in den USA in 1911 (Nachruf auf Anna Bremer geb. Gladen)  (übersetzt v. Kurt Bremer)
 

Frau Ignatius Bremer ist gestorben
 

Nach einer Grippeerkrankung verbunden mit einer Bronchial-Infektion starb Frau Bremer, die Frau von Ignatius Bremer, und eine der Siedler Pioniere von Miller Twp., in ihrem Hause am 16. April 1911, am Ostersonntag, eine sehr passende Zeit für eine Seele, die Erde zu verlassen und seinen Herrgott zu treffen.
Frau Bremer, deren Mädchenname Annie Gladen war, wurde geboren in Menne, Westfalen, Deutschland, am 16. Sept. 1842. Sie kam nach Amerika mit ihrem Ehemann in 1869 und hielt sich in den folgenden Jahren in Maries County, Missouri auf und zwar an dem Platz, an dem sie auch starb. Dieser Ort war damals reine Wildnis, aber mit ihrem Fleiß und ihrer Energie wandelten sie ihn im Laufe der Zeit in eines der schönsten und besten Häuser des Landes um. Frau Bremer hatte einen Charakter, den man nur selten in dieser Zeit antraf, ein ebenso edles Wesen und sie war voller Hilfsbereitschaft, so wie man es sich im Leben anzutreffen wünscht.
Sie war eine Ehefrau, wie man sie sich vorstellt, die treue, christliche Mutter, die aufrichtige Freundin, die ideale Gastgeberin und die sehr rücksichtsvolle und großherzige Frau. Kein armer oder spät ankommender Reisender hat jemals an ihre Tür geklopft, der nicht eingelassen und auf die freundlichste Art betreut wurde.
Mag sie auch gestorben sein reich an irdischen Gütern, mag ihr wichtigstes Ziel auch gewesen sein, alles in Besitz zu nehmen, was man bekommen kann und das Erreichte auch zu erhalten, so erlaubten es ihr leidenschaftlicher Sinn für Gerechtigkeit, ihre ausgeprägte Herzlichkeit und ihre hochherzige Gesinnung nicht, ihre Mitmenschen auszunutzen, wie es so mancher getan hat.
Frau Bremer bewertete niemals eine Person nach ihrem Vermögen, auch zeigte sie nicht auf solche, die weniger glücklich waren als sie, sogenannte Benachteiligte der Gesellschaft. Für die Kranken und Armen war sie ein Engel, immer besorgte sie ihnen ein Geschenk, dass sie so freundlich und unaufdringlich übergab ohne besonders auf das Geschenk hinzuweisen. Ebenso verhielt sie sich bei jedem guten Werk, das sie tat. Die Dankbarkeit der Beschenkten allein bereiteten ihr große Freude.
Es wird gesagt, dass alles, was wir bei unserem Tod aus dieser Welt mitnehmen können, die Dinge sind, die wir zu Lebzeiten verschenkt haben. Bei ihrem Tode durfte sie somit von dieser Welt ohne Zweifel viele Kostbarkeiten mitnehmen, wie es ihr Buch des Lebens uns gezeigt hat. Wie oft hat die Verfasserin, wenn sie eine besondere Angelegenheit für einen Freund mit ihr beraten wollte, diesen mit zu Bremers genommen, wohl wissend, dass kein Gast, der dieses gastfreundliche Haus verließ, ein Opfer von Kritik oder Tadel geworden wäre. Frau Bremer besaß diese reiche und äußerst seltene Tugend der Nächstenliebe in Wort und Tat.
Ihr Ehemann und sieben Kinder haben Frau Bremer überlebt. 4 Söhne und 3 Töchter, die alle verheiratet sind. Diesen Hinterbliebenen gilt unsere aufrichtige Anteilnahme. Auf dem kleinen Friedhof nahe bei der Kirche haben wir den Leichnam dieses irdischen Engels mit Liebe und Würde begraben.

 

Nachruf auf Ignaz Bremer (erhalten von Josef Jacobi, Körbecke)


 

Übersetzung des Nachrufes für Ignatz Bremer, der nach seinem Tode in einer Zeitung in Maries County erschienen ist.

                                                                                                        (übersetzt von Kurt Bremer)

Der Nachruf
 

Der Tod von Mister Ignatius Bremer, dessen Todesanzeige in der letzten Wochenausgabe der Zeitung erschienen ist, hat seiner Nachbarschaft einen der besten Menschen weggenommen und sein Tod wird als sehr schmerzhaft empfunden und sehr bedauert.

Ignatius Bremer war ein Mensch unter Menschen, von stattlichem Aussehen und feinem Körperbau; er besaß die natürliche Anmut im Auftreten, die nur von einem echten, treuen, selbstlosen Herzen und einem gebildeten Geist kommt, er war von natürlichem Charme und von großer Bescheidenheit.

Geboren in Deutschland am 4. Juni 1844 in einer sehr angesehenen Familie, erhielt er eine gute Erziehung und Schulung und entwickelte eine Liebe für die Kunst und Literatur. Er war tatkräftig und fleißig, was wir am besten daran sehen, wie er sein zu Hause entwickelte und verschönerte.

In früher Jugend kam er in die Vereinigten Staaten, wurde ein loyaler Bürger seines neuen Vaterlandes und blieb dies bis zum Ende seines Lebens. Er war aber nicht nur ein loyaler Bürger sondern auch ein loyaler Freund und Nachbar. In so verschiedenen Dingen wie dem Glauben, der Nationalität oder der Politik blieb er sich immer treu. Er hätte wirklich sagen können: Schreib mir als jemandem, der dich liebt wie seinen Bruder. Seine umfassenden Gedanken, seine selbstlose Herzlichkeit und hilfreichen Hände lassen den wahren Christen erkennen. Er sprach selten, wenn überhaupt, über die Religion, aber sein Leben war eine lebendige Predigt.

Der Verfasser hatte das Privileg und die Freude, mit dem Verstorbenen einen langen und intimen Umgang gehabt zu haben, und er war oft erstaunt über die freundliche Art und Weise, wie er Bevorzugungen schenkte. Tatsächlich, es schien ihn zu beschämen, wenn sie das erkannten und er würde darauf lächelnd sagen: Oh, das ist nichts, es hat mir Freude bereitet das zu tun. Wenn er gekränkt und seine Hochherzigkeit missbraucht oder ausgenutzt wurde, so war er niemals darüber verärgert, aber er zog alles in Betracht und es war öfter Lob statt Tadel zu hören. Diese Charakteristik allein zeigt uns schon, dass er kein gewöhnlicher Sterblicher war, aber der höchste Typ der Menschlichkeit. Kein Wunder, dass der Tod zu solch einem Mann friedlich auf den Schwingen des Morgens kam – diesen wunderschönen Sonntagmorgen des 1. Oktober, und kein Wunder, eine große Schar von trauernden Freunden folgten seinen sterblichen Überresten zu seinem letzten Ruheplatz.

Er wurde beerdigt neben seiner lieben Frau auf dem Friedhof der Kirche der Schutzengel von Brinktown, Missouri, in dieser Kirche war er ein streng gläubiges Mitglied. Reverend Francis Schiller hat die Beerdigung vorgenommen und in seiner ernsten und beredsamen Art und Weise seinem Andenken eine schöne und zutreffende Anerkennung ausgesprochen.

Der Verstorbene hinterlässt drei Söhne und 4 Töchter, alle verheiratet und alle waren anwesend bei dieser letzten traurigen Zeremonie. Möge seine Seele in Frieden ruhen, und mögen wir versuchen ein so großes und nobles Leben wie das von Ignatius Bremer nachzuahmen.

Ein Freund
 

Telgte im September 2008

 

Von Körbecke nach Manhattan

Die Suche nach dem ersten Rokus in Amerika

Von Josef W. Rokus

(aus dem Amerikanischen übersetzt von Kurt Bremer)

DIE SUCHE BEGINNT

Es begann mit dem ungestillten Bedürfnis, festzustellen, ob dort  noch irgendjemand in den Vereinigten Staaten mit dem Namen Rokus wäre und falls ja, ob es ein Verwandter sein könnte. Wer weiß, wie die Suche enden wird, da die genealogischen Nachforschungen eine unendliche Geschichte sein können. Aber nun weiß ich soviel über Johannes Antonius Joseph Rokus, der erste Rokus, der in dieses Land immigriert ist, dass ich meinen Urgroßonkel fast so gut kenne, als wenn ich ihm über ein Jahrhundert hinweg begegnet wäre. Ich hoffe, dass die Beschreibung des Weges, wie ich ihn und die Hinweise auf seinen Lebenslauf gefunden habe, anderen Hilfe sein kann, ihre deutschen Wurzeln zu finden. 

Meine Eltern entschieden sich 1953, Deutschland zu verlassen und nach einem besseren Leben für unsere Familie in den Vereinigten Staaten zu suchen, weil der Traum meines Vaters zu einer eigenen Farm sich in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg nicht verwirklichen ließ. Seit Generationen waren seine Vorfahren Farmer gewesen und mein Vater war zu dieser Zeit Verwalter auf einer Farm (Gut des Baron von Metternich- K.B.) in Wehrden an der Weser. Mit dem Zuspruch meines Onkels und meiner Tante, die in Rockford, Illinois, in den 1930-er Jahren gesiedelt hatten, verkauften wir unser Hab und Gut, packten ein paar Familien-Erinnerungsstücke und sonstiges Notwendiges in verschiedene Kisten und verließen Bremerhaven auf dem MS Italia, um ein neues Leben in Amerika zu beginnen.

Vor vielen Jahren hatte ich angenommen, dass wir die erste und einzigste Familie mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Rokus auf dieser Seite des Atlantiks sein würden. Außer meinem Onkel und meiner Tante hier und ein paar Tanten, Onkel und Cousins in Deutschland war ich ziemlich sicher, dass ich keine anderen unbekannten Verwandten irgendwo hätte. Aber in 1975 traf ich jemand, der hatte einen College- Mitschüler, dessen Namen Rokus war. Durch die Vereinigung ehemaliger Schüler dieses Colleges konnte ich die Adresse dieses ersten „weiteren“ Rokus in den Vereinigten Staaten ermitteln, aber bald ergab sich, dass es sich vermutlich nicht um einen Verwandten handelte. Aber die Suche hatte ihren Anfang genommen.

Das Internet war zu der Zeit noch nicht eingeführt und Personal-Computer waren noch Zukunftsträume. Ich begann nach weiteren Rokus-Familien in Telefonbüchern in Büchereien und auf Geschäftsreisen zu suchen.  Wirklich, dort waren auch noch andere, aber zu meiner Enttäuschung musste ich erkennen, dass die Chance, einer von ihnen könnte mit mir verwandt sein, sehr gering war.  Einige waren aus Osteuropa gekommen und die Namen von manchen wurden bei ihrer Ankunft in Ellis Island in Rokus geändert, um ihre eigentlichen Namen zu vereinfachen. Da war einer, ein Bernhard J. Rokus in New York City, dessen Großvater aus Deutschland eingewandert war nach der Mitte des 18. Jahrhunderts, der hätte mit mir verwandt sein können. In seinen Brief vom März 1977 informierte mich Bernhard jedoch, dass er keine weiteren Informationen über seine Vorfahren habe.  Jedenfalls heftete ich den Brief ab, für den Fall……   

Nach der Feststellung, dass ich vermutlich keine Verwandten in den Vereinigten Staaten habe, richtete ich mein Augenmerk darauf, den Stammbaum der Rokus-Familie zu erstellen und meine Vorfahren in Deutschland so  weit zurück wie möglich ausfindig zu machen. Mein Ansatzpunkt war, dass alle Familien in Deutschland durch das Hitler-Regime verpflichtet waren, gegen Ende der 1930-er Jahre einen Stammbaum für ihren ethnischen Hintergrund zu erstellen.  Der Stammbaum ging zurück auf einen Hermann Rokus, geboren 1802 in Körbecke, einem kleinen Ort ein paar Meilen entfernt von dem Ort, wo ich geboren wurde, und wo die meisten meiner Cousins heute noch leben. Sicherlich ein guter Start. Unglücklicherweise wussten meine Verwandten nichts über mögliche Verwandte in Körbecke.

In den nächsten Jahren fügte ich schrittweise mehr Zweige zu dem Familienstammbaum der Rokus-Familie, schwerpunktmäßig durch das Suchen in Microfilmen in kirchlichen Unterlagen – dankenswerterweise durch die Arbeit der „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzen Tage“. Weil ich glücklicherweise einen ungewöhnlichen Nachnamen hatte und weil meine Vorfahren aus kleinen ländlichen Orten kamen, in denen die Kirchenunterlagen nicht durch frühere Kriege zerstört waren, konnte der Stammbaum relativ leicht wachsen – aber da war nirgendwo ein Hinweis, dass einer meiner Vorfahren das „Vaterland“ verlassen hätte. 

 

EIN DURCHBRUCH

In 2004 planten wir einen nostalgischen Trip zurück nach Deutschland, um dort Verwandte zu besuchen und um die Plätze zu sehen, wo ich als kleiner Junge gelebt hatte. Vorbereitend entschied ich zu versuchen, ob ich nicht einige Nachfahren des Hermann Rokus finden könnte, die vielleicht noch in Körbecke leben. Obwohl das Telefonbuch von Deutschland mehrere Dutzend Rokus-Familien enthielt (einige von ihnen mögen noch Verwandte sein – eine Aufgabe für die Zukunft!), gab es keine in Körbecke. Eine Google-Suche für Körbecke ergab 616 Treffer während eine Yahoo Suche 43.000 Hinweise ergab. Die Große Anzahl der Treffer resultierte daraus, dass dort ein Maler mit dem Namen Johann Koerbecke war und weil dort ein viel größerer Ort in Deutschland mit demselben Namen war – keine guten Informationen. Noch komplizierter wurde die Sache dadurch, dass durch die Gebietsreform vor einigen Jahren in Deutschland viele kleine Orte nicht mehr mit ihrem Namen existierten und die Adressen und Telefonnummern jetzt mit einem nahe gelegenen größeren Ort zusammengelegt waren.

Wie auch immer, nach einiger Frustration fand ich schließlich die Webseite des „Heimatschutzverein“, einem der Kirche verbundenen sozialen Verein im richtigen Körbecke mit einer email Kontaktadresse -   ein möglicher Durchbruch! Die Webseite enthielt eine kurze Darstellung der Vereinsgeschichte mit dem Hinweis, dass die Originalunterlagen des Vereins während des zweiten Weltkrieges verloren gegangen waren, aber durch die Hilfe einiger älterer Vereinsmitglieder nach dem Krieg rekonstruiert werden konnten. Daran beteiligt waren ein Hermann Rokus und ein Josef Rokus! Das mussten sicher Verwandte sein und nun war ich endlich auf der richtigen Fährte. Nach dem Austausch verschiedener e-mails, auch mit dem Bürgermeisteramt, fand ich heraus - obwohl in Körbecke niemand mehr lebte mit dem Namen Rokus - dass der Mädchenname einer Frau Hedwig Kroeger, die ihr ganzes Leben in Körbecke verbracht hat, Rokus war.  Ich hatte jetzt wirklich mein Ziel erreicht. Ich habe sofort mit ihr telefoniert und sobald ich den Namen meines Ur-Ur-Großvaters Hermann Rokus nannte,  stellten wir fest, dass sie meine entfernte zweite Cousine ist – Ein großer Fortschritt -

aber immer noch kein Hinweis, dass ich möglicherweise einige Verwandte in Amerika habe. (Es stellte sich heraus, dass auch sie einen Familienstammbaum hatte, den ihre Familie für die Nazis erstellen musste, und wie erhofft war Hermann dort ebenfalls aufgeführt). 

Nachdem wir uns über unsere Vorfahren eine Weile unterhalten hatten, fragte sie mich, ob ich etwas über Antonius Rokus wüsste, einer ihrer Großonkel, der Körbecke in der Mitte des 18. Jahrhunderts verlassen hätte, um ein neues Leben in Amerika zu beginnen. In der Tat, er war wirklich einer der vielen Kinder des Hermann Rokus in meinen Familienstammbaum-Aufzeich-nungen. Zum großen Glück hatte die Familie zwei seiner Briefe, die aus 1868 und 1870 stammen, mit einem Bild von ihm und seiner Frau aufbewahrt. Von der Absenderadresse des Briefes wusste Frau Kroeger, dass er in New York City gewohnt hatte, aber sonst nichts über ihn. Das Ergebnis war schließlich, dass jetzt die Frage von „waren dort noch einige andere Rokusse in diesem Land, bevor wir dorthin kamen“ in „was können wir über diesen offensichtlich ersten amerikanischen Rokus herausfinden“ geändert werden musste. „Waren dort weitere, die vor oder nach ihm gekommen sind“ und „sind dort heute noch irgendwo einige lebende Nachfahren in den USA“?

Da wir Deutschland kurz darauf verlassen hatten,  erschien mir  eine vorrangige Suche nach Antonius das Wichtigste. Wie auch immer, ich fand in keinem Census einen Antonius Rokus, auch als ich alle möglichen Optionen anwendete. Den einzigen mit Namen Rokus, den ich gefunden habe und der in Deutschland geboren war und in New York lebte, war ein Bernhard – ein möglicher Vorfahr des Bernhard, mit dem ich 1977 Kontakt hatte. Es war hart für mich zu glauben, Antonius würde nirgendwo auftauchen, weil auch die Census Unterlagen nicht immer von Fehlern frei waren. Wie auch immer, eine der „ancestry.com“ Unterlagen wies aus, dass ein Joseph (nicht Antonius) Rokus im amerikanischen Bürgerkrieg gedient hatte und dass er dafür eine Invaliden-Pension bezogen und auch seine Frau eine Witwen-Pension nach seinem Tod erhalten hatte. Einige weitere Nachforschungen ergaben, dass er den Namen Antonius J. als Joseph gebraucht hatte, als er nach Amerika gekommen war. Weiter ergab eine Suche in den New Yorker Passagierlisten von 1851 bis 1891 ohne Zweifel, dass ich meinen Ur-Großonkel gefunden hatte. Die Unterlagen wiesen aus, dass ein Joseph (wieder nicht Antonius) Rokus am 09. Mai 1860, auf dem Segelschiff „Union“ angekommen, von Beruf Schlosser und bei seiner Ankunft 25 Jahre und 4 Monate alt war. Ein kurzer Blick in meine Unterlagen ergab, dass in Übereinstimmung mit den Eintragungen in dem Kirchenbuch von Körbecke einer der Söhne von Hermann Johannes Antonius war, der im Januar 1835 geboren und somit im Mai 1860  25 Jahre und 4 Monate alt war.

Die Pensions-Unterlagen wiesen aus, dass er in der H. Company des 29. New York Volunteer Infanterie-Regimentes gedient hatte. Eine Nachforschung über diese Einheit in dem New York Staats-Archiv bestätigte die Geschichte der Einheit, die Kämpfe, an denen sie beteiligt war, einschließlich der großen Schlacht in Chancellorsville, Virginia, im Mai 1863.  Interessant mag sein, dass wir uns in Central-Virginia angesiedelt haben, unterhalb der Straße von Chancellorsville. Ein Besuch im Besucherzentrum des National Parks des Chancellorsville Schlachtfeldes führte eine ausführliche Liste aller Einheiten auf, die dort gekämpft haben einschließlich der Namenslisten. Hier wurde bestätigt, dass Joseph Rokus genannt war als ein Privater im 29. New York Infanterie Regiment in 1862 und das er ehrenvoll in 1863 entlassen worden ist, als das Regiment aufgelöst wurde, nachdem es seine Pflicht erfüllt hatte.

Der Besuch bei Frau Kröger war natürlich einer der Höhepunkte unserer Reise. Sie und ich waren begeistert, einige neue Verwandte gefunden zu haben, von denen niemand bisher gewusst hatte, dass es sie gab. Frau Kröger hatte eine Abschrift der beiden Briefe, die sie aufbewahrt hatte, gefertigt, weil die alte deutsche Sütterlin-Schrift, die im 18. Jahrhundert gebräuchlich war, sehr schwer zu lesen ist. Wir machten ebenso eine Kopie des Bildes von Antonius und Apolonia, seiner Frau, das diesem Artikel beigefügt ist. Ich gab ihr Kopien über das, was ich gerade entdeckt hatte über Antonius und seine Teilnahme am Bürgerkrieg. Nachdem wir nach Hause zurückgekehrt waren, sandte mir Frau Kröger eine Kopie des Testaments, mit dem Antonius Vater die Familienfarm und andere Vermögensgegenstände an seine Erben übertragen hat.

Im letzten Jahr war es mir möglich, viele weitere Einzelheiten aus dem Leben des ersten Mitgliedes der Rokus-Familie, welches es wagte in die Neue Welt zu gehen, zu erfahren. Meistens durch Nachforschungen in weiteren Unterlagen sowie durch e-mail Korrespondenz mit Kurt Bremer in Deutschland, dessen Urgroßvater  über viele Jahre der inoffizielle Geschichtschreiber von Körbecke war, und aus seiner Sammlung einer großen Anzahl von Unterlagen über Körbecker Familien.  Ich habe schließlich Antonius und einige seiner Nachkommen in den Census-Unterlagen gefunden. Meine vorhergehenden Versuche blieben erfolglos, weil die Census Schreiber seinen Nachnamen verschieden als Rochus oder Rockus geschrieben haben, aber niemals als Rokus. Schließlich enthielten die Pensions- und Militär-Dienst-Unterlagen unglaubliche Mengen an Informationen über sein Leben, wie vorhergehend ausgeführt.

 

ANTONIUS LEBENSGESCHICHTE

Die folgende Zusammenfassung von Antonius Leben unterscheidet sich vermutlich nicht wesentlich von dem mancher Immigranten von Deutschland in der Mitte des 18. Jahrhunderts, aber seine Bürgerkriegsteilnahme in einem Regiment bedeutet eine gewisse Exklusivität unter den Deutschen und sein tragischer Tod macht die Geschichte irgendwie einzigartig.

Antonius Großvater, Johannes Georg Rokus, war geboren in 1756 in Manrode, einem kleinen Ort in der Nähe von Körbecke. Wahrscheinlich zog er 1788 nach Körbecke, als er Eva Maria Hagemeyer, deren Familie eine Farm in Körbecke besaß, heiratete. Ihr Sohn und somit der Vater von Antonius, Hermann, war in 1802 geboren und heiratete Eva Maria Wiedemeyer in 1831. Obwohl Hermann das achte von neun Kindern war, erbte er die Farm, weil seine Geschwister entweder Mädchen waren oder seine älteren Brüder vor ihm gestorben sind.  Es ist interessant  anzumerken, dass in den Kirchenbüchern der Nachname in verschiedenen Schreibweisen wie Rokus, Rochus, Rockus oder Rockes eingetragen ist, manchmal sogar unterschiedlich von Kind zu dem nächsten Kind in derselben Generation. Hermann und Eva Maria hatten elf Kinder, mit Antonius (oder Johannes Antonius wie er im Kirchenbuch der katholischen St. Blasius-Kirche) eingetragen ist. Er war der zweite Sohn, als er am 18. Januar 1835 geboren wurde.  Bisher war nichts bekannt über sein früheres Leben, aber es ist nicht falsch anzunehmen, dass er zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern auf der elterlichen Farm in Körbecke gearbeitet hat. Aber offensichtlich sah er die Farmarbeit nicht als seine künftige Arbeit an, wie die Eintragung seines Berufes als Schlosser in die Passagierliste nach seiner Ankunft in New York ausweist.

Es ist interessant, darüber nachzudenken, warum Antonius sich entschieden hatte, Deutschland zu verlassen und ein neues Leben tausende Meilen entfernt von zu Hause zu starten. In seinem Brief von 1868 beklagt er die Tatsache, dass er von zu Hause weggehen musste.

Kurt Bremer deutete einen Grund dafür an, warum er Deutschland in 1860 verlassen haben könnte. Das Militärsystem war zu der Zeit angewiesen auf Daten aus den Kirchenbüchern, um Wehrpflichtige zu erfassen, wenn diese das 21. Lebensjahr erreicht hatten und sie mit 25 Jahren zum Wehrdienst gezogen werden sollten. Zu der Zeit war es für junge Männer nicht ungewöhnlich, dem Militärdienst durch Emigration zu entgehen, wenn man  25 Jahre alt wurde. Ein Forscher in Deutschland hat die Ergebnisse seiner Recherchen in einem Buch festgehalten über „heimlichen Auswanderer des Regierungsbezirks Minden“, die im Zeitpunkt ihrer Einberufung nicht mehr anwesend waren, und Antonius Rokus ist unter der Nummer 17.694 in diesem Buch erfasst.. Weiterhin mögen die wirtschaftlichen Bedingungen in Deutschland und die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika ebenso Gründe für die Auswanderung gewesen sein. Übrigens, als Kurt und ich unsere Stammbäume verglichen haben, stellten wir fest, dass er mein 4. Halb-Cousin ist.

Auf jeden Fall verlies Antonius Rokus mit der Bark Union um Mitte März 1860 (kurz nachdem er 25 geworden war), weil er New York am 06. Mai 1860 erreichte und die Reise mit einem kleinen Segelschiff 5 bis 6 Wochen dauerte. (Eine „Bark“ war ein Schiff mit 3 Masten, die vorderen beiden hatten quadratische Segel und der hintere Mast war nach zwei Seiten aufgetakelt). Die Union war zugelassen für 408 Tonnen und sie war 119 Fuß (ca 39 m) lang. Sie war 1854 in Bremen vom Stapel gelaufen und wurde hauptsächlich für die Überfahrt der Auswanderer eingesetzt. Sie hatte während ihrer Nutzungszeit mehrere Eigentümer und war schließlich im Besitz eines norwegischen Kapitäns, der sie letztmalig in 1872 eingesetzt hat. Der endgültige Verbleib der Union ist nicht bekannt.

Ebenso ist die Zahl der Passagiere nicht bekannt, die die Union transportieren konnte. Die durchschnittliche Zahl der Immigranten auf Schiffen, die zu Beginn der 1860-er Jahre in New York ankamen, lag bei 160. Antonius war erfasst für das Mitteldeck des Schiffes und seine Unterkunft und Verpflegung waren zwar preiswert aber nicht wert, näher beschrieben zu werden. Das erste Mal setzte er seinen Fuß in Castle Garden auf amerikanischen Boden. Der Castle Garden war 1855 als Immigranten Ankunftshalle eröffnet worden und durch ihn sind in den nächsten 34 Jahren mehr als 8 Millionen Immigranten eingewandert (Castle Garden ist jetzt in Castle Clinton umbenannt und ein Nationales Monument).

Als Antonius in New York angekommen war, ließ er sich in der unteren Ost-Seite von Manhattan nieder, auch weil in diesem Teil der Stadt eine große Anzahl Deutscher lebte, die nach der gescheiterten 1848-er Revolution aus Deutschland ausgewandert waren. Wir können nur spekulieren, warum er in dem 29. New Yorker Infanterie-Regiment für den Einsatz im Bürgerkrieg weniger als zwei Jahre nach seiner Ankunft  erfasst war.

Wie auch immer, mag es Patriotismus gewesen sein, seine Abenteuerlust oder vielleicht auch die Notwendigkeit, ein  kleines aber doch sicheres Einkommen zu haben. (ein Freiwilliger erhielt in der Armee der Union zu der Zeit 13 $ im Monat). Zweifelsfrei wählte er das 29. Infanterie Regiment, das im April 1861 in New York City zusammengestellt wurde, weil die Einheit fast vollständig aus Deutschen bestand. Sie war auch bekannt als „Astor Rifles“ und als „erstes deutsches Infanterie-Regiment“. Es muss angemerkt werden, dass sich viele Deutsche Einwanderer stark mit Abraham Lincoln, der neuen Republikanischen Partei und den Gegnern der Sklaverei identifizierten. Hatte der Freiheitswille in Deutschland schon zu den Waffen gerufen, so zögerten viele nicht, erneut zu den Waffen zu greifen, um die amerikanische Union zu retten und die Grundlage für die Sklaverei auszurotten.

Kann sein, dass Antonius auch in der Menschenmenge war, die den Männern des 29. Infanterie Regimentes am 20.06.1861  zuschaute, als diese den Broadway hinunter marschierten, um einen Zug zu besteigen, der sie nach Washington D.C. bringen sollte, damit sie ihren ursprünglichen Auftrag, die Hauptstadt zu verteidigen, erfüllen konnten. Nach der Ankunft wurde das Regiment in das Capitol-Gebäude einquartiert und es verbrachte die erste Nacht auf dem Flur vor dem Senatssaal. Aus welchem Grund auch immer war Antonius bis zum 05.02.1862 nicht in den Regimentsunterlagen erfasst. Zu der Zeit war das 29. Regiment  abkommandiert, Washington zum zweitenmal zu verteidigen, nachdem es an der ersten Schlacht von Bull Run im Juli 1861 teilgenommen hatte. Nachdem er sich dem Regiment angeschlossen hatte, erhielt er vermutlich eine Ausbildung, bevor es am 5. April 1862 nach Winchester, Virginia, verlegt wurde, wo es an der Valley Auseinandersetzung teilgenommen hatte.

Während der nächsten Monate kämpfte die 29. New York Infanterie mit der Potomac und der Pope Armee in verschiedenen Kämpfen in Nord-Virginia.  Den Rest des Jahres 1862 war das Regiment in Kämpfen im Virginia Shenandoah Tal bis Juni, in Cross Keys und Sperryville im Juni, Juli und August im Einsatz und war beteiligt an den Auseinandersetzungen der Pope-Armee in Nord Virginia im August und September und auch an Aktionen des Kampfes in Sulphur Springs. Es folgten die Schlachten von Groveton und die zweite von Bull Run, danach war die 29. wieder abkommandiert, bei der Verteidigung Washingtons zu helfen. Sie war stationiert in Centreville, Virginia, ehe sie eingesetzt wurde, um die Unions-Armee im Dezember des Jahres in den Kämpfen bei Fredricksburg zu unterstützen.

 Wie andere Einheiten auch kämpfte die 29. in äußerst schlechter Verfassung – selbst im Krieg! Die folgende wörtliche Aufzeichnung des Joseph Brunner, ein Sergeant, der mit Antonius zusammen diente, wurde übernommen aus Brunner`s beeidigter Erklärung, mit der er Antonius Pensionsantrag unterstützte. Sie verschafft ein Augenblicksbild, was die Männer der 29. durchmachen mussten. „Im Frühjahr des Jahres 1862 marschierten wir durch West-Virginia. Im Camp nahe  Winchester hatten wir keine Zelte, wir mussten auf dem nackten Boden liegen und hatten nichts zu essen als das Fleisch von dem Vieh, was wir in der Nähe unseres Lagerplatzes fanden, und wer von dem frischen Gras gegessen hatte, dass wie Knoblauch schmeckte, der bekam wie die meisten von uns eine Diarrhoe und vom nassen Grund Rheumatismus. Dem Joseph Rokus und mir ging es so schlecht, das wir zu Dr. Neuhaus gingen und als der uns sah, war alles was er uns geben konnte etwas Terpentin, das wir auf unseren Bauch legen sollten. Es half ein wenig, aber da wir auf den nackten Boden liegen mussten ohne Zelte, konnte es gar nicht besser werden, zumal wir nur die halben Rationen während dieser langen vier Monate bekamen“. In seinem Pensionsantrag erklärte Antonius, dass er eine chronische Diarrhoe bekommen hatte, die durch diese Notlage verursacht wurde, der er bei Franklin, Virginia ausgesetzt war, und ebenso das Rheumatismus durch die Notlage nahe bei Fearfax Court-House, Virginia. Er wurde nicht im Kampf verwundet, aber er war wegen seiner Krankheit für ungefähr 2 Wochen im Juni 1862 im Krankenhaus in Strasburg, Virginia, in Behandlung.

In 1863 im Januar nahm die 29. Infanterie an dem unglückseligen und schlimmen „Matsch-Marsch“ teil und verbrachte danach den Rest des Winters campierend in Stafford Court House, Virginia bis zum 27. April. Die Einheit als Teil von Buschbeck`s Brigade und der 11. Corps erhielten den Befehl, General „Fighting Joe“ Hooker in seiner Chancellorsville Auseinandersetzung zu unterstützen. Hier war es, wo die Armee der Union eine der demütigendsten Niederlagen des Krieges erlitt und wo Antonius unzweifelhaft einen der schwersten Kämpfe seiner Militärzeit mitgemacht hat.

Am 02. Mai 1863 hatte das 11. Corps einschließlich  des 29. Infanterie Regimentes Stellung bezogen südlich der Plank Road im Westen von Chancellorsville, als General Thomas J. „Stonewall“ Jackson zur völligen Überraschung die Westflanke von Hooker`s Armee attackierte. Obwohl einige Warnungen eingegangen waren, dass Jackson eine größere Streitmacht der Cönföderierten um die Westseite der Unions-Linien bewegte, glaubten Hooker und seine Offiziere, dass Jacksons Truppenbewegungen Teil von General Robert E. Lee`s Rückzug in Richtung Richmond waren. Als Jackson morgens gegen 5.30 Uhr angriff, standen die 10.000 Soldaten des 11. Corps  gegen Jacksons 26.000 gut trainierten und entschlossenen Truppen.   Die Soldaten des 11. Corps hatten

die Ärmel hoch gekrempelt und waren dabei, das Abendessen vorzubereiten. Die Westflanke des 11. Corps hatte die Hauptlast der Attacke zu ertragen und sie wurde fast sofort überrannt, was die unvorbereiteten Verteidiger zu panischer Flucht veranlasste.  Als jede nachfolgende Einheit zurückwich auf ihre Kameraden,  verwandelte sich der Rückzug  in eine chaotische Flucht  Zweimal brachte Colonel Buschbeck seine Brigade zum Stehen, schaffte es, dass rundum gefeuert wurde, und endlich konnten die Unions-Truppen eine Meile westlich von Chancellorsville ihre Stellung halten. In Übereinstimmung mit Berichten der Batterie zogen sich einige andere Regimenter des 11. Corps, die neben Buschbeck`s Brigaden aufgestellt waren,  relativ geordnet zurück. Es war ungefähr 10.00 Uhr morgens, als die Unions-Offiziere wieder Ordnung in ihre Truppen bekamen und eine effektive Verteidigung organisieren konnten. Glück für Hooker war, dass es den  Conföderierten nicht möglich war, ihre Attacken fortzusetzen, weil die Dunkelheit über das Schlachtfeld hereinbrach. Hinzuzufügen ist, dass ihr Kommandeur, „Stonewall“ Jackson, versehentlich von seinen eigenen Truppen in der anbrechenden Dunkelheit angeschossen und tödlich verwundet wurde, als er von der Erkundung der Stellungen der Unions-Truppen zurückkam. Hooker`s Antwort war, seine Armee in eine schützende Absperrung um Chancellorsville aufzustellen und am 06. Mai 1863 zog er sich mit seiner Armee über den Rappahannock River nach Norden zurück.

Als der Unions-Rückzug beendet war, machten Vorwürfe die Runde, wer für das Geschehene verantwortlich war.  Viele der Vorwürfe wurden den Deutsch-Amerikanischen Truppen gemacht, denjenigen, auf denen der Hauptstoß von Jacksons Angriff gerichtet war. Sie wurden spöttisch “Fliegende Dutchmen” genannt und die Nordstaaten-Zeitungen machten die Deutschen verantwortlich als Ursache für den Rückzug. General Hooker und andere ließen diese Vorwürfe zu, sie eigneten sich hervorragend dazu, sie selbst von jeder Verantwortung für dieses Debakel zu entlasten.

Natürlich beleidigten diese Behauptungen  die Deutsch-Amerikanischen Truppen, besonders weil viele von ihnen tatsächlich trotz der gewaltigen Übermacht der Conföderierten ihre Stellungen behaupteten.  Nichtsdestoweniger gaben diese Fremden den idealen Sündenbock für eine auf Siege hungrige amerikanische Öffentlichkeit  ab, die die Serien der Niederlagen der Potomac Armee des General Lee satt hatte. Nimmt man dazu die schlichte Tatsache, dass im Zeitpunkt des Krieges das angebliche „Dutch“ 11. Corps größtenteils aus Einheimischen entstanden ist, wurmte dieser Vorwurf noch mehr. Die hieraus entstandenen Gegensätze bestanden auch noch viele Jahre nach dem Ende des Krieges.

Im Anschluß an die Schlacht von Chancellorsville begannen die Soldaten der 29. New York Infanterie sich auf ihren Abschied vorzubereiten, weil die zwei Jahres-Verpflichtung, die die meisten unterschrieben hatten, sich dem Ende näherte. Sie kamen nach New York City Anfang Juni zurück  und das Regiment wurde am 20. Juni 1863 ehrenvoll aufgelöst mit 449 Soldaten die ausgemustert wurden. In der zwei-jährigen Militärzeit starben 43 Soldaten im Kampf, 160 wurden verwundet und 103 für vermisst erklärt. Insgesamt also 306 Verluste während der Kriegshandlungen. Weiter starben 23 Soldaten an Krankheiten und aus anderen Gründen. Glücklicherweise war Antonius Rokus nicht einer dieser Verluste.

Als Antonius in das Zivilleben zurückkehrte, war er wegen seines Pensionsanspruches als Pförtner beschäftigt. So fügte er seine Berufszeit als Maschinist vor seiner  Militärzeit hinzu. Am 07.Mai 1865 heiratete er die 28-jährige Apolonia Reiss, die in Lautenbach, Bayern, geboren war. Die Hochzeit fand statt in der deutschen römisch-katholischen Kirche St. Nicholas, die in der zweiten Strasse in Manhattan lag, ein paar Blöcke    von dem Platz, wo er lebte (St. Nicholas wurde 1938 geschlossen, aber glücklicherweise wurden die Unterlagen überstellt zu der katholischen Allerheiligen Redeemer Kirche, ebenfalls in Manhattan). Es ist interessant zu spekulieren, wie sich Antonius und Apolonia kennengelernt haben, aber ein Anhaltspunkt mag sein, dass einer seiner Kameraden in dem 29. New York Infanterie Regiment Bernhard Reiss war. 

 Im August 1865, ein paar Wochen nach Antonius Hochzeit und ihm vermutlich nicht bekannt, setzten sein Vater Hermann und sein älterer Bruder Joseph  einen Übertragunsvertrag oder Testament auf. Wie zu erwarten war, erbte Joseph, der erstgeborene Sohn, die Farm und darüber hinaus alle Vermögensgegenstände seines Vaters nach dessen Tod während die anderen Kinder festgelegte Geldbeträge erhielten. Wie dem auch sei, war Antonius das einzigste Kind das ausdrücklich ausgeschlossen war und nichts erhielt, weil es schon voll abgefunden war. Es ist nicht bekannt, was Antonius bekommen hat  Mag sein, dass es das Fahrgeld für das Segelschiff Union war. Zurück nach Amerika; Antonius war in 1866 im New York City Adressbuch als Pförtner verzeichnet und lebte in der  Rivington Straße 187 in Manhattan, in der Mitte des deutschen Centrums in New York City. Im März desselben Jahres wurde Antonius und Apolonia die erste von 3 Töchtern, Eva, geboren.  

Wir bekommen einen weiteren kurzen Einblick davon, wie Antonius in sein Adoptivland kam aus den ersten von zwei Briefen, die erhalten  geblieben sind und die er an seine Familie in Körbecke im Dezember 1868 geschrieben hat. In Ergänzung zu seiner Anspielung darüber, warum er gefühlt habe, dass er wie oben erwähnt seine Familie verlassen sollte, beklagt er sich, dass er nicht einen Brief im ganzen Jahr von zu Hause erhalten habe. Ein weiterer Hinweis, dass die verwandschaftlichen Beziehungen zu seiner Familie nicht die besten gewesen sind. Er nahm Bezug auf die Tatsache, dass sein Vater sicherlich glücklich sein würde, wenn Joseph heiratet und sicherstellt, dass die Farm in der Familie bleibt, offensichtlich nicht wissend, dass Joseph schon seit zwei Jahren verheiratet war, als er den Brief geschrieben hat. Er versicherte seinen Verwandten, dass er jetzt glücklich verheiratet ist und  dass er vorwärts schaut auf ein gutes Leben mit Apolonia. Er erinnerte auch daran, dass er, bevor er Körbecke verlassen hatte, mit seiner Schwester Maria auch über deren mögliche Auswanderung nach Amerika gesprochen hatte.

Antonius und Apolonias zweite Tochter, Maria, wurde im Januar 1870 geboren und ein paar Monate später erhalten wir mehr Anhaltspunkte aus seinem Brief vom 21. Mai 1870, wie es der Rokus-Familie erging. Er hatte offensichtlich gerade einen Brief von zu Hause erhalten mit der Nachricht vom Tode seines jüngeren Bruders Wilhelm im Januar 1870. Antonius war total bestürzt, weil sein Bruder Wilhelm erst 25 Jahre alt war und er versuchte seinen Vater und andere Verwandte zu trösten. Er schrieb: „Lieber Vater, ich bin sehr traurig, dass du dort sein und den Tod meines lieben Bruders bezeugen musst. Es ist so traurig, dass unser lieber Gott ihm nicht seinen Wunsch, nach hier zu kommen, gewährt hat.      

Die Reise könnte ihm geholfen haben und er wäre noch bei uns. Aber nein. Unser lieber Gott im Himmel wünschte es anders”.  Er erwähnte auch, dass er einen Brief an seinen Bruder Friedrich gesandt hatte, der anscheinend schwer krank war, und ihm vorgeschlagen hatte, in die Vereinigten Staaten zu kommen,  weil ihm vielleicht eine Ozean Reise und die medizinische Versorgung in New York helfen würden.

Aus seinem Brief und auch aus verschiedenen eidesstattlichen Versicherungen aus seiner Bürgerkriegs-Pensions-Akte in 1889 können wir definitiv den Eindruck gewinnen, dass Antonius und seine Familie in finanzielle Schwierigkeiten waren. Er hatte wahrscheinlich entdeckt,  dass auch die amerikanischen Straßen nicht mit Gold gepflastert waren, wie er es vermutlich erwartet und schließlich gehofft hatte. Er erwähnte, dass er eine ganze Zeit arbeitslos war, dass er nur ganz wenig Geld hatte um etwas zu kaufen, dass er eine Menge Schulden hatte, und dass er kaum die monatliche Miete von 13,50 $ für ein Apartment im 4. Stock (ohne Aufzug) bezahlen konnte. Er drückte seinen Dank aus für den Speck, die Wurst und den Käse, die  sein Vater ihm gesandt hatte und er schrieb, dass er jetzt eine Menge freier Zeit hätte bis er wieder einen neuen Job gefunden hat. (es wirkt ein wenig ironisch, dass dieses Care-Paket von Deutschland in die US kam, während zu unserer Zeit solche Pakete immer den gegensätzlichen Weg gegangen sind).  Ebenso sehen wir in seinem Pensionsantrag und den beigefügten Dokumenten, dass es ihm nicht möglich war, eine Arbeit auf regulärer Basis zu finden seit seiner Entlassung aus der Armee in 1863, angeblich wegen des Rheumatismus und anderer Gebrechen, die er sich während seiner Militärdienstzeit in der Unionsarmee zugezogen hat. Er gab an, dass er unbeweglich sei durch seine Gebrechen, dass er sein Apartment nicht verlassen könne und infolgedessen sei er jedes Jahr mehrere Monate nicht in der Lage zu arbeiten. 

Besonders aufschlussreich ist seine Antwort auf die nachstehende Frage in seinem Pensionsantrag, „warum suchen sie keine medizinische Unterstützung, um ihre durch den Militärdienst verursachten Gebrechen zu behandeln?“, auf die er antwortete, „ich war zu arm und außerdem war der Zustand nicht heilbar.“ Als Apolonia schließlich ihren Antrag auf eine Witwen-Pension stellte, schrieb sie, „ ich besitze nicht irgendein wirkliches Vermögen wie Aktien, Obligationen, Effekten, Beteiligungen oder irgendetwas anderes. Ich habe kein wie auch immer mögliches Eigentum, ausgenommen einige Haushaltsmöbel, deren Wert nicht einmal 100 $ beträgt. Ich habe kein Einkommen aus irgendeiner Quelle und keine Person ist gesetzlich verpflichtet für meinen Unterhalt zu sorgen.“ Ausgehend von ihrer Absenderadresse, lebte die Familie bei ihrem Schwager William Reiss, der im New Yorker City Telefonbuch als Bäcker aufgeführt war.

Antonius und seine Familie erscheint das erstemal in den U.S. Census Unterlagen in 1870. Da er im May 1860 einwanderte, kurz bevor der Census im Juni des Jahres durchgeführt wurde, scheint es, dass er in 1860 nicht erfasst wurde. Dies ergab eine umfassende Suche unter Anwendung aller Abarten des Rokus Namens.  Die Zählung in 1870 führte ihn als Anton Rochus (anstatt des Vornamens Joseph, den er während seiner Militärzeit verwendete und anstatt seines korrekten letzten Namens Rokus) mit seinem Beruf Schlosser auf. Das Alter  seiner beiden Töchter, Eva und Maria ist korrekt angegeben, aber Antonius Alter ist mit 40 angegeben und das von Apolonia mit 30. Tatsächlich waren er 35 und sie 33 Jahre alt . Entweder hatte der Erfasser einen Fehler gemacht oder er bekam die Information von einem Nachbarn – wer weiss?

Bis jetzt wissen wir recht wenig von Antonius und seiner Familie aus den 1870-er Jahren außer das die Tochter Apolonia 1876 geboren worden ist. Ihre Geburtsurkunde weist als ersten Namen Lina aus (In dem IGI Index wurde Lina als Gina geschrieben, zurückzuführen auf die arme Schreibkunst der Hebamme, die die Unterlagen im New York City Department für nachträgliche Geburten führte). Auch auf der Geburtsurkunde ist Antonius als Pförtner eingetragen, seine Frau ist erfasst als Aplone, und die Familienadresse ist 151 vierte Straße. Zwischendurch zurück nach Körbecke; dort starb seine Schwester Theresia am 30.08.1872 und sein Vater kurz danach im November 1872 im Alter von 70 Jahren.

Ein anderes Problem war es, die Rokus Familie in den Census Unterlagen von 1880 zufinden, weil der Name dort nicht als Rokus oder Rochus erfasst wurde sondern als Rockus! Wie auch immer, Antonius ist erfasst als Anton, wie es bereits im 1870-er Census war. Er lebte da in der 438 Ost sechste Straße auf der unteren Ost Seite von Manhattan und hatte seinen Beruf als Pförtner angegeben. Seine Frau Apolonia war als Abbe erfasst während die Tochter Maria nun Mary und Tochter Apolonia Aby geschrieben wurde. Noch einmal, wir sehen hier mehr Anhaltspunkte, dass die Familie vermutlich in Schwierigkeiten war, mit dem verfügbaren Geld auszukommen. Der Census Vordruck zeigte, dass Antonius für 2 Monate vom 01. Januar bis 09. Juni 1880 arbeitslos war, dem Datum der Zählung. Zusätzlich arbeitete ihre älteste Tochter Eva als Verkäuferin, gerade dass sie 14 Jahre alt geworden war. In 1881 war Anton (den Namen, auf den man sich anscheinend in seinem späteren Leben geeinigt hatte) als Arbeiter im New Yorker Adressbuch mit der korrekten Schreibweise Rokus für  seinen Nachnamen erfasst.

Unglücklicherweise sind wegen des Feuers im Handelsgebäude in Washington D.C. in 1921 die Erfassungsunterlagen von 1890 nicht länger verfügbar, um uns einige zusätzliche Informationen über die Rokus-Familie zu geben. Wie auch immer, das 1890-er Spezial-Verzeichnis der Veteranen des Staates Kentucky bis Wyoming überlebte das Feuer und es führte Joseph Rokus unter der Adresse 438 sechste Straße in Manhattan auf. Sie schließt auch ein seine Militärzeit und die Einheit, in der er gedient hat.  Dort ist kein Eintrag über ihn unter der Spalte  „erlittene Invalidität“ enthalten.

Nicht im Widerspruch zu den Informationen in der 1890-er Census Veteranen-Auflistung und obschon er offensichtlich durch den Kriegsdienst seit seiner Entlassung leidend gewesen ist, beantragte Antonius (oder auch Joseph) keine Pension  vor dem 10. April 1889. Er mag bis dahin gewartet haben, weil er ahnte, dass die Stellen der Pensions-Regelung vom 27.06.1890, in denen die Umstände, nach denen ein Veteran einen Anspruch auf die Pension erhalten konnte, großzügig gelockert würden.  Ergebnis dieser Lockerung war, dass die Zahl der Pensionsberechtigten von 300.000 in 1885 auf 1.000.000 in 1893 anstieg und hierfür 42 % des Staatseinkommens verbraucht wurden.  Das Anwachsen des Pensions-Systems nach 1890 wurde in der Presse als überhöhte Ansprüche, Betrug und Korruption dargestellt und die Pensions-zahlungen wurden als Fallobst-Zahlungen an unwürdige Individuen bezeichnet, die ihre Arbeitsunfähigkeit hochspielten.

Es dauerte mehr als 4 Jahre, dass Antonius Pensionsantrag anerkannt wurde. Während dieser Zeit besorgte er etliche eidesstattliche Erklärungen von Kameraden aus dem 29. New York Infanterie Regiment ebenso wie von Freunden und Nachbarn, die seine Anträge nach seiner Entlassung in 1863 unterstützten. Die erste medizinische Untersuchung, der er sich unterzogen hatte, bescheinigte ihm, dass er keine Gebrechen habe, die eine Pension rechtfertigten. Dagegen ergab eine  zweite Untersuchung im Juni 1892, dass er tatsächlich Rheumatisums in seiner rechten Schulter und seinem rechten Knie habe. Daraus wurde schließlich im Juni 1893 eine Pension in Höhe von 2 US-$ rückwirkend ab 1889 festgesetzt.

Während er um seinen Pensionsanspruch kämpfte, heiratete seine Tochter Eva im Januar 1890 in Manhattan Francis Groffmann und sein erstes Enkelkind, Frank Groffmann, wurd im Juni 1892 geboren. Im Januar 1894 wurde die Enkelin Apolonia Groffmann geboren. Unglücklicherweise hatte er nicht mehr viel Zeit, um sich an seinen Enkelkindern zu erfreuen. Sein tragischer Tod am 24. Juni 1894 ereignete sich unter Umständen, dass darüber ausführlich in der New York Times berichtet und sein Name (falsch geschrieben als Rockus) in der Zeitung mehrfach genannt wurde.

Am Sonntag, den 24. Juni 1894 charterte der New York City Hering Fisch-Club das Schleppboot John D. Nicol für 40 $ für die zehnte jährliche Fischfang-Excursion vor der Küste von New Jersey. Der Schlepper verlies das Dock an der fünften Strasse gegen 6.30 Uhr mit 65 Passagieren und einer Crew von 5 Personen. Danach hielt es noch an Pier Drei, East River, um weitere Angler sowie mehrere Kisten Bier aufzunehmen. Weder Kapitän John Hyde noch seine Crew zählten oder kümmerten sich offensichtlich darum, wie viel Passagiere an Bord waren. In Übereinstimmung mit dem Zeitungsbericht wurde dem Ingenieur durch einen Fischer beim zweiten Halt erzählt, dass er davon ausginge, dass zu viele Leute an Bord seien, worauf der Ingenieur antwortete, dass ihn das nicht interessiere, solange sie ihre 50 Cents bezahlen würden. Zwei Personen, die ihre Schiffskarten  im Dock an der fünften Straße gekauft hatten, verließen dass Schiff am Pier Drei, weil sie der Ansicht waren, dass Schiff sei überladen.

Gegen 10.30 erreichte der Schlepper sein Ziel, die Fischgründe von Highland Beach, New Jersey. Kurz danach gab es eine Wetteränderung zum Schlechten und gegen Mittag wurde das Schiff von mehreren großen Wellen erschüttert.  Dadurch wurden die meisten der Passagiere seekrank und einer der Überlebenden erzählte später, dass der Kapitän die Geschwindigkeit des Schiffes nicht drosselte und er schien seine Freude daran zu haben, dass seine Passagiere durch die schwere See krank wurden. Als die erste große Welle gegen die Steuerbordseite schlug und das Wasser über das Deck floss, rannten die Passagiere instinktiv zur Backbord-Seite.  Obwohl der Kapitän und das Deckpersonal versuchten, die Gewichtsverteilung dadurch zu verändern, dass sie die Passagiere mahnten, zur Steuerbordseite zurückzugehen, folgte augenscheinlich keiner dieser Mahnung. Ausweislich Captain Hyde blieben die Passagiere alle zusammengedrängt auf der Backbordseite.  Die erste Welle traf den Bug der Steuerbordseite und schwappte rüber zur Backbordseite des Schiffes.  Ich steckte meinen Kopf aus dem Fenster und schrie zu den Passagieren, auf die Steuerbordseite zu gehen, andernfalls würde das Schiff sinken. Niemand folgte; dafür begannen sie einen wilden Kampf um die Rettungsringe. Die zweite Welle traf uns auf der Steuerbordseite, so dass wir umkippten.  Der Deckarbeiter und ich kraulten aus dem Fenster des Steuerhauses auf der Steuerbordseite, als das Wasser durch die Fenster der Backbordseite eindrang. Innerhalb von Minuten ertranken 40 Passagiere, auch Antonius Rokus.

Mehrere Tage berichtete die New York Times in längeren Artikeln über die zu Herzen gehenden Anstrengungen der Passagiere, sich selbst und ihre Mitpassagiere zu retten, oft vergeblich, insbesondere weil nicht genug Rettungsringe bzw Rettungsboote an Bord waren.  Einige Überlebende wurde durch andere Fischerboote, die in der Gegend waren, aus der See gerettet und ein paar Leichname wurden in den nächsten Tagen an das Ufer geschwemmt, aber die meisten Leichname wurden niemals wiedergefunden, auch der von Antonius nicht. Als Verwandte der Überlebenden sich zum Büro der Schiffsgesellschaft, der Polizeistation und zum Leichen-schauhaus begaben, um  Informationen über ihre lieben Angehörigen zu erhalten, wurde am 7. Juli 1894 eine Untersuchung eingeleitet; die Untersuchungskommission fand heraus, dass die John D. Nicol zugelassen war für 45 Passagiere, sie hatte im vorliegenden Fall aber 87 befördert (die New York Times schätzte, dass die Zahl der Passagiere bei 137 gelegen haben könnte, basierend auf den Berechnungen der Überlebenden und auf Interviews mit den Verwandten von Vermissten).  Weiterhin hatte Kapitän Hyde keine Lizenz, mit dem Schiff so weit draußen auf der See zu operieren wie es geschehen war und seine Lizenz war widerrufen wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Gesetz.

Am 26. Juni 1894 veröffentlichte die New York Times einen ziemlich langen drei Spalten breiten Bericht über dieses Unglück einschließlich der Namen der Überlebenden und der zu diesem Zeitpunkt Vermissten. Der Bericht enthielt auch das Folgende: „Frank Groffmann, wohnhaft in der 282 West 31. Straße berichtete dass Antonius J. Rockus, 58 Jahre alt, wohnhaft in 538 Sixth Straße und ein Freund des Letztgenannten, Christian Brecht, der in der 303 Fifth Straße wohnte, vermisst wurden mit der John D. Nicol“.  (Die Times erfüllte zu ihrer eigenen Reputation nicht die Erwartungen im Bezug auf Genauigkeit, zuvor schon bei der falschen Schreibweise von Antonius Nachnamen und ebenso bei Angabe einer falschen Adresse). Als richtig ist vermerkt, dass Frank Groffmann Antonius Schwiegersohn war. Ironischerweise hat Antonius auf einem kleinen Segelschiff eine lange Ozeanreise überlebt ebenso wie verschiedene große Schlachten im Bürgerkrieg, um dann mit einem Fischfangschiff zu ertrinken.

Kurz nach diesem tragischen Ereignis beantragte Apolonia für sich die Witwen Pension. Sie besorgte sich eine Kopie ihrer Heiratsurkunde von der St. Nicholas Kirche, sammelte eidesstattliche Erklärungen von Nachbarn, dass sie mit Antonius am 24.06.1894 verheiratet war und Erklärungen, dass Antonius an diesem Tag ertrunken und dass sein Leichnam nicht aufgefunden worden sei. Beigefügt war eine  Erklärung von   2 Freunden von Antonius, die ihm viele Jahre gekannt hatten und die mit ihm an Bord der Nicol gewesen waren, aber den Schiffsuntergang des Schleppers überlebt hatten. Sie erklärten: „ wir selbst wissen, dass Antonius Rokus zu Tode gekommen ist durch Ertrinken am 24. Juni 1894 beim Untergang des Schleppers James D. Nicol etwa 3 Meilen entfernt von Highland Beach an der Küste vor New Jersey.  Zur Zeit des Unterganges des genannten Schleppers waren der genannte Rokus, wir selbst und über 75 andere Passagiere an Bord des genannten Schleppers und mehr als 40 von ihnen sind ertrunken. Wir alle befanden uns auf einer Fischfangtour und wir sahen den genannten Rokus an Bord des genannten Schiffes gerade bevor es unterging und wir haben ihn niemals mehr danach gesehen. Wir persönlich wissen, dass er zu der Zeit ertrunken ist und dass sein Leichnam niemals aufgefunden wurde. Der Grund für den Unterfang war eine schwere See und Missmangement“. Apolonias Witwen-Pension in Höhe von 8 $ pro Monat wurde im Dezember 1894 genehmigt, rückwirkend zum 28.07.1894, dem Datum ihres Antrages.

 Apolonias  Witwen-Pensions-Antrag war auch eine eidesstattliche Erklärung beigefügt, die eine sehr überraschende Aussage mit folgendem Inhalt enthielt: „Ich, Bernard Rokus, 46 Jahre alt, wohnhaft in der 737 Grand Straße, Brooklyn, New York, von Beruf Lebensmittelhändler, mache folgende Aussage: dieser Soldat Antonius Joseph Rokus oder Joseph Rokus war mein Bruder und ich habe ihn gekannt zeit seines Lebens bis zu seinem Tode. Dieser Antonius war verheiratet mit Apolonia Rokus. Dieser war bekannt als Antonius Joseph und auch als Joseph. Dass er zu Tode gekommen ist durch Ertrinken im Atlantischen Ozean, vor der Küste von New Jersey am 24. Juni 1894. Dass er ein Passagier auf dem Schlepper James D. Nicol war, der gesunken ist und bei dem Untergang sind mein Bruder und etwa 40 andere Leute, die an Bord waren,  ertrunken. Dass meines Bruders Leichnam niemals gefunden wurde und dass er seit diesem Untergang niemals etwas von ihm gehört habe.  Falls er nicht ertrunken wäre, hätte er sicherlich etwas von ihm gehört“.

Wie konnte ich - bis ich Antonius  Pensionsakte sah -  nicht gewusst haben, dass sein 12 Jahre jüngerer Bruder ebenfalls nach Amerika gekommen war? Als erstes, niemand in Deutschland wusste etwas über „Bernardus“, wie er in den Kirchenbüchern genannt wurde, einschließlich dass er nach Amerika ausgewandert war. Zweitens, es war kein Bernardus Rokus in den Census Unterlagen oder in den Passagierlisten aufgeführt. Vor einer langen Zeit hatte ich gesehen, dass ein „Bush“ Rokus am 06. November 1871 in New York angekommen war, von Bremen in Deutschland mit dem Dampfschiff Main und ich hatte diese Information abgelegt in die „noch zu klären“ Akte. Könnten „Bush“ und Bernhard dieselbe Person sein? In der Tat, sie konnten nicht nur sie waren es! Ein genauerer Blick auf die Passagierliste mit einem Vergrößerungsglas ergab, dass das, was der Abschreiber als „Bush“ gelesen hatte in Wirklichkeit „Bernh“, war, eine Abkürzung von „Bernhard“. (Die Einwanderungs-Bediensteten hatten natürlich keine durchgehende gute Unterrichtung der Schreibkunst in der Schule.) Unglücklicherweise enthielten die Passagierlisten nicht den Namen des Herkunftsortes, aber Bernhardts Alter von 24 Jahren im Zeitpunkt seiner  Ankunft stimmte überein mit seinem Geburtsdatum in den Körbecker Kirchenbüchern. Danach sandte mir mein „persönlicher Geschichtsforscher“ in Körbecke, Kurt Bremer, ein Dokument, das ausweist, dass Bernhardt (oder Bernard) in der preußischen Armee diente und Teilnehmer des Deutsch-Französischen Krieges 1870 – 1871 war.

Als nächstes ergab die Suche, dass Bernard Rokus in 1880 an der Grand Straße in New York lebte und das sein Beruf Lebensmittelhändler war – so wie er es in seiner eidesstattlichen Erklärung gesagt hatte. Zu der Zeit dieser Volkszählung war er verheiratet mit Mary (Maira Aufenanger aus Natzungen-K.B.), auch aus Deutschland, und er hatte eine drei Jahre und einen Monat alte Tochter. Er und seine Familie sind ebenfalls in den Zählungsunterlagen von 1900, 1910 und 1920 aufgeführt, manchmal als „Bernhardt“ und manchmal  als „Bernard“. Danach fand ich seinen Sohn Joseph und Joseph`s Sohn Bernard J. Rokus in den Volkszählungssunterlagen und schließlich stellte sich heraus, dass dieser Bernard J. Rokus der Mann war, mit dem ich in 1977 korrespondiert hatte. Letztendlich passten eine Menge Teile des Puzzles zusammen. Unglücklicherweise waren sowohl Bernhard J. als auch seine Frau Irene nach den Todeserfassungslisten der Sozialversicherung im Juni 2003 gestorben, gerade zwei Jahre bevor ich Bernard`s Familienstammbaum rekonstruiert hatte. Andernfalls hätte ich ihm über seine Familie das erzählen können, was er bisher nicht wusste, als er mir vor 30 Jahren geschrieben hatte.  Die Suche nach einigen Nachkommen ist jetzt gestartet und ich bin hoffnungsvoll, dass es zur Entdeckung von Cousins führt, von denen ich niemals zu träumen wagte, sie in diesem Lande zu haben.  Während ich dies schreibe, erscheinen verschiedene Anhaltspunkte in Nachrufen vielversprechend. Nebenbei sei angemerkt, dass ich herausfand, dass eine der „original“ Bernard`s Töchters Name in der New York Times genannt wurde aus einem ganz normalen  Grunde, weil sie eine Secretärin von John Hylan, dem Bürgermeister von New York City von 1918 bis 1925 war. Wer hätte schon bei Beginn meiner Nachforschungen erwartet, dass ich zwei Rokus-Verwandte finden würde, die vor unserer Familie in dieses Land gekommen waren und dass auch zwei mit ihrem Namen in der New York Times erscheinen würden?

Bis jetzt ist nicht viel bekannt von der Rokus-Familie nach Antonius tragischem Tod. Immerhin, im Juni 1900, heiratete die zweite Tochter, Maria oder Mary, Adam Hoffmann in New York City, während die einzige Information über Apolonia bis jetzt das Datum der Geburt der dritten Tochter war. Nach der Pensions-Akte wurde Apolonias Witwen-Pension im April 1908 auf 12 $ und im Semptember 1916 auf 20 $ monatlich angehoben, weil großzügigere Pensions-Regelungen getroffen wurden. Apolonia zog von New York City nach Edgewater, New Jersey, und lebte dort nach dem Tode von Antonius einige Zeit  bei ihrem Schwiegersohn Adam Hoffmann und ihrer Tochter Mary. Eines der letzten Dokumente in der Pensions-Akte ist ein Brief von Adam Hofmann an das Pensions-Büro, in dem er mitteilt, dass Apolonia am 08. Mai 1918 gestorben sei und das ihre Adresse zu der Zeit dieselbe gewesen sei wie seine.

Die nächste Herausforderung ist, Nachkommen von Frank und Eva Groffmann und Adam und Mary Hoffmann zu finden ebenso wie solche von Bernard Rokus. Diese Suche hat gerade begonnen. Bis jetzt konnten Adam und Mary in dem Census von 1930 in Edgewater, New Jersey, aufgespürt werden, aber es ist nicht bekannt, ob sie Kinder hatten. Frank and Eva Groffmann zogen während des 1910-Census nach Windsor Township, Connecticut, wo er als Farmer erfasst wurde.

Bis jetzt ist es möglich, dass der Rokus Name von diesem Zweig der Familie ausgestorben sein könnte, was die Sache ein wenig erschweren würde, noch einige lebende Nachkommen zu finden. Aber die Suche geht weiter…….

Telgte im Mai 2008

 

Die Auswanderung der Rokus-Familie von Deutschland nach Amerika in 1953

(Ergänzungen nach der Erstveröffentlichung habe ich durch ein blaues Schriftbild besonders gekennzeichnet)

Nach dem Tagebuch von Clementine Rokus
überarbeitet von ihrem Sohn Josef W. Rokus

zusammengestellt von Kurt Bremer

Vorbemerkung von Kurt Bremer: Diese Geschichte habe ich hier ebenfalls veröffentlicht, weil der Urgroßvater des Joseph W. Rokus – Friedrich Wilhelm Rokus (geb. 1836) - aus Vosschmiddes Haus in Körbecke stammte und ein Bruder der beiden Auswanderer Johannes Anton und Bernard Rokus war. Darüber hinaus dürfte es für jedermann interessant sein, wie sich Auswanderer im vergangenen Jahrhundert nach dem 2. Weltkrieg eine neue Zukunft in einem fremden Land, dessen Sprache sie nicht einmal beherrschten, aufgebaut haben.  Josef W. Rokus ist auch der Verfasser des Berichtes „ von Körbecke nach Manhattan“, in dem er den Lebensweg des ausgewanderten Johannes Anton Rokus aus Vosschmiddes Haus nachverfolgt und aufgezeichnet hat.  Josef W. Rokus hat der nachstehenden Veröffentlichung in dieser Form zugestimmt.

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 Vorwort

 „Dank an unsere Eltern“

 Im Interesse unserer jetzigen Familie und künftiger Generationen in den Vereinigten Staaten möchten wir unseren Eltern für den Mut und für ihre wirklich sehr schwere Entscheidung, Deutschland zu verlassen und in die Vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern, danken. Es muss wirklich eine sehr, sehr schwierige Entscheidung gewesen sein, ihre meisten persönlichen Gegenstände zu verkaufen, sich von ihren Verwandten und Freunden zu verabschieden ohne zu wissen, ob sie diese jemals wieder sehen würden, um dann in ein fremdes Land zu gehen. Sie waren bereit, sich solch einer großen Herausforderung zu stellen, weil sie davon überzeugt waren, dass eine Auswanderung in dieses Land ihrer Familie  bessere Chancen für die Zukunft bieten würde. Wir können nur vermuten, wo die Mitglieder der Familie August Rokus heute sein würden, wenn unsere Eltern in 1952 diese bedeutende Entscheidung nicht getroffen hätten. Wie auch immer, wir sind heute ganz sicher, dass es uns allen besser geht als wenn unsere Eltern sich nicht so entschieden hätten, was rückblickend aber auch ein riskantes Spiel mit der Zukunft von 4 Personen war. Wir werden immer dankbar sein. 

Ebenso möchten wir allen danken, die uns und unseren Eltern so sehr geholfen haben während der ersten Jahre, die für uns einen sehr schwierigen Übergang bedeuteten. Ein ganz besonderer Dank geht an alle Mitglieder der Kremeyer-Familie, ohne die wir niemals in dieses Land gekommen wären, und deren Unterstützung, Beratung und liebevolle Betreuung für uns unverzichtbar waren. 

Nicht zuletzt möchten wir unserer Mutter danken, dass sie auch für künftige Generationen festgehalten hat, warum und wie die Rokus-Familie aus dem Nachkriegs-Deutschland in das größte Land der Welt ausgewandert ist.

 Josef und Hans Rokus

  April 2000

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 Einleitung

Diese Aufzeichnungen über die Auswanderung der Rokus-Familie von Deutschland in die Vereinigten Staaten basieren auf meinem Tagebuch, dass ich während unseres großen Trips geführt und aufbewahrt habe. Ich habe es geschrieben, weil wir wünschten, dass unsere Kinder und deren Nachfahren erfahren, warum wir uns entschieden haben, in dieses Land zu kommen, welche Erfahrungen wir auf den langen Trip nach hier gemacht haben und was für ein großer Wendepunkt diese Entscheidung in unserem Leben gewesen ist.

Ich habe im Dezember 1982 einen Nachtrag hinzugefügt, ungefähr 30 Jahre nach dem Beginn unseres großen Abenteuers, um festzuhalten, wie sich die Dinge weiter entwickelt haben. Dies geschieht in der Hoffnung, dass irgendwer in der Zukunft diese Aufzeichnungen fortführen wird, um die Geschichte der Rokus-Familie in den Vereinigten Staaten für nachfolgende Generationen  festzuhalten.

 Die Entscheidung und die Vorbereitungen zur Auswanderung

In 1952, nach vielen Gewissensprüfungen, trafen wir eine Entscheidung, die das Leben unserer Familie für immer verändern sollte, nämlich nach Amerika auszuwandern. Zu dieser Zeit war mein Mann August Rokus Verwalter eines großen Gutes von etwa 800 Morgen in Wehrden an der Weser, das dem Baron von Metternich, einem Mitglied einer alten Adelsfamilie, gehörte. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges in 1945 wurden viele größere Güter in kleine Siedlergehöfte geteilt und in vielen Fällen an Bauern vergeben, die ihr Eigentum im östlichen Teil des früheren Deutschlands verloren hatten, das jetzt zu Polen oder Russland gehört. Diese aus dem Osten Vertriebenen wurden jetzt wieder in Westdeutschland angesiedelt, in dem Teil Deutschlands, in dem wir lebten. Wir folgerten daraus, dass es für uns äußerst schwierig werden würde, einen eigenen Bauernhof in Deutschland aufzubauen.

Wir wurden in unserem Vorhaben, in die Vereinigten Staaten von Amerika zu gehen, stark von meiner Schwester Hetty Kremeyer und meinem Schwager Theo Kremeyer unterstützt, die vor etwa 27 Jahren eine ähnliche Entscheidung getroffen hatten und nun in Rockford, Illinois, lebten. Als sie das erste Mal von unseren Plänen hörten, waren beide begeistert und sehr froh. Unser Briefwechsel mit „unseren Amerikanern“ wurde verdoppelt und Briefe mit hunderten von Fragen, Antworten und guten Vorschlägen gingen hin und her über den großen Ozean.

 Wir vier Rokusse

                   August Rokus, geb. 24.09.1913 in Brakel, Kreis Höxter

                   Clementine Rokus, geb. Nunkesser, geb. 27.05.1912 in Gelsenkirchen

                   Josef Rokus, geb. 30.05.1942 in Höxter, Westfalen

                   Hans Peter Rokus, geb. 10.03.1945 in Wehrden (Weser), Kreis Höxter

 ließen uns also im März 1952 beim amerikanischen Konsulat in Bremen registrieren und warteten mit Ungeduld Monat für Monat auf näheren Bescheid. Unglücklicherweise verzögerte sich die Bearbeitung wegen des Umzuges des amerikanischen Konsulates von Bremen nach Hamburg. Endlich konnten wir unsere benötigten Papiere, einschließlich der Bürgschaftspapiere, ausgestellt von Mr. Omer Smith (Vizepräsident der Öl-Aufbereitungsgesellschaft in Rockford – einem Freund der Kremeyers) beim Generalkonsulat in Hamburg einreichen.

Gut ein Jahr nach unserem Antrag, am 11.06.1953, mussten wir zu einem Gesundheitscheck zum Generalkonsulat nach Hamburg, glücklicherweise wurden wir alle für kerngesund befunden. 

Unsere Überfahrt hatten wir dann mit der MS Italia für den 20.06.1953 geplant. Am 15.06., fünf Tage vor unserem Start, erhielten wir ein Telegramm mit dem Inhalt: „Alle Papiere liegen am 19.06. bereit“. Nun waren wir sehr beschäftigt, unseren Haushalt in Wehrden aufzulösen und die letzten Abschiedsbesuche bei Verwandten und Bekannten zu machen. Wir packten die Sachen, die wir mitnehmen wollten, in 15 große Holzkisten, für die Kinder nahmen wir deren Lieblingsspielzeug mit, Josefs Stabilbaukasten und seine Briefmarkensammlung. Ein besonderer Abschied galt den Gräbern unserer Eltern, Schwiegereltern und Großeltern in Höxter und Brakel (Augusts Mutter lebte noch in Brakel). Ein neues Telegramm erreichte uns am 17.06.1953 in Brakel bei Augusts Mutter. „Es gibt Probleme mit den Visa, bitte nicht abreisen“. Wir fuhren dennoch in der Hoffnung, vor Ort die Dinge noch rechtzeitig regeln zu können, in derselben Nacht mit unserem ganzen Gepäck nach Hamburg. Doch all unsere Anstrengungen, dem unentwegten Hin- und Herpendeln zwischen der Hamburg-Amerika-Linie und dem Konsulat waren vergeblich. Die Visa-Kontingente für den Monat Juni waren alle vergeben und so hatten wir keine andere Möglichkeit als auf die neuen Visa-Nummern für den Monat Juli zu warten. Was für eine Enttäuschung, zwei Tage vor der Abfahrt des Schiffes……..

 Für die anstehenden vier Wochen unfreiwilligen Urlaubs fanden wir glücklicherweise bei meinem Bruder Willi und unserer Schwägerin Erna Nunkesser, die in Hamburg wohnten, freundliche Aufnahme, und während wir am 20.06. in deren Wohnung betrübt unseren Gedanken nachhingen, weil nun die Italia ohne uns in See stach, standen Brakeler Bekannte, die mit der Stadtverwaltung Brakel gerade an diesem Tage in Hamburg waren, am Kai und winkten zu dem Schiff herüber in der Annahme, dass  wir an der Reeling standen und zurückwinkten. Durch Lautsprecher hatten die treuen anhänglichen Brakeler bekanntmachen lassen, die Familie Rokus möchte an die Reeling kommen. Und dann wurde besonders kräftig gewinkt, weil einige ganz bestimmt August Rokus gesehen haben wollten. Schön wäre es gewesen, aber leider saßen wir noch in Hamburg.

 Wir vier Enttäuschten machten nun das Beste, was wir tun konnten. Wir sahen uns all die Sehenswürdigkeiten und Schönheiten Hamburgs an. Wir machten eine Hafenrundfahrt, Spaziergänge am Alster-Ufer, besichtigten das Rathaus, den Elb-Tunnel, die Landungsbrücken und den Flughafen.

 Anfang Juli hatten wir endlich unsere Visa in den Händen. Nun begann noch einmal eine rege Betriebsamkeit wegen Festlegung unserer Kabine, Aufgabe und Verzollung des Gepäcks und vieles mehr. Unsere Abfahrt sollte mit der „MS Italia“ am 18.07.1953 ab Bremerhaven losgehen.

 Unsere Überfahrt von Bremerhaven bis New York 

kostete in derTouristenklasse für uns 4 Personen                              rd.   2.700,-- DM          

Die Kosten beim amerikanischen Konsulat betrugen                                    425,-- DM

Frachtkosten für die Kisten bis Chikago                                                         400,-- DM

Eingewechselt in Dollar bei der Hapag für Schiffsgeld, Einwande-

rungsgeld (pro Person 40.-- $) und Trinkgeld                                                 300,-- DM

(Der Dollar-Kurs war zur Zeit 1,-- US$ = 4,20 DM)

 Diese Ausgaben haben wir in Deutschland mit DM bezahlt.  Nachstehende Kosten mussten wir außerdem noch nach unserer Ankunft

In Amerika in US-$ bezahlen:

Fahrtkosten von New York bis Chikago                                                        $ 135,--

Fahrtspesen                                                                                                   $  50,--

Frachtkosten für unsere Kisten von Chikago bis Rockford                            $  60,--

Insgesamt somit rund 5.000,-- DM; eine Menge Geld zu der damaligen Zeit.     

Am 18. Julli fuhren wir 4 in Begleitung von Willi und Erna um 10.50 Uhr vom Hamburger Hauptbahnhof mit dem Sonderzug nach Bremerhaven. Während der Fahrt wurde die Pass-, Zoll- und Devisenkontrolle in sehr fairer Art und Weise durchgeführt. Um 3 Uhr am Nachmittag kamen wir in Bremerhaven an und gingen direkt an Bord.

 Das Schiff „MS Italia“ ist ein italienisches Schiff, welches von der deutschen Reederei seit März 1952 gechartert ist. Es fasst 22.000 BRT und hat Platz für 1.300 Passagiere und 450 Personen Schiffsbesatzung. Von der Schiffsbesatzung sind die 70 Personen Maschinenpersonal Italiener, die übrige Besatzung mit Kapitän Paul Thormöhlen ist deutsch. Die Italia hat deutsche Küche und deutsche Bedienung.

die Familie Rokus an Bord des Schiffes

die 4 Rokusse vor der Abfahrt   

Auf See

Nunn sitzen wir in unserer Kabine und verstauen unser Handgepäck. Schnell schreiben wir ein paar Zeilen nach Rockford, dass wir es nun geschafft hätten und nichts mehr schief gehen könne. Dann besichtigen wir vier zusammen mit Willi und Erna das Schiff und haben da viel Neues und Schönes zu bewundern.

 Dann heißt es voneinander Abschied zu nehmen und viele gute Wünsche begleiten uns. Um 5 Uhr hupt die „Italia“ ganz laut und durchdringend 3 mal. Seile und Ketten werden gelöst, alles steht an der Reeling zum letzten Abschiedswinken bereit. Die Musikkapelle spielt: „Muss ich denn, mus ich denn zum Städtelein hinaus….“ und „auf Wiedersehen, auf Wiedersehn, bleib nicht so lange fort…..“  Josef läßt zuerst seinen Tränen freien Lauf und dann erfasst auch mich das schwermütige Abschiedsgefühl und ich muß mir die Tränen abwischen. August und Hans-Peter sind nicht so sentimental sondern tapfer und standhaft, sie winken eifrig mit trockenen Augen. Die Italia dreht nun und wird von 3 Schleppern aus dem Hafen gezogen.  Nachdem wir uns für die Tischzeiten haben eintragen lassen, gehen wir zurück in unsere Kabine.

Unser Zimmersteward Paul ist gleich bekannt mit uns und freundet sich schnell mit Josef und Hans-Peter an. Wir haben eine Außenkabine für uns alleine mit 4 Betten, 2 unten und 2 oben. Josef sucht sich den besten Schlafplatz am Bullauge aus. Daher ist er auch immer der Erste, der alles Neue draußen auf dem Meer wahrnimmt.                

 Unzählige Möwen begleiten unser Schiff. Wir sehen verschiedene kleine Frachter, z.B. die „Bremen“ oder die „Weser“.  Dann entdecken wir gegen Abend die ersten Leuchtbojen, das ist ein schönes Bild. Um 7.30 Uhr sehen wir Helgoland, der Leuchtturm blinkt über das endlose Meer.                                                  

Nun geht es zum 1. Mal zum Abendessen in den Dining-Room (Ess-Zimmer). In allen Gängen, auf den Fluren und den Promenaden-Decks sind Lautsprecher angebracht und wenn es Zeit zum Essen ist, heißt es „bitte zum 1. bzw 2. Tisch Platz nehmen. Wir gehören zum 2. Tisch. Wir haben einen Tisch für uns und einen höflichen und zuvorkommenden Tischsteward, der dauernd nach unseren Wünschen fragt und sie erfüllt. Für jede Mahlzeit gibt es neue Speisekarten (in englisch und deutsch gedruckt) mit den verschiedensten und auserlesensten Sachen. Um 10.00 Uhr gehen wir zum ersten Mal auf dem Schiff zu Bett, d.h. August und Josef steigen auf der Leiter ins Bett. 

 Sonntag, 19.Juli 1953

Schon um 4.30 Uhr wachen wir auf, haben bis dahin aber einigermaßen geschlafen. Draußen ist sonniges Wetter, das Wasser ist jedoch viel bewegter als am Vortage. Wir sehen Segelschiffe, Motorschiffe und Frachter. Um 8 Uhr gehen wir zum Frühstück in den Dining-Room.

Um 9 Uhr ist in der Lounge der 1. Klasse eine katholische Messe (ein katholischer Geistlicher aus Süddeutschland und ein afrikanischer Missionar lesen jeden Morgen 2 hl. Messen).  Die Bordkapelle spielt geistige Choräle, wir singen deutsche bekannte Muttergotteslieder und „großer Gott wir loben Dich“. Der Geistliche hält eine Predigt, in welcher er den Untergang des großen Passagierdampfers „Titanic“ (im Jahre 1912) erwähnt, was uns weniger gut gefällt, da er dadurch doch nur ängstliche Gemüter noch mehr ängstigt. Ich habe mir zur Beruhigung in meinen Kopf gesetzt - die „Italia“ fährt Monat für Monat immer denselben Weg, auch im Frühjahr und im Herbst, wenn die Stürme viel gewaltiger sind, warum soll denn gerade jetzt, in der günstigsten Jahreszeit und ausgerechnet wenn wir mitfahren, etwas passieren. 

Nach dem Mittagessen gehen wir auf Deck in unsere Liegestühle. Bei schönem Sonnenschein, ruhiger See und leichtem, kühlen Wind ist dort immer der schönste Platz. Ein täglich neu gedrucktes Tagesprogramm kündigt uns die Darbietungen und sonstigen Abwechslungen an Bord der „Italia“ an.

Am Abend gegen 20.45 Uhr sehen wir in der Ferne die englische Küste mit vielen Leuchttürmen. Um 22.00 Uhr gehen die Kinder freiwillig ins Bett und wir folgen bald nach.

 Montag, 20. Juli 1953

Wir haben gut geschlafen. Gegen 8.00 Uhr legen wir im englischen Hafen Southampton an. 2 Schlepper bringen uns zum Kai. Im Hafen ist reger Betrieb. Passagiere kommen an Bord und auch sie werden von einer Musikkapelle verabschiedet. Große Kräne laden ein und aus. Gegen 11.00 Uhr ist alles zur Abfahrt bereit und wir werden wieder mit 2 Schleppern aus dem Hafen gezogen.

Nun begleiten uns wieder unzählige Möwen. Segelboote und Segelschiffe beleben das Wasser. Zum 1. Mal sehen wir Hubschrauber in nächster Nähe über uns. Im Kanal ist das Wasser sehr unruhig, die ersten Schaukeleien des Schiffes und das unangenehme Hin- und Herschwanken, wenn man auf dem Promenadendeck spazieren geht, beginnen. Ein kleiner Vorgeschmack auf die Seekrankheit…….

Abends um 8.00 Uhr sehen wir die Leuchttürme der französischen Küste und legen dann in Le Havre an.  Hier treffen wir noch auf die Spuren des letzten Krieges, viele Wracks und Trümmer. Im Hafen sehen wir wieder ein ähnliches Bild wie in Southampton. Ein- und Ausladen mit großen Kränen, mehrere Autos werden verladen, sie schweben hoch durch die Luft. Es liegt ein noch größeres Schiff als die Italia im Hafen. Es heißt „Flendre“ und ist mit Soldaten besetzt.

Am Abend ein wunderschönes Bild. Die vielen kleinen und größeren Schiffe, die im Hafen liegen, sind alle beleuchtet. Die Lichtreflexe spiegeln sich im Wasser wieder, es ist ein ganz herrlicher Abend. Fast alle Passagiere gehen noch an Deck spazieren oder stehen an der Reeling. Wir vier natürlich auch. Abends um 11 Uhr laufen wir aus. Nun geht es hinaus aufs „große Wasser“. Um 11.30 Uhr gehen wir zu Bett.

 Dienstag, 21. Juli 1953

In der Nacht haben wir nicht besonders gut geschlafen. Das Wetter ist trübe, trübselig ist auch unser Allgemeinbefinden. Josef, Hans-Peter und ich werden seekrank, wir können nur ganz wenig essen, halten uns aber noch krampfhaft aufrecht. Wir halten uns immer an Deck in der frischen Luft auf, dort fühlen wir uns am wohlsten. Gut, das dieser Tag endlich vorüber ist. Des Abends gehen wir alle schon um 8 Uhr zu Bett, nachdem wir unsere Uhren 1 Stunde zurückgestellt haben.

 Mittwoch, 22. Juli 1953 

Wir stehen alle um 7.30 Uhr auf. Wir lassen August allein zum Frühstück gehen. Wir 3 Anwärter auf die Seekrankheit (Josef, Hans-Peter und ich) gehen schnellstens an Deck in die Liegestühle.  August bringt uns Verpflegung an Deck, Tee und trockene Brötchen…. Mittags versuchen wir zum Essen zu gehen. Aber die Wohlgerüche aus der Küche ziehen uns nicht an sondern vertreiben uns vielmehr wieder auf das Deck, ohne etwas zu essen. August hält sich besser, er zwingt sich, etwas zu Mittag zu essen. Am Nachmittag fliegt ein Flugzeug sehr niedrig über unser Schiff hinweg.

Es gibt viel Abwechslung an Bord: Konzerte, Bord- und Tischtennis, Bingo, Pferderennen (ein Gesellschaftsspiel) usw. Von allem haben wir uns etwas angesehen bzw angehört. Am Abend werden die Uhren wieder eine Stunde zurückgestellt.

 Donnerstag, 23. Juli 1953

Wir fühlen uns alle sehr wohl. Wir verbringen die meiste Zeit bei schönstem Sonnen-schein an Deck.  Es geht uns allen wieder gut und auch das Essen schmeckt wieder. Heute sehen wir zum ersten Mal Delphine, die große Sprünge durch die Luft machen und dann wieder in die Wellen stürzen, sehr schön anzusehen. Diese Tiere sollen 2 bis 3 Zentner schwer werden.

Leider wird das Wasser ab 4 Uhr wieder sehr unruhig, was sich direkt auf uns auswirkt. Josef, Hans-Peter und ich fühlen uns wieder schlechter, wir können nichts mehr zu Abend essen, wir drei Seekranken haben sogar unsere Mägen unfreiwillig und völlig geleert…. und sogar der arme August, der dies alles mit ansehen muss, kann das Brechen nicht verhindern. So machen wir das Beste und einzig Richtige, was wir vier tun können, wir gehen um 8 Uhr zu Bett. Stewards und Stewardessen haben sehr viel Arbeit mit den vielen seekranken Patienten.

Zu alledem wird schlechtes Wetter vorausgesagt. Unser Bullauge wird für die Nacht von innen fest verschlossen. Das Schiff schaukelt vor-, rück- und seitwärts, es kommt mir vor wie eine Nussschale. Die Wellen schlagen über unser Bullauge hinaus, zudem ächzt die Italia in allen Fugen. Und wir in unseren Betten werden geschaukelt wie in Hängematten. Dieses ist wohl die schlechteste und unruhigste Nacht während der ganzen Überfahrt. Wir haben wenig und schlecht geschlafen.  In dieser Nacht habe ich dann mehr als einmal beteuert, dass ich eine Reise mit dem Schiff nach Deutschland so schnell nicht antreten werde, lieber sollten die Verwandten zu uns herüberkommen.  Aber Gott sei Dank ist die Seekrankheit eine schnell vorübergehende und auch schnell vergessene Krankheit und wenn man heute daran zurückdenkt, kommt es einem gar nicht mehr so recht ins Bewusstsein, wie elend man sich gefühlt hat.

Am anderen Morgen erfahren wir, dass wir Windstärke 6 – 7 hatten und gerade noch einem stärkeren Wind von 10 – 11 entkommen sind.

 Freitag, 24. Juli 1953

Es ist schöner Sonnenschein und das Wasser etwas ruhiger als in der Nacht, trotzdem aber noch starkes Schaukeln und Schwanken des Schiffes.  Ich kann nicht aufstehen, weil das Bett mit mir rauf und runter geht. Auch die Kinder bleiben in ihren Betten und spielen. August isst etwas Zwieback und Weißbrot und geht dann auf Deck und legt sich in die Sonne. Viele Liegestühle sind leer…. Die Besitzer sind seekrank….

Am Mittag krabbeln auch die Kinder und ich aus den Betten, wir gehen sogar zum Essen und dann auf das Promenadendeck. Es ist schön warm in der Sonne, das Wasser wird immer ruhiger und das Schiff schaukelt kaum noch. August, Josef und Hans-Peter spielen Bordtennis, womit sich besonders die Kinder gut amüsieren.

Das obere Deck der 1. Klasse ist von dem Deck der Touristenklasse durch ein niedriges weiß gestrichenes Eisengitter getrennt. Hans-Peter sieht das Schild daran mit der Aufschrift: „first class only“ (nur 1. Klasse) und übersetzt prompt mit „frisch gestrichen“….

Für die Erwachsenen gibt es eine interessante und nette Abwechslung und Unterhaltung mit Tontauben abschießen, die Kinder haben ein Kinderfest. Nach dem Kaffeetrinken ist eine allgemeine Übung mit Schwimmwesten. In jeder Kabine liegen Schwimmwesten, die jeder Passagier umzuschnallen hat und damit an Deck kommen muss. Jeder lernt dadurch mit den Schwimmwesten umzugehen, wenn es mal ernst werden sollte.

Das Essen am Abend schmeckt wieder gut und wir gehen danach noch an Deck spazieren. Wir erleben einen wundervollen Sonnenuntergang. Dann sitzen wir noch in der „St. Pauli Taverne“ und spielen Karten. Gegen 9.30 Uhr gehen wir zu Bett.

Samstag, 25. Juli 1953

Diese Nacht haben wir vier gut geschlafen. Das Wasser ist sehr ruhig und das Schiff schaukelt nicht mehr.  Beim Blick durch unser Bullauge sehen wir dicke Nebelwände, alles Nebel und nochmals Nebel. Um 7.30 Uhr stehen wir auf und gehen zum Kaffee trinken. Anschließend gehen wir auf Deck spazieren. Der Nebel wirkt recht unheimlich, wir haben überhaupt keine Sicht und fortwährend dringen die lang gezogenen Töne des Nebelhorns durch Mark und Bein. Mitunter verschwindet der Nebel plötzlich für kurze Zeit, die Sonne ringt sich durch, im nächsten Augenblick verschwindet sie schon wieder und dichte Nebelwände hüllen uns und die Italia wieder ein.

Wir halten uns die meiste Zeit im Rauchsalon oder Wintergarten auf, hören Musik, unterhalten uns mit den anderen Fahrgästen oder spielen Karten. Am Nachmittag spielen die Kinder Bordtennis. Später besichtigen wir vier eingehend das ganze Schiff und besonders auch die Kommandobrücke. 

Am Abend ist großes Abschiedsessen. Der Kapitän geht mit seinem ganzen Stab und Musik durch den Speisesaal, Abschiedslieder werden gespielt und gesungen. Es ist ein besonders festliches Dinner und zum Schluß machen die Stewards eine Polonaise mit Eisbomben durch den Speisesaal. Nachdem die Kinder zu Bett gegangen sind, gehen August und ich zum Tanzen. Es ist ein schöner und gemütlicher Abend.

 Sonntag, 26. Juli 1953

Der dichte Nebel vom Tag zuvor ist verschwunden, aber dennoch haben wir keine klare Sicht. Das Wasser ist ruhig und unser Frühstück um 8 Uhr schmeckt uns. Danach gehen wir um 9 Uhr in die Lounge zur heiligen Messe. Anschließend machen wir einen Spaziergang auf dem Promenadendeck und hören dabei Bordmusik.  Es ist sehr warm geworden, am Mittag 20° C im Schatten. Wir sehen die Küste von Neufundland und einige Schiffe. Am Nachmittag gehen wir wieder an Deck. Wir unterhalten uns mit verschiedenen Fahrgästen, Josef und Hans-Peter spielen Bordtennis. Von 5 – 6 Uhr hören wir uns ein schönes Abschiedskonzert im Wintergarten an.

Wir merken, dass wir uns dem Festland nähern, denn wir sehen Schiffe und Flugzeuge. Die Passagiere, die in Kanada an Land gehen, sind eifrig um ihr Gepäck bemüht, sie haben schon Landestimmung und stecken uns, die wir noch ca 2 Tage Zeit haben, unwillkürlich an. Gegen 10 Uhr gehen wir zu Bett.

 Montag, 27. Juli 1953

Wir wachen um 7 Uhr auf und erleben einen herrlichen Sonnenaufgang. Das Wasser ist sehr ruhig, aber unruhig sind fast alle Passagiere. Die meisten stehen an der Reeling, um nach 6 Tagen mal wieder Land zu sehen. Gegen 12 Uhr ist die Küste von Kanada in Sicht. Wir gehen zur Abwechslung mal wieder ins Kino. Um 1 Uhr wird in Halifax angelegt. Ungefähr 120 Personen gehen von Bord. Es ist trübes Wetter und wenig Betrieb im Hafen. Es fällt uns auf,  dass in unser Schiff noch sehr viel eingeladen wird, obwohl wir doch in 2 Tagen unser Ziel erreicht haben werden.  Wir haben viel Zeit im Hafen und machen verschiedene Aufnahmen.  Des Nachmittags um 5 Uhr startet die Weiterfahrt. Wir verlieren die kanadische Küste mehr und mehr aus den Augen und nun geht es mit erwartungsvollen Gefühlen dem Ziel New York entgegen.

 Dienstag, 28. Juli 1953

Wir vier stehen schon um 6.30 Uhr auf, August, Josef und ich empfangen die heilige Kommunion. Nach dem Frühstück gehen wir an Deck. Schöner warmer Sonnenschein wechselt mit zeitweise dichtem Nebel. Überall herrscht Landestimmung. Wir packen unsere Koffer, die Stewards schleppen Gepäck auf Gepäck in den Kofferraum. Nach dem Mittagessen gehen wir an Deck.  Wir sehen mehrere Schiffe, auch Walfische begleiten unser Schiff. Der Tag vergeht im Nu. Wir gehen um 9.30 Uhr zu Bett.

 Mittwoch, 29. Juli 1953

Der ereignisreiche und bedeutungsvolle Tag unserer Ankunft in New York ist angebrochen. Wir alle stehen schon um 5.30 Uhr auf und sehen durch unser Kabinenfenster um 5.45 Uhr einen Lotsen an Bord steigen. Mehrere Schiffe und Leuchttürme kommen in Sicht, Bojen tauchen auf und Flugzeuge sind über uns. Um 6.45 Uhr gehen wir zum Frühstück. Wir erhalten ein Programm, in welchem uns die genauen Hinweise und Richtlinien für die Abfertigungsvorgänge mitgeteilt werden.                                                                               

Plötzlich wird im Dining-Room alles lebendig und jeder läuft zu den Bullaugen. Wir sehen nämlich die große Freiheitsstatue von New York.

Um 7.30 Uhr werden mit einem Boot 30 Kontrollbeamte (amerikanische Einwanderungsbehörde) an Bord gebracht. Um 8 Uhr legt die „Italia“ in New York Pier 95 North River an.

Auf dem Schiff beginnt nun die Passkontrolle. Zunächst müssen wir Schlange stehen, denn die Prüfung der Visen und all der anderen Papiere ist sehr genau und langwierig. Auf die Frage des amerikanischen Beamten: „you are Communist“ (bist du Kommunist) antworten wir schnell und entrüstet: „oh, No“ (oh nein). Während unserer Passkontrolle wird gerade unser Name durch den Lautsprecher aufgerufen, da Post aus Rockford für uns aufs Schiff gekommen ist. Nach der Abfertigung nehmen wir den Brief in Empfang, in dem unsere lieben und stets um uns besorgten Angehörigen uns herzlich willkommen heißen in dem neuen Land und uns nochmals genaueste Instruktionen für unsere Weiterfahrt geben.

 Unser Weg in Amerika

Gegen 10 Uhr verlassen wir das Schiff. Wir sind nun in einer großen Halle, wo die Zollkontrolle vorgenommen wird. Bei den Buchstaben R finden wir unsere Koffer und Kisten, insgesamt 10 Stück. Auch nimmt sich der von Familie Kremeyer beauftragte Agent von Lindstrom sofort unserer an. Er händigt uns 50 $ Bargeld aus. Wir begeben uns dann mit unserem Gepäckabschnitt zu dem Inspektor am Zolltisch. Dieser beauftragt einen Zollbeamten, unser Gepäck zu untersuchen. Wir und auch alle anderen Passagiere sind etwas nervös. Überall werden Kisten und Koffer geöffnet und untersucht. Ob wohl etwas gefunden wird, was zollpflichtig ist? Aber auch diese bangen Minuten gehen vorüber, alles ist bei uns in bester Ordnung. Wir bekommen einen kleinen Slip auf jedes Gepäckstück geklebt und können nun die Halle verlassen. Unser Agent und die Gepäckträger kümmern sich um unser Gepäck. Wir gehen zu dem bereits für uns bereitstehenden Bus und fahren um 12.30 Uhr vom New Yorker Hafen zum Bahnhof Jersey. Unser Zug fährt erst des Abends um 7.30 Uhr. Ein Telegramm an Kremeyers, das unsere Ankunft in Chikago am nächsten Nachmittag ankündigt, wird von unserem Agenten aufgegeben.

Der Zug hat nur Polsterklasse und jeder richtet es sich so bequem ein wie es eben möglich ist, da wir ja eine Nacht im Zug verbringen müssen. Dann endlich beginnt der Zug zu rollen. Wir sehen New York in hellstem Licht und in den buntesten Farben erleuchtet. Dann fahren wir in die dunkle Nacht hinein. So schön und bequem die Plätze im Zug zwar zum Sitzen sind, aber darauf zu schlafen, das geht weniger gut. Jeder versucht etwas zu schlafen, aber es gelingt schlecht. Auch wird es in der Nacht kühl im Zug. Wir sind froh als diese Nacht vorüber ist.    

Donnerstag, 30. Juli 1953

Heute, ja heute gibt es ein Wiedersehen mit unseren lieben Verwandten nach 18 Jahren……

Aber zunächst müssen wir noch im Zug geduldig aushalten, der uns aber immer näher nach Chikago bringt. Schwarze Kellner bringen Kaffee und belegte Brote durch den Zug. Nun kann man sich mit dem Zugpersonal nur noch in englisch verständigen. Hans-Peter verfolgt aufmerksam die „Schwarzen“. Dann schmiegt er sich eng an mich und fragt ganz leise „Mama, sind Tante Hetty und Onkel Theo in Rockford auch Schwarze?“ Lachend können wir ihn beruhigen, dass beide genau so aussehen wie wir. Der arme Zugbeamte wird immer wieder von uns mit der Frage geplagt: „wann sind wir denn endlich in Chikago?“ Im Speisewagen machen wir eine nette Bekanntschaft mit einer Dame und ihrer elfjährigen Tochter. Das Mädel ist ganz begeistert von uns „Ausländern“ und freut sich riesig, dass wir uns schon so gut mit ihr in englisch verständigen können. Sie schenkt Josef und Hans-Peter amerikanische Komik-Bücher, erzählt von der Schule und gibt ihre Adresse an, damit die Kinder ihr mal schreiben könnten. Endlich, des Abends um 6.30 Uhr läuft unser Zug in Chikago ein.

Direkt vor unserer Abteiltür stehen Hetty und Mary, so dass wir uns beim Aussteigen sofort in die Arme fallen. Unten in der Bahnhofshalle erwarten uns Theo und Nancy. Freudentränen stehen uns in den Augen. Nicht genug können wir uns gegenseitig immer wieder anschauen. August, Josef und Hans-Peter sehen „unsere Amerikaner“ zum ersten Mal. Hetty, Theo, Mary und Wilma waren 1935 zuletzt zu Besuch in Deutschland. Damals war Mary noch ein kleines Mädel von 5 Jahren – (Wilma war 3 Jahre alt) – und nun ist sie bereits wohlgestellte Lehrerin und glückliche Gattin. Nancy hatten wir uns mit ihren 12 Jahren noch als kleineres Mädel vorgestellt. Wir sind nun ganz überrascht, ein junges Fräulein vor uns zu haben.  

Hetty, unsere beiden Jungens und ich steigen in das Auto von Josef Grewe, der auch zu dem Empfangskomitee gehört. Josef Grewe war vor einem Jahr in die USA ausgewandert. August und die übrige Familie Kremeyer besteigen Theos Wagen und nun geht es durch die verkehrsreichen Straßen von Chikago in Richtung Rockford. Hetty und ich halten uns immer wieder bei den Händen und wissen gar nicht, was wir uns zuerst erzählen sollen. Wir können es beide noch nicht fassen, dass wir tatsächlich wieder zusammen sind. Hetty betrachtet immer wieder Josef und Hans-Peter, die sie nun mit ihren 8 bzw 11 Jahren das erste Mal sieht.

Nach 2 ½  stündiger Autofahrt landen wir in Rockford. Vor Kremeyers Haustür steht ein großer Blumenstrauß als Willkommensgruß von Familie Schöning.

Nun sind wir bei Hetty und Theo im Haus und alle sind sehr um uns besorgt, und wir selbst fühlen uns recht geborgen. In den nächsten Tagen folgt Besuch auf Besuch von eingewanderten Deutschen, darunter auch viele aus Höxter.  Wir selbst sind fast jeden Abend bei einer anderen Familie eingeladen.

Die Stadt Rockford mit rund 100.000 Einwohnern macht einen sehr freundlichen, sauberen und gepflegten Eindruck. Fast an allen Straßen – mit Ausnahme des Geschäfts-Zentrums – stehen an beiden Seiten des Bürgersteiges Bäume und jedes Haus hat vor und neben dem Haus schöne grüne Rasenflächen. Der „Rock-River“ (Fluß) fließt mitten durch die Stadt und außerhalb der Stadt  liegen die weiten Felder der Farmen, harmonisch unterbrochen durch kleinere Waldungen und öffentliche Parks, wo im Sommer die ganze Familie oft mit dem Auto hinausfährt, um Golf zu spielen und Picknic im Freien zu machen. Turn- und Spielgeräte für die Kinder sind ebenso vorhanden wie Feuerstellen, um Würstchen am Spieß zu braten usw.

Sofort am ersten Sonntag fahren wir mit Familie Kremeyer nach Wedron (2 ½ Stunden von Rockford), wo eine Tante von uns (sie ist die Schwester von Augusts Mutter) bereits über 40 Jahre als Ordensschwester im Kloster lebt. Am zweiten Sonntag geht es nach Madison. Wilma, die 2. Tochter von Kremeyers macht dort an diesem Tage ihr Examen als Nurse. Dann lernen wir auch noch den Lake Geneva (See Genf) kennen, wo bei der gegenwärtigen großen Hitze reger Badebetrieb herrscht. Auch machen wir in zwei verschiedenen Parks mit Kremeyers und anderen Bekannten gemütliche Picknics. Also viele neue und schöne Eindrücke für uns vier Einwanderer.

Am 8. August besucht uns ein Reporter von der Rockforder Zeitung, und am nächsten Tag erscheint ein großes Bild von uns mit einem langen Artikel dazu in der Zeitung und am 2. Tag unseres Hierseins besuchen uns Mr. Und Mrs. Omer Smith (unsere Bürgen), die wir nun nach öfterem Schriftwechsel von Deutschland aus persönlich kennen lernen. Bereits nach 2 weiteren Tagen holt uns Mr. Smith mit dem Wagen ab und fährt mit uns außerhalb Rockford`s durch das große Farmgebiet zur „Dells-Farm, 500 acre gross (ca 800 Morgen-K.B.), wo wir unser erstes Zuhause in den USA haben werden.  Die Farm liegt 7 Meilen von der Stadt Rockford entfernt. Alles ist hier ganz modern und neuzeitlich eingerichtet. Der neue Kuhstall – er wurde erst fertig als wir schon hier waren – mit ca 40 Milchkühen hat elektrische Melkmaschinen, elektrisches Ausmisten und einen elektrischen Milchkühler-Tank. Sogar ein Radio befindet sich im Kuhstall….

Es wird auf der Farm in der Hauptsache Mais angebaut, ferner Hafer, Klee und Luzern für den Eigenbedarf. Ein kleiner Teil Mais wird zum Einsilieren in den großen weithin sichtbaren Siloturm gebracht. Der Arbeitsgang ist folgender: Eine Erntemaschine mäht und häckselt beim Fahren auf dem Felde den Mais und bläst alles auf einen 2. daneben oder dahinter fahrenden Wagen, der mit dieser Ladung zum Hochsilo fährt. Die Hauptmaisernte setzt etwa im Oktober ein. Der „Mais-Picker“ pickt die Kolben von den Stengeln, die auf den dahinter fahrenden Wagen fallen. Von diesem Wagen aus wird dann der Mais mit einem Höhenförderer in die Scheunen befördert. Diese Scheunen bestehen hier bei uns aus Wellbllech, das durchlöchert und daher sehr luftig ist. Die stehengebliebenen Stengel werden mit einer Zerreißmaschine zerkleinert und untergepflügt.  Durch die – im Vergleich zur deutschen Landwirtschaft – sehr einseitige Bewirtschaftung und durch die vielen Maschinen ist alles viel einfacher, bequemer und leichter. Auf der Farm hier gibt es nur Rindvieh, keine Pferde und keine Schweine.

Wir haben eine schöne gemütliche Wohnung. Es ist ein Einfamilienhaus mit 7 Räumen. Küche, Esszimmer, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer können wir sofort mit unseren eigenen Möbeln einrichten. Mir als Hausfrau gefällt vor allem das schöne Badezimmer, die Heizung für das ganze Haus, der elektrische Herd, der elektrische Eisschrank und die elektrische Waschmaschine. Im Nu haben wir unsere Schränke, Schubladen und auch Betten mit unseren mitgebrachten Sachen wie Daunen-Steppdecken, Feder-Kopfkissen (die Feder-Oberbetten ruhen unbenutzt und gut eingemottet in einer großen Kiste – wir schwitzen hier schon, wenn wir sie nur sehen…), Wäsche, Porzellan, Glas und Silberbestecke ausgefüllt. Heimatbilder und Fotografien von lieben Angehörigen schmücken die Wände. So fühlen wir uns bald ganz „wie zu Hause“ und das Einleben wird uns vieren nicht allzu schwer fallen, da die Leute hier uns gegenüber sehr hilfsbereit und immer darauf bedacht sind, uns alles das zu sagen und zu erklären, was hier anders ist als in Deutschland.

Das Schönste und Beste bei allem ist aber, dass wir unsere lieben Angehörigen-Familie Kremeyer so in unserer Nähe haben. Ihre Liebe und Hilfsbereitschaft zu uns vier Eingewanderten ist einfach unbeschreiblich. Mit Rat und Tat und ihrer langjährigen Erfahrung in all den uns noch unbekannten Dingen stehen sie uns immer und immer wieder zur Seite. Ohne sie hätten wir uns verlassen gefühlt. Jetzt aber sind wir so oft es eben geht mit ihnen zusammen und es vergeht im Anfang unseres Hierseins kein Tag, an dem wir nicht miteinander telefonieren. Besonders wohltuend empfinden wir immer wieder unsere Zugehörigkeit und Verbundenheit mit unserer deutschen Heimat, wenn wir in der Kirche die heilige Messe anhören. Die überall in der ganzen Welt in gleicher Weise gefeierte katholische Messe lässt uns oft vergessen, dass das große weite Meer zwischen uns und unserer Heimat liegt. Wir hören dieselben lateinischen Messgesänge und Choräle – ganz „wie bei uns“.  

                        Die 4 Rokusse um 1965

Und nun will ich zum Abschluß der Beschreibung unserer Auswanderung in die USA kommen. Wir haben hier einen guten Anfang gemacht und danken Gott von ganzem Herzen, dass er bei all unserem Beginnen so gut geholfen und uns gesund erhalten hat.

Wir bitten unseren Herrgott, dass er auch weiterhin bei uns bleiben wird, uns zusammen gesund lassen und unsere Arbeit jeden Tag segnen und uns in eine gute Zukunft führen möge.

                                                                                                              A l l e s   f ü r   u n d   m i t   G o t t !

                                     

  

Nachbetrachtung von Clementine Rokus  -  30 Jahre später

Es ist jetzt Ende 1982 und etwa  30 Jahre sind vergangen seit wir 1953 in dieses Land gekommen sind. Ich möchte nun kurz berichten, was sich in den 30 Jahren in der Rokus-Familie ereignet hat.

Als die beiden Jungen die Schule in Winnebago ab Herbst 1953 besuchten, konnte keiner von beiden auch nur ein Wort Englisch sprechen oder verstehen. Josef wurde in die 6. Klasse und Hans-Peter in die 3. Klasse eingeschult. Am Anfang war es für uns Eltern sehr hart, die Jungen jeden Morgen mit dem Bus in Richtung Schule fahren zu sehen, da wir wussten, dass sie sich weder mit den Lehrern noch mit ihren Mitschülern unterhalten konnten. Aber wir werden uns immer dankbar erinnern, wie sehr hilfreich jeder von ihnen war. Besonders die Lehrer nahmen sich zusätzlich Zeit, um den Jungen beim Lernen ihrer neuen Sprache zu helfen, sie sandten z. B. spezielle Bücher zum Lernen der englischen Sprache. Auch die Mitschüler waren sehr freundlich und hilfreich zu ihnen.  Dies führte dazu, dass die Lehrer überrascht waren, wie schnell beide die Sprache lernten, nicht zuletzt wegen der vielen und speziellen Hilfe, die sie von allen erhalten hatten.

Die Rokus Familie am 27.05.2007 beim 95 Geburtstag von Clementine Rokus 
vorn in der Mitte Clementine, links von ihr ihr Sohn Hans Peter und rechts Sohn Josef Wilhelm

Nach 2 Jahren entschieden wir uns, die Farm zu verlassen.  Die harte Arbeit machte uns nichts aus, ebenso wenig die vielen Stunden und das geringe Entgelt oder auch die Arbeit an vielen Sonn- oder Feiertagen.  Dagegen beunruhigte uns, dass die Jungen sehr viel auf der Farm mithelfen mussten, so dass die Gefahr einer nicht so guten Schulbildung bestand; wir wollten aber sicher stellen, dass sie eine gute Erziehung  und Ausbildung und somit später ein besseres Leben haben würden.

Nachdem wir die Farm verlassen hatten, begann August eine neue Arbeit als ein Kundendiensttechniker für Ölbrenner bei der Smith-Öl-Gesellschaft durch die Unterstützung von Mr. Omer Smith. Zur selben Zeit bekam ich eine gute Position als Buchhalterin  im Rechnungsbüro des St. Anthony-Hospitals in Rockford. Sobald Josef und Hans-Peter alt genug waren, suchten sie sich Arbeit nach der Schule und während der Ferien mit Rasenmähen, Zeitschriften austragen und in Josefs Falle durch Reparieren von Hi-Fi Geräten und Fernseher für einen örtlichen TV-Laden. Wir zogen somit alle zusammen an einem Strick, wie man so sagt.

Die Rokus-Familie erlebte in 1959 einen ganz besonderen Tag, als wir alle die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielten. Hierfür hatten wir eine Menge zu lernen für den dazugehörigen Test. Nun konnten wir uns „Amerikaner“ nennen.

Nach dem Absolvieren der High School bekamen beide Jungen Stipendien und da beide exzellente Studenten waren, erreichten sie gute Hochschulabschlüsse. August und ich, wir freuten uns über ihre guten Studienergebnisse und wir waren sehr stolz auf sie.           

August und ich arbeiteten weiterhin sehr hart, obgleich wir auch unsere „Hochs und Tiefs“ hatten.  August hatte eine Operation in der Mayo Klinik in Rochester, Minnesota, wegen einer verstopften Arterie und später zwei weitere Operationen an seinem Knie. Dennoch nahmen die Dinge einen guten Verlauf, insbesondere, als es uns möglich war, unser eigenes Haus zu bauen und einige interessante Urlaube zu machen, die uns halfen, mehr über unsere neue Heimat zu erfahren. Auch machten wir drei Reisen zurück in unsere alte Heimat Deutschland.

Zwei besondere Höhepunkte in unserem Leben waren die Hochzeiten von Josef mit Diane Swenson in 1965 und Hans Peter mit Kathy Provasi in 1968. Hierdurch wurde unsere Familie um 2 Töchter größer. Wir fühlten sehr schnell, dass wir sie als unsere Töchter bezeichnen konnten, weil wir uns ganz ausgezeichnet verstanden haben. Weitere Höhepunkte in unserem Leben waren die Geburten unserer Enkelkinder. Hans und Kathy bekamen Greg in 1971 und Mary in 1972 während Josef und Diane ihr Sohn Brian in 1977 geboren wurde. Wir sind sehr glücklich, diese große Familie mit 9 Personen zu haben.

Wir haben unsere Entscheidung, in die Vereinigten Staaten auszuwandern, niemals bedauert. Wir hatten sehr viel Glück, so viele Freunde hier zu haben und wir hätten das alles nicht erreichen können ohne ihre Freundschaft und Unterstützung auf unserem Weg in den Vereinigten Staaten. So hatten wir die Unterstützung und den Zuspruch von all unseren Freunden, als August in 1976 am offenen Herzen operiert werden musste und wir danken Gott, dass er sich von dieser schweren Operation so gut erholt hat.

August und Ich gingen 1977 in den Ruhestand und wir begannen, unsere „goldenen Jahre“ zu genießen. Wir reisten noch sehr gern und besonders freuten wir uns, wenn wir mit unseren Kindern und Enkelkindern zusammen waren. Im Winter verbrachten wir sehr oft einige Monate in Florida.

Wir werden niemals unser Heimatland Deutschland vergessen, aber wir sind auch sehr dankbar, dass wir heute die Vereinigten Staaten von Amerika durch unsere damalige  Entscheidung unsere neue und zweite Heimat nennen können.  

 

Wer waren die Rokus-Auswanderer und wie erging es ihnen weiter

(Ergänzung von Kurt Bremer nach Angaben von Josef W. Rokus)

Sicherlich möchte jeder Leser dieses Auswanderungsberichtes mehr über die 4 Auswanderer und ihren weiteren Lebensweg erfahren. Insbesondere dürfte dies die Leser aus dem Kreis Höxter, der Heimat der Auswanderer,  interessieren. Hierzu habe ich von Josef W.  Rokus die nachstehenden Informationen erhalten.

Die Wurzeln der Rokus-Familie liegen in Manrode. Durch Heirat in 1788 kam der Name nach Körbecke. Der 1836 in Körbecke geborene Friedrich Wilhelm Rokus brachte den Namen Rokus durch seine Heirat in 1863 mit der in Brakel lebenden Witwe Christina Schlüter nach dort. Nach deren Tod heiratete er am 24.08.1866 die Anna Helena Lohren aus Beverungen, deren Vater aus Uhen Haus in Körbecke stammte. Aus dieser zweiten Ehe  stammt die Linie  der ausgewanderten Familie Rokus, von der einige Lebensdaten nachstehend genannt sind.

 August Rokus begann nach der Beendigung der Volksschule in Brakel eine landwirtschaftliche Ausbildung, während der er auch die Landwirtschaftsschule in Brakel von 1929 bis 1931 besuchte. Seine Lehrlingszeit verbrachte er auf den Rittergütern Abbenburg und Steinbeck.  Von 1934 – 1945 war er, der wegen einer Sehbehinderung nicht zum Militärdienst eingezogen wurde, als Verwalter auf Höfen/Gütern in Albrock, Corvey und Vinsebeck tätig. Ab Februar 1945 bis zur Auswanderung als Gutsverwalter auf dem Gut Wehrden des Baron von Metternich. August Rokus starb am 18.11.1990 im Memorial Hospital in Rockford, Illinois, an einem akuten Herzinfarkt.

 Clementine Rokus, geb. Nunkesser, machte nach der Mittleren Reife eine Banklehre in Gelsenkirchen und zog mit ihren Eltern 1932 nach Höxter in die Rodewiekstraße 9. Von 1934 bis zur Geburt ihres Sohnes Josef Wilhelm war sie als Gutssekretärin in Corvey beschäftigt. Sie lebt heute mit 95 Jahren in Woodstock, Illinois, in einem Seniorenheim. (gestorben am 17.08.2010)

 Josef Wilhelm Rokus lebte vom 01.02.1945 bis zur Auswanderung mit seinen Eltern in Wehrden, besuchte die dortige Volkschule und für 1 Jahr das König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter. Nach der Auswanderung schloß er 1960 die „High School“ in Rockford, Illinois, erfolgreich ab und ebenso sein Universitätsstudium zum Elektroingenieur an der Universität in Urbana, Illinois. Seine 2-jährige Militärdienstzeit leistete er von 1966 bis 1968 unter anderem mit einem Einsatz im Vietnamkrieg ab. Danach studierte er Betriebswirtschaftslehre und war von 1970 bis 1984 und dann bis 1999 bei verschiedenen Firmen in verschiedenen Positionen als Abteilungs-Controller,   Finanzdirektor bis hin zum Vizepräsidenten tätig. Von da ab bis heute arbeitet er als selbständiger Unternehmensberater. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand 2003 nimmt er verschiedene Forschungsaufgaben für den US-National-Park-Service wahr und betätigt sich als freiberuflicher Autor. Er lebt heute mit seiner Frau Diane in Locust Grove, Virginia,  in der Nähe von Fredericksburg.

 Hans Peter Rokus schloß die „High School“ in Rockford ebenfalls erfolgreich ab. Ebenso sein Studium zum Lehrer an einer Höheren Schule. Danach unterrichtete er von 1967 bis zum Eintritt in den Ruhestand  in 2002  an der katholischen „High School“ in Woodstock, Illinois. Außerdem betätigte er sich als Coach für Tennis, Baseball und Basketball. Seit 1998 ist er als Diakon an der katholischen St. Mary`s Kirche in Woodstock ordiniert.  Er lebt mit seiner Frau  Kathy in Woodstock, Illinois. 

 August und Clementine Rokus hatten sich zur Auswanderung entschlossen, um sich und insbesondere ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen als sie ihrer Meinung nach in Deutschland zu erreichen gewesen wäre.  Rückblickend haben sie zur damaligen Zeit eine gute Entscheidung getroffen.

Telgte im Juli 2011

 

Im 19. Jahrhundert aus Körbecke ausgewandert

von Kurt Bremer

(Ergänzungen nach der Erstveröffentlichung habe ich durch ein blaues Schriftbild besonders gekennzeichnet)

Mein Urgroßonkel Ignaz Bremer ist im Oktober 1869 in die USA ausgewandert. Diese Auswanderung und seinen weiteren Lebensweg habe ich recherchiert und das Ergebnis im Jahrbuch 2007 des Kreises Höxter veröffentlicht. Auch in dieser Rubrik über die Auswanderer ist die Auswanderungsgeschichte von Ignaz Bremer mit einigen zusätzlichen Informationen enthalten. Durch die Nachforschungen hierzu wurde in mir das Interesse geweckt, weitere Körbecker Auswanderer des 19. Jahrhunderts namentlich ausfindig zu machen und mehr über ihren Verbleib zu erfahren. Dabei beschränkte ich mich auf die Auswanderung in die USA. Mit diesen Überlegungen begann ich meine Suche.

Sehr schnell musste ich feststellen, dass es über die Auswanderer aus Körbecke keine offiziellen Unterlagen gibt. Nirgendwo ist fest gehalten, wer zu welchem Zeitpunkt aus Körbecke ausgewandert ist.   Mein Urgroßvater Clemens Bremer schreibt hierzu  in seiner Chronik  „Von und für Coerbecke“: Mit Einrechnung einiger Vor- und Nachgänger   suchten 10 Familien und um 250 Einzelpersonen in Amerika eine neue Heimat…. zumeist in dem Staat Missouri und seiner Hauptstadt St. Louis, daneben aber auch nach Texas und Illinois. 2 weitere mittellose Familien paktierten wegen nicht ausreichender Überfahrtsmittel mit einem Agenten über das Reiseziel Australien….Sie wurden aber nicht in Australien sondern in Südafrika gelandet, wo es ihnen ihren  Nachrichten nach anscheinend sehr gut erging.

Vitus (Joseph) Gocke führt in seiner Familienchronik zu diesem Thema aus: „in den letzten 55 Jahren sind außer den ledigen alleinstehenden Personen noch folgende Familien, welche mir noch alle bekannt sind, nach Amerika ausgewandert, indem sie ihre Güter, bestehend aus Haus, Viehbestand und Ländereien  verkauften und dann die Reise auf einem Segelschiffe machten, welche Reise immerhin 3 Monate und oft noch länger dauerte.

 

  1. Landwirt Hesse aus G……hause                                 ein 3-Spänner Bauer
  2. Familie Gründer aus Meppeshause                             ein 3-Spänner Bauer
  3. Vorsteher Bessen aus Kranlippes Hause                     ein 3-Spänner Bauer
  4. Familie Bremer aus Bockes- (jetzt Stratenhause)        ein 2-Spänner Bauer
  5. Familie Sommer aus Schindershause                          Abdecker
  6. Familie Michels aus Michelshause                               ein Schuhmacher
  7. Familie Menne aus Mennenhause                                ackerte mit 2 Ochsen
  8. Familie Burchardt aus Heiermeshause                         ein 2-Spänner Bauer
  9. Familie Richter aus Lammershause                              ein 2-Spänner Bauer
  10. Familie Rose aus Hennigeshause                               ein 2-Spänner Bauer
  11. Familie Wittkopp aus Peitshause                                 ein 5-Spänner Bauer
  12. Familie Arrendes aus Fritzenshause                            Schneider

 

Die Familien Degenhardt aus Degenhardtshause, Peine aus Grabenhause und Gründer (Schloßkarl) wanderten nach Kapstadt in Südafrika aus.

 

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Mit den Westfälischen Auswanderern hat sich Regierungs-Oberamtmann Friedrich Müller (1997 in Münster gestorben) befasst und deren Namen in verschiedenen Bänden hierzu zusammengestellt. In dem nachstehend genannten Buche habe ich auch Körbecker Namen gefunden, die dort als heimliche Auswanderer erfasst sind.

Auswanderer aus dem Regierungsbezirk Minden

  1. Teil: Heimliche Auswanderung von 1814 bis 1900

Bände 47 und 48: von Friedrich Müller 

In diesen Bänden  sind die nachfolgenden Körbecker aufgeführt, die in den Akten des damaligen Regierungsbezirks Minden als heimliche Auswanderer erfasst sind. Es handelt sich dabei um männliche Personen, die ohne entsprechende Ausreisepapiere ausgewandert sind, weil sie sich der Militärpflicht entziehen wollten. Da sie bei der Wehrerfassung nicht anwesend waren, wurden Nachforschungen über ihren Verbleib angestellt, die aktenkundig gemacht worden sind. So ist eine Anzahl von Auswanderern aus Körbecke in diesen amtlichen Unterlagen als heimliche Auswanderer erfasst worden. Diese Erfassung muss jedoch vor dem Hintergrund kritisch betrachtet werden, als auch Personen in ihnen genannt sind, die im Kindes- oder heranwachsenden Alter mit ihren Familien ausgewandert sind und dann bei der späteren Erfassung zur Ableistung des Militärdienstes (mit ca 21 Jahren) nicht mehr anwesend waren. Auch solche Personen sind in Einzelfällen als „heimliche Auswanderer“ in dieser Aufstellung enthalten.

Nachstehend sind diese „Heimlichen Auswanderer“ aus Körbecke mit den fortlaufenden Nummern, unter denen sie Friedrich Müller in seinem Buch erfasst hat, aufgeführt. 

Nr der
Erfass.

Name,
Vorname

Geb-Dat.

Jahr der
Ausw.

 

Nr der
Erfass.

Name,
Vorname

Geb-Dat.

Jahr der
Ausw.

281

Heinemann
Johann Martin

22.01.1792

1815

 

13589

Bessen, Clemens

13.02.1837

1854

282

Dierkes, Carl W.

20.01.1795

1816

 

13590

Hesse, Joseph
Blasius

26.10.1837

1846

1864

Götte, Franz

00.00.1811

1835

 

13717

Plenge
Friedrich Wilh.

23.05.1835

1859

1866

Wiegartz
Fridericus Wilhelmus

26.05.1812

1834

 

13750

Weber
Heinrich Andreas

11.01.1839

1859

12774

Edelstein
Salomon Meyer

04.03.1798

1819

 

13795

Dierkes,
Johannes Jos.

17.11.1839

1862

12923

Steffens, August

01.05.1812

1839

 

13796

Wolfstein,
Simon

09.02.1839

1859

12956

Götte, August

28.03.1819

1840

 

13851

Hartmann
Friedrich Karl

02.02.1840

1859

12997

Knaup, Heinrich
Ludwig

24.02.1820

1841

 

13872

Dierkes, Julius

07.02.1842

1864

13004

Armbrecht
Joannes Heinrich

06.03.1821

1842

 

13873

Sternberg,
Moses

02.04.1844

1863

13140

Hesse
Johannes Anton

22.05.1828

1846

 

13953

Jostes Clemens

01.10.1844

1865

13319

Micus
Clemens August

14.07.1830

vor 1852

 

13956

Engemann,
Heinrich

11.05.1846

1867 n.
Austral.

13320

Watermeyer
Johannes Georg

22-08.1830

vor 1852

 

13957

Menne, Joseph

14.11.1846

1866

13321

Ellebracht
Joseph Baptist

28.09.1831

vor 1852

 

13997

Wolfstein, Wolf

21.01.1848

1865

13376

Antenbrink,
Wilhelm

25.10.1832

1835

 

14019

Kleinschmidt
Johannes

18.12.1848

1864

13377

Menne, Joseph

29.04.1832

1852

 

14041

Grewe, Anton

04.03.1848

1867

13378

Wolfstein,
Nachmann

16.10.1832

1851

 

14093

Bremer,
Clemens

07.06.1851

1860

13417

Jostes
August Clemens

15.07.1833

1854

 

14094

Gründer,
Friedrich

17.07.1851

1872

13437

Bremer
Franz Joseph

30.01.1833

1852

 

14120

Gocke, Laurenz

27.09.1852

1865

13438

Menne,
Johannes Wilh.

03.01.1833

1854

 

14140

Hengst,
Dominikus

02.01.1854

1872

13439

Peine
Lorenz Ignaz

08.08.1833

1854

 

15201

Hinteresche,
Joseph

08.03.1807

1831 n.
Brüssel

13440

Weber
Carl Wilhelm

05.01.1833

1854

 

15244

Jacobs, Bernd

16.01.1808

1842

13480

Arendes
Friedrich Wilhelm

16.01.1834

1850

 

15563

Menne, Franz
Ignaz

04.04.1835

1857

13510

Ellebracht
Johannes Joseph

25.07.1834

1854

 

15712

Wolfstein, Josef

?

1866

13529

Wolfstein,
Heinrich

12.03.1834

1856

 

15755

Wolfstein, Josef

?

1867

13546

Hartmann
Carl Anton

20.02.1835

1855

 

15863

Hinteresche,
Franz Joseph

08.03.1807

?

13580

Bachmann,
Simon

21.07.1835

1854

 

17343

Wiedemeyer, Fritz
Karl Theodor

24.01.1827

1855

13581

Graute
Johannes Joseph

22.01.1835

1854

 

17355

Lücke, Johannes
Wilhelm Ignaz

18.01.1821

1856

13582

Hesse, Johannes
Heinrich Eberhard

19.01.1835

1846

 

17358

Dierkes, Karl

14.03.1829

1856

13583

Menne, Johann
Heinrich Conrad

27.02.1835

1857

 

17386

Eggers, Johan.
Joseph

27.12.1833

1861

13584

Sommer, Franz

06.03.1835

1850

 

17391

Menne, Johan.
Ferdinand

13.08.1836

1863

13585

Bachmann, Aron

01.06.1836

1855

 

17412

Derenthal,
Clemens Martin

11.11.1836

1866

13586

Ellebracht,
Carl Hermann

09.07.1836

1855

 

17421

Wiedemeyer,
Franz Jos. Heinr.

26.12.1836

1868

13587

Jürgens
Heinrich Ludwig

27.05.1836

1852

 

17448

Wittkopp, August

02.02.1845

1871

13588

Sommer, Ludwig

16.12.1836

1850

 

17461

Wittkopp, Joseph

27.01.1847

1872

 

 

 

 

 

17694

Rokus,
Johannes Anton

18.01.1835

1860

Bei den in fetter Schrift genannten Auswanderern handelt es sich um Körbecker Bürger jüdischer Religion, die nicht in den Kirchenbüchern eingetragen  und für die somit auch keine näheren Angaben zu ihren Familien vorhanden sind.

In Spalte 1 steht  die laufende Nummer, unter der die „heimlichen Auswanderer“ aus Körbecke  von Friedrich Müller erfasst sind,  in Spalte 3 das in den Akten enthaltene Geburtsdatum und in Spalte 4 das vermutliche Jahr der Auswanderung. Diese letzten beiden Daten stimmen nicht immer mit den tatsächlichen Fakten überein.

In die Körbecker Gemeindechronik hat der damalige Gemeindevorsteher Ignaz Bremer aus Tönen Hause im Juli 1835 eingetragen: in diesem Monat sind Johan Bernard Goeken und Bernard Joseph Menne von hier nach Amerika gemacht; im Sept. 1836 nochmals: in diesem Monat ist der Franz Joseph Goeken von hier nach Amerika gemacht; weitere Eintragungen über die Auswanderung von Körbecker Bürgern enthält die Gemeindechronik nicht.

Mehr Informationen über Auswanderer aus Körbecke habe ich nicht gefunden. Die vorstehenden Namen waren der Einstieg in eine abenteuerliche Suche, die mich in amerikanische genealogische Dateien, in die ich mich einkaufen musste, was auch für die Nutzung des amerikanischen Census ab  1830 und von Passagierlisten von Auswanderungsschiffen notwendig war, und in andere im Internet auffindbare Informationsquellen geführt haben.

Hierdurch stieß ich auf immer mehr Informationen und Hinweise, durch die sich die  Namensliste und auch die Informationen über die Auswanderer ständig erweitert haben. Wegen der Menge der Daten habe ich die Ergebnisse meiner bisherigen Nachforschungen getrennt in die Bereiche „Auswanderung von Familien“ und „Auswanderung von Einzelpersonen“ dargestellt, obwohl sich auch zwischen diesen Personenkreisen durch Heirat erneut Verbindungen ergeben haben.

Meine Nachforschungen sind mit diesen Ausführungen nicht beendet. Ich hoffe auf weitere Hinweise und Zufallstreffer. Vielleicht fühlt sich auch mancher Körbecker Bürger durch diese Informationen angeregt, auf dem eigenen Hausboden oder im Keller nach alten Schriftstücken oder Briefen zu suchen, die weitere Einzelheiten über die Auswanderungen von Vorfahren oder auch zusätzliche Namen enthalten.  Hierdurch könnte ich die bisherigen Ergebnisse ergänzen und erweitern.

 

Auswanderung von Körbecker Familien

Anhand der Auflistung von Vitus (Joseph) Gocke bin ich diesen Familien und ihrem Verbleib nachgegangen. Ich habe nicht alle Familien wieder gefunden, die dort genannt sind. Von der genannten Familie Sommer sind weiter unten Ausführungen gemacht worden, aber ein eindeutiger Nachweis ihrer Auswanderung konnte bisher nicht erbracht werden.

 

Familie Bessen (Kranlippes)

Die Familie Bessen war vor ihrer Auswanderung Eigentümer von Kranlippes Haus. Johann Georg Bessen, geboren am 17.11.1797 in Verwalts Haus, heiratete am 15.07.1823 die am 14.01.1803 geborene Erbin von Kranlippes Haus, Maria Agnes Jacobi, und nach deren frühen Tod (23.03.1829) am 14.07.1829 die Caroline Jürgens (geb. am 01.11.1806) aus Bölten Haus. Johann Georg Bessen war von 1843 bis 1852 Gemeindevorsteher von Körbecke und bewirtschaftete im Zeitpunkt der Auswanderung einen 3-Spänner Hof. Die Familie stellte sich laut Kirchenbuch wie folgt dar – die Spalten mit dem Zusatz „ergänzt“ sind von mir hinzugefügt. 

Kirchenb.
Jahr   Nr

Taufname des
Kindes

Datum
d. Geb.

Name
des Vaters

Hausname
(ergänzt)

Name
der Mutter

1824

14

Ludovicus
Augustinus

31.07.1824

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jacobi,
Maria Anna

1826

2

Joh. Ferdinand
Joseph

02.01.1826

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jacobi,
Maria Anna

1828

4

Johannes
Heinrich

12.01.1828

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jacobi,
Maria Anna

1830

32

Anna Maria
elisabeth

21.10.1830

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1833

8

Friedrich
Wilhelm

09.02.1833

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1834

15

Theresia
Friderica

07.07.1834

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1837

10

Clemens

13.02.1837

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1839

38

Anna Maria
Dina

21.12.1839

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1842

17

Laurentius

01.05.1842

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1844

30

Anna

18.10.1844

Johann Georg
Bessen
Ackermann

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

1846

39

Carl

08.12.1846

Johann Georg
Bessen
Vorsteher

Kranlippes

Jürgens, Caro-
lina v. Bölten

Von den 11 Kindern sind der Ludovicus Augustinus 1824 und der Friedrich Wilhelm 1833 und somit vor der Auswanderung gestorben.

Joseph Bessen ist bereits 1851 in die USA ausgewandert. Er erreichte New  Orleans am 26.06.1851, fuhr dann den Mississippi hinauf bis St. Genevieve und baute sich in der Nähe dort in Präirie du Rocher, Illinois, eine Farm auf.  Er heiratete die Maria Hesse aus Körbecke, die bereits 1846 mit ihrer Familie in die USA ausgewandert war.  Die übrige Familie Bessen folgte in 1854.  Johann Georg, Caroline, Elisabeth, Therese, Clemens, Dina, Lorenz, Anna und Carl erreichten von Bremen kommend mit dem Schiff Hermann New Orleans am 08.05.1854. Der Sohn Heinrich kam in New Orleans am 13.05.1854 mit der Anna Delius an; er war offensichtlich etwas später als die übrige Familie gefahren, weil er als „heimlicher Auswanderer“ die Auswanderung der ganzen Familie gefährdet hätte, wenn er bei seinem Versuch, Deutschland unerlaubt zu verlassen, gefasst worden wäre.  Auf der Anna Delius befanden sich noch weitere 6 Körbecker Auswanderer.

 Johann Georg Bessen gründete eine Farm in Red Bud, Randolph County, Illinois, südlich von St. Louis gelegen. Dort ist er am 27.10.1865 gestorben.

Der Sohn Joseph Bessen ist auf seiner Farm in Prairie du Rocher, Randolph County, Illinois, am 09.07.1887 gestorben. Sein Frau Maria, geb. Hesse, lebte weiter auf der Farm bei ihren unverheirateten Sohn Joseph und starb 1917. Sie hatten gemeinsam 6 Kinder. 

Der Sohn Heinrich Bessen baute sich in Ruma, Randolph County, Illinois eine Farm auf. Er heiratete am 01.09.1861 die Carolina  Wilhelmina Jostes aus Körbecke (Davids). Er ist in 1900 gestorben und seine Frau am 24.01.1917. Sie hatten 4 Kinder.

Anna Maria Elisabeth Bessen heiratete in Hickman, Kentucky einen Charles Brandes, mit dem sie in 1900 aber in Chester, Randolph County, Illinois, lebte. Sie starb am 19.04.1922 in Chester. Ihr Mann am 21.04.1924 ebenfalls in Chester. Das Paar hatte 3 Kinder. 

Theresia Bessen heiratete 1860 den Andreas Sänger, der in 1930 geboren war und aus dem Bezirk Posen stammte. Sie hatten insgesamt 9 Kinder. Und lebten auf ihrer Farm in in Chester, Randolph County, Illinois. Theresia starb dort als Witwe in 1916.

Clemens Bessen (13589) betrieb in Ruma mit seinem Bruder Heinrich gemeinsam eine Farm. Er war seit dem 134.06.1862 verheiratet mit der in Deutschland geborenen Elisabeth Ronnenberg. Er starb am 17.01.1900 in Brewerville, wo er bei seinem Sohn Charles lebte. Das Ehepaar hatte insgesamt 4 Kinder.  

Anna Maria Dina Bessen lebte 1860 auf der Farm ihres Bruders Joseph; sie heiratete einen Fritz Ronnenburg und ist laut Kirchenbuch-Eintragung von Prairie du Rocher dort schon am 06.04.1876 im Alter von 36 Jahren gestorben. Lorenz Bessen hat am amerikanischen Bürgerkrieg teilgenommen wie ein Antrag auf eine Pension in 1883 aussagt.  Weitere Informationen über ihn habe ich nicht gefunden.

Der Sohn Karl Bessen starb am 8.11.1865, 11 Tage nach seinem Vater, in Red Bud, Illinois. Sein Patenonkel war Franz Bielefeld aus Welda, der mit einer Schwester seiner Mutter verheiratet war.

Anna Bessen heiratete 1871 einen Henry Heine in Hanover/USA. Sie lebten im Jahre 1900 in Brewerville/Ruma, Randolph County, Illinois. Sie ist in 1930 gestorben. Sie hatten 4 Kinder. Die Mutter Caroline Bessen lebte nach dem Tode ihres Mannes bei ihrer Tochter Anna Heine in Ruma, Randolph County in Illinois. Sie starb vor 1910, ihr genaues Todesdatum ist nicht bekannt.

Mein Urgroßonkel Ignaz Bremer (siehe obigen Hinweis), begab sich nach seiner Ankunft in den USA sofort nach St. Louis, weil dort eine Schwester seiner Mutter Theresia Bessen verheiratet war und er besuchte auch wenige Wochen später seine Vettern Joseph, Heinrich und Clemens Bessen, deren Vater Johann Georg ebenfalls ein Bruder seiner Mutter war. Seine Überfahrt nach Amerika, seine Ankunft und den Besuch bei seinen Vettern hat er in seinem ersten Brief vom 09.01.1870  an seinen Bruder Clemens näher beschrieben. Er schreibt:

„…………Am 16.10. waren wir des Morgens in aller Frühe im Hafen New York. Des Nachmittags wurden wir im Kastel (richtig Castle - K.B.) Garden ausgesetzt. Das ist ein großes Gebäude nahe am Wasser, in welches die Passagiere und das Reisegepäck landen.  Um das Gepäck braucht man sich nicht weiter zu kümmern, als das man angibt, wohin es soll.  Weil des anderen Tages Sonntag war, hielten wir uns in New York auf bis Montag Nachmittag. Dann fuhren wir auf der Eisenbahn nach Saint Louis, wo wir am 21. des Abends ankamen. Wir haben uns einige Tage bei Bruder Joseph niedergelassen (Anmerkung von Kurt Bremer: mit Bruder Joseph ist Joseph Jürgens vom Amthof gemeint; - er war ein Stiefbruder von Ignatz Bremer - er und die Brüder Heinrich und Clemens Jürgens sind in die USA ausgewandert. Heinrich und Joseph lebten in Saint Louis, Clemens hatte eine Farm in der Nähe von Ignatz Bremer in Maries County, Missouri). Derselbe ist wohlhabend und macht gute Geschäfte.  Dann besuchte ich viele Cörbecker, denen es allen recht gut geht. Am 27. besuchte ich Onkel Luis und Tante. Dieselben wohnen eine Stunde von der Stadt, und sind wohlhabend. Ich habe einen Monat bei ihnen gearbeitet.

Am 5. Dez. kam Heinrich Bielefeld (aus Welda stammend K.B.) von Illinois nach St. Louis und holte seinen Bruder Franz nach Illinois.  Um etwas zu erfahren, bin ich mitgemacht, nach Joseph Bessen, Clemens und Heinrich Bessen.  Da hättest Du müssen bei mir sein lieber Bruder.  August Jostes war auch mit, der wollte seine Schwester und Schwager besuchen.  Wir fuhren auf den Mississippi etwa 50 englische Meilen nach Prairie du Rocher, wo Bessens Joseph wohnt. Er wohnt am Ende der Stadt auf seiner über 400 Acre (640 Morgen – K.B.) großen Farm. Johannes Watermeier, Nögels, ist sein Hofmeister.  Joseph hat den Kopf voller Ränke, dass man herzlich über ihn lachen muss. Seine Frau und Kinder und Schwiegermutter sind noch recht wohl. Klemens Bessen wohnt auf derselben Farm, war aber nicht zu Hause. Ich traf nur seine Frau und Kinder. Wir kamen den 7. Dez. des Morgens bei Joseph Bessen an. Derselbe brachte uns mit seinem Wagen, unter Führung seines Hofmeisters nach Heinrich Bielefeld seiner Farm, welche 1 ½ Stunde weit von Prairie du Rocher ist.  Das war eine lustige Fahrt.  Vorn auf dem Wagen saß  Nögels Johannes und Heinrich Bielefeld. Mitten saß August Jostes. Daneben stand der lustige Deklamant Joseph Bessen. Ein Fässchen Wiski machte stets die Runde. Hinten saß ich und Franz Bielefeld.  Wir hielten uns beim Bielefeld einige Stunden auf und fuhren dann 1 ½ Stunden weiter zum Heinrich Bessen, wo wir uns einige Tage bis zum 10. aufhielten.

Als wir beim Heinrich Bessen waren, war etwas unfreundliches Wetter, sonst wäre ich auch mal nach Red Bud gemacht und hätte das Grab unseres Onkels (Johannes Georg Bessen - K. B.) besucht. Als wir fortmachten, fuhr uns Heinrich Bessen nach St. Genevieve an den Mississippi zum Landungsplatze. Unterwegs trafen wir den Clemens Richter (aus Körbecke – K.B.) an, welcher mit 2 mächtigen Ochsen Holz fuhr. Heinrich Bessen ist ein guter verständiger Mann und es geht ihm recht gut. Als ich von der Reise zu meinem Onkel Luis zurückkam, war sein Schwiegersohn aus Edwardsville da, welches ist 18 englische Meilen von St. Louis, in Illinois. Derselbe besitzt eine tüchtige Farm. Da ich gerne in einen Platz wollte, wo nur englisch gesprochen wird, so machte ich mit ihm. Ich habe nun einen guten Platz getroffen, bei einem großen Farmer, einen geborenen Schottländer……..“

 

Familie Hesse

Den Hausnamen der Familie Hesse habe ich bisher nicht in Erfahrung bringen können. Diese Familie bewirtschaftete in Körbecke laut Josef Gocke einen 3-Spänner Hof, bevor sie sich entschloß, in die USA auszuwandern.  Der am 31.01.1797 geborene Johannes Franciscus Hesse heiratete am 14.01.1824 die Anna Maria Margaretha Soekefeld (geb. am 27.10.1797) aus Lippes Hause.  Aus der Ehe gingen 9 Kinder hervor, von denen drei vor der Auswanderung verstarben. Mit den Eltern sind 6 Kinder ausgewandert.

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

ehelich/
unehel.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vaters Name
(ergänzt)

Vor- und Zuname
der Mutter

Sterbedat.
(ergänzt)

Johannes
Heinricus

13.01.1822

ehelich

Franciscus Joh. Hesse

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

24.11.1831

Maria Friderica

21.06.1824

ehelich

Franciscus Hesse

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

26.03.1825

Anna Maria
Elisabeth

26.01.1826

ehelich

Franciscus Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Johannes
Antonius

22.05.1828

ehelich

Frans Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Anna Maria
elisabeth

13.10.1830

ehelich

Frans Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Sophia Veronica

17.05.1833

ehelich

Franz Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

31.03.1834

Joh. Henricus
Eduardus

19.01.1835

ehelich

Franz Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Joseph Blasius

26.10.1837

ehelich

Franz Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Franz Heinrich

21.12.1840

ehelich

Franz Hesse
Ackermann

Hesse

Soekefeld, Maria
Margaretha

 

Die Familie Hesse erreichte am 13.11.1846 von Bremerhaven kommend mit dem Segelschiff Emily Taylor New Orleans. Sie siedelte in Randolph (heute Breman), Randolph County, Illinois.

Von dem Familienoberhaupt Franz Hesse ist nur bekannt, dass er in Chester, der Hauptstadt von Randolph County, Illinois gestorben ist.  Über seine Frau Anna Maria Margaretha geb. Soekefeld weiß ich nur, dass sie danach auf der Farm Ihres Schwiegersohnes Heinrich Bessen in Ruma gelebt hat. Weitere Informationen über sie habe ich nicht.

Die Tochter Anna Maria Elisabeth Hesse, heiratete am 11.05.1848 den Clemens Menne aus Körbecke, der aus Büttlers Haus in der Hohlen Weide stammte, und im Census von  1870 in Randolph (heute Breman), Randolph County, Illinois, mit seiner Familie erfasst ist.  Nach den Unterlagen hatten sie eine Tochter, die aber bereits 1888 verstorben ist.

 

 Auszug aus der Schiffsliste der Emily Taylor; aufgeführt sind auch Friedrich Dierkes und Carl Krull aus Cörbecke. Zu den letzten beiden sind Ausführungen bei den ausgewanderten Einzelpersonen enthalten. Als Beruf ist für alle Farmer angegeben. Neben den Namen ist auch der Herkunftsort Corbecke  deutlich zu erkennen. Mit diesem Schiff ist auch Franz Joseph Bremer aus Hohl Haus ausgewandert. 

Die in 1830 geborene Maria Hesse heiratete den Joseph Bessen aus Kranlippes Hause, der ebenfalls ausgewandert war. Einzelheiten hierzu siehe bei der Familie Bessen.

Johannes Anton Hesse (13140) lebte laut Census von 1860 mit seinem Bruder Joseph Hesse (13590) in Chester, Randolph County, Illinois. Sie waren beide als Farmer erfasst. Vermutlich haben sie gemeinsam eine Farm betrieben. 1880 lebte Anton Hesse mit seiner Frau Hanna, dem Sohn und 4 Töchtern weiterhin in Chester, Randolph County, Illinois.

Eberhard Hesse (13582) ist 1870 als Farmer in Kaskaskia, Randolph County, Illinois, erfasst.  Er war verheiratet und hatte zu der Zeit 3 Töchter.  In 1900 ist er als LKW-Fahrer genannt. Mit ihm sind im Census auch seine Frau Mathilda Kelm, die aus Posen stammte, und 4 Töchter erfasst. Sie lebten zu der Zeit in Evansville, Randolph County, Illinois. Sein Nachbar in 1870 war laut Census von 1870 Clemens Menne aus Cörbecke, der mit seiner Schwester Elisabeth Hesse verheiratet war. Eberhard Hesse ist am 24.12.1908 gestorben.

Joseph Hesse lebte 1860 mit seinem Bruder Anton in Chester. Laut Census von 1900 lebte Joseph Hesse mit seiner Frau Eliza Jane Barnett, die in Ellis Grove, Illinois geboren war, und seinen beiden Söhnen auf einer eigenen Farm in Beaver Dum, Butler County, Missouri.  Sie hatten insgesamt 4 Kinder,  2 Söhne und 2 Töchter, die alle in Poplar Bluff geboren sind (neben Beaver Dum gelegen). In Poplar Bluff ist Joseph Hesse 1919 gestorben.

Über Franz Heinrich Hesse habe ich keine weiteren Informationen finden können. Lediglich, dass er nach der Einwanderung bei seinem Vater in Randolph County, Illinois, lebte.

 

Familie Jostes (Michels Haus)

Josef Gocke nennt in seiner Chronik eine Familie Michels aus Michels Haus und den Beruf Schuhmacher. Hierzu habe ich feststellen können, dass ein Joseph Jostes von Davids, geb. am 09.05.1804, mit dem Beruf Schuhmacher in Michels Haus eingeheiratet hat und mit der Anna Helena Michels, geb. am 11.05.1808 in Michels Haus, am 24.08.1828 getraut wurde. Das Ehepaar hatte insgesamt 10 Kinder. Hierzu ist anzumerken, dass alle 6 Geschwister der Maria Helena Michels vor 1823 und auch die Eltern in 1814 (Vater) und 1817 (Mutter) gestorben sind. So erbte Anna Helena als einzige Überlebende das elterliche Haus, in dem der Vater Bernhard von 1797 bis 1797 als Krüger und später im Kirchenbuch als Halbmeyer und Leineweber bezeichnet wurde.

Die Familie des Joseph Jostes und seiner Frau Anna Helena Michels stellte sich wie folgt dar:

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vaters Name
(ergänzt)

Beruf
(ergänzt)

Sterbedat.
(ergänzt)

Johannes
Josephus

12.03.1829

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

 

Helena

16.01.1831

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

 

Clemens August

15.07.1833

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

 

Maria Sophia

26.03.1835

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

 

Theresia

27.07.1837

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

 

Maria Helena

04.12.1839

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

14.12.1856

Anna

03.03.1842

Josephus Jostes
Schuhmacher

Jostes

Schuh-
macher

 

Josephus

28.05.1845

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuh-
macher

 

Wilhelm

26.07.1849

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

24.03.1850

Francisca

25.06.1852

Joseph Jostes
Schuster

Jostes

Schuster

01.08.1854

Von diesen 10 Kindern sind vor der Auswanderung Maria Helena (1856), Wilhelm (1850) und Francisca (1854) gestorben. Am 13.06.1855 starb auch die Frau des Joseph Jostes, Anna Maria Michels. Über den Verbleib der Tochter Maria Sophia habe ich keine weiteren Informationen finden können. Sie ist weder in den Kirchenbüchern von Körbecke als verheiratet oder verstorben erfasst, noch ist sie bei den Auswanderern aufgeführt. Es steht zu vermuten, dass sie im Zeitpunkt der Auswanderung ihrer Familie in Körbecke geblieben oder bereits aus Körbecke weggezogen ist.  

Die beiden Brüder Johannes Josephus Jostes als John Jostes in den amerikanischen Unterlagen erfasst und Clemens August Jostes (13417) (Clemens Jostes) sind 1854 ausgewandert. Clemens heiratete in 1857 eine Maria Charlotte Schröder, die am 08.08.1835 laut den Eintragungen im RootsWweb in „Hessen Cassel, Electorate of Kurhessen (= Kurfürstentum)“ geboren war. Laut dem Cook County ILGenweb haben Clemens August Jostes und sein Bruder John Jostes in den 1850-er Jahren in Sherwood, Cook County gewohnt. Als Beruf ist dort für beide shoemaker = Schuhmacher angegeben. Im 1860-er Census sind John Jostes, Clemens Jostes mit seiner Frau Charlotte und Tochter Helena in

Bild der Familie John Jostes von der Goldhochzeit

der Stadt Worth im Cook County, Illinois, erfasst. Unter der gleichen Adresse ist auch Ignatz Bremer aus Bockes Haus aufgeführt, über den bei der Familie Bremer aus Bockes Haus weitere Einzelheiten zu erfahren sind.  John Jostes ist als Einzelperson aufgeführt und war vermutlich noch nicht verheiratet.

Eine Nachfahrin von ihm, Gloria Barnes aus Gig Harbor im Staate Washington, hat mir dann weitere Details über das Leben ihres Ur-Ur-Großvaters in den USA mitgeteilt. Danach hat er die aus Deutschland stammende und am 10.03.1844 geborene Mary Rott am 07.05.1861 geheiratet. 6 Wochen nach der Geburt des 1. Kindes musste er in den amerikanischen Bürgerkrieg. Nach der Rückkehr aus dem Krieg wurde er Postmeister in Klaasville im Staat Indiana und betrieb dort auch noch andere Geschäfte. Hier ist er mit seiner Familie 24 Jahre geblieben. Nach dem Verkauf dieser Geschäfte ging die Familie nach Nebraska und kaufte dort eine Farm, auf der sie nun 23 Jahre lebten. John Jostes hatte 10 Kinder, von denen 2 jung verstorben sind. Am 10.05.1911 feierte er mit seiner Frau Mary die goldene Hochzeit. Das obenstehende Bild zeigt ihn mit seiner Frau inmitten der noch lebenden 8 Kinder auf der goldenen Hochzeit.

Nach der Goldhochzeit hat das Ehepaar Jostes die Farm verlassen und ist nach Lindsay in Nebraska gezogen, wo es den Rest seines Lebens verbracht hat. John Jostes ist am 08.08.1918 im Alter von 89 Jahren verstorben. Seine Frau Mary wurde 76 Jahre alt und starb am 09.07.1920. (Das Bild von der Goldenen Hochzeit hat mir Gloria Barnes zur Verfügung gestellt).

In Klaasville im Staat Indiana lebte auch sein Bruder Clemens, der mit seiner Frau Charlotte inzwischen 6 Kinder hatte. Als Beruf ist general retail merchant – normaler Einzelhändler – genannt.  Von hier ist Clemens Jostes  wieder nach Illinois zurückgekehrt und lebte laut Census von 1880 in Blue Island, Cook County, Illinois. Die Kinderzahl hatte sich inzwischen auf 9 erhöht. Im Census von 1930 ist Clemens A. Jostes mit einem Alter von 97 Jahren, seinem Geburtsjahr 1833 und der Bezeichnung Großvater im Haushalt seines 1876 geborenen Sohnes Josef W. Jostes erfasst. Er lebte zu der Zeit in Turkey Creek, County Mitchell in Illinois. Clemens Jostes ist am 04.01.1932 im Alter von  98 Jahren gestorben. Seine Frau Charlotte, geborene Schröder. starb am 01.03.1899 in Chicago, Illinois.

Gloria Barnes teilte mir weiter mit, dass neben dem Bruder Clemens 2 weitere Jostes-Kinder Geschwister der Charlotte Schröder geheiratet hätten. Deren Geburtsort, den ich bisher mit Kassel angenommen hatte, habe nicht sehr weit von Körbecke entfernt gelegen. In einer weiteren e-mail erfuhr ich, dass der Geburtsort der Schröder Sippe Lamerden war.

Der Vater Joseph Jostes ist zwei Jahre nach dem Tode seiner Frau (13.06.1855) mit 4 Kindern ebenfalls ausgewandert.  Hierzu mögen sicherlich gute Nachrichten von den beiden ausgewanderten Söhnen aus den USA beigetragen haben.  Ebenso das Wissen, Unterstützung durch seine beiden Söhne beim Einleben in diesem neuen Land zu erfahren. Nach den gefundenen Unterlagen sind er und die Kinder  Friderica, Therese und Anna Jostes mit dem Schiff Magdalena von Bremen aus am 10.12.1857 in New Orleans angekommen. Der jüngste Sohn Joseph Jostes ist nach den Eintragungen in der Passagierliste auf dieser Überfahrt verstorben.

Joseph Jostes lebte 1867 bei seinem Sohn Johannes August in Klaasville, Lake County, Indiana und ist dort auch am 20.04.1867 gestorben.

Über die Tochter Maria Sophia habe ich zunächst nichts gefunden. Hierzu teilte mir Gloria Barnes mit, dass Maria Sophia 1856 – also vor der Auswanderung der Familie - den 1832 in Lamerden geborenen Charles L. Schroeder geheiratet habe.  1860 und 1870 sind sie in Thornton, Cook County in Illinois erfasst. Maria Sophia ist am 10.03.1872 dort verstorben. Über den weiteren Verbleib ihres Mannes ist nichts bekannt.

Die Tochter Therese heiratete den 1836 geborenen Wilhelm Emil Clemens Sasse und nach dessen Tod in 1870 den 1844 geborenen Bernhard Scheidt in 1874. Sie wohnten nach den Census von 1870 in Hanover, Lake County, Indiana. 1880 ist sie mit ihrem 2. Ehemann in St. John, Lake County, Indiana erfasst. Hier ist sie auch am 19. 05. 1895 gestorben.

Die Tochter Anna heiratete am 07.02.1959 den Johann „John“ Schröder aus Lamerden, der 1834 geboren ist.  Sie lebten 1860 in Thornton, Cook County, Illinois, 1870, 1880 und 1900 sind sie Wilton, Will County, Illinois erfasst. Anna Jostes ist am 03.04.1909 in Manhattan, Will County, Illinois gestorben. Ihr Mann starb in 1911.

Friderika Jostes heiratete 1858 den John Stephan. Sie lebten 1860 in Worth, Cook County, Illinois und in 1880 in Chicago, Cook County, Illinois. Weiteres aus ihrem Leben in Amerika ist nicht bekannt.

 

Familie Bremer (Bockes)

Vitus Gocke spricht bei der Auswanderer-Familie Bremer aus Bockes Haus (heute Straten)  von einem Zweispänner-Bauer. Der am 19.09.1804 in Bockes Haus geborene Ignaz Bremer heiratete am 15.07.1828 die Anna Maria Bremer (geb. am 13.01.1808 in Mantels Haus) und hatte mit ihr insgesamt 10 Kinder.  Von diesen sind 4 Kinder bereits im Kleinkindalter verstorben.

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vor- und Zuname
der Mutter

Sterbedat.
(ergänzt)

Carl Heinrich

23.07.1828

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Ignatius

05.10.1830

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Franciscus
Josephus

30.01.1833

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Anna Maria
Elisabeth

24.02.1836

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Johann Bernhard

19.01.1839

Ignaz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

17.05.1840

Theresia

05.06.1841

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

31.03.1843

Elisabetha

30.11.1843

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Matthilde

17.06.1846

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

23.03.1850

Dina

23.06.1849

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

10.07.1850

Clemens

07.06.1851

Ignatz Bremer
Ackermann

Bremer, Anna Maria

 

Der am 05.10.1830 geborene Ignatius Bremer wanderte in 1857 in die USA aus und erreichte New Orleans mit dem Schiff Ernestine am 26.12.1857.  Im Census von 1860 ist er als Laborer (Arbeiter) aufgeführt und wohnte in unmittelbarer Nachbarschaft der Gebrüder Jostes (siehe Familie Jostes) in Worth, County Cook, Illinois.

Der Vater Ignatius Bremer ist mit seiner Frau Anna Maria Bremer und seinen beiden Töchtern Anna und Elisabeth und Sohn Clemens in der Schiffsliste der Bark New Orleans aufgeführt, die am 29.10.1860 in New Orleans angekommen ist. Einwanderungshinweise für die beiden Söhne Carl Heinrich und Franciscus Josephus (13437) habe ich zunächst nicht finden können.  Da diese zum Zeitpunkt der Auswanderung der übrigen Familie im militärpflichtigen Alter waren, ist nicht auszuschließen, dass sie Deutschland verlassen und von einem ausländischen Hafen aus ausgewandert sind. In diesem Zusammenhang tauchen öfter die Häfen von Antwerpen, Le Havre und Marseille auf.  Franz Joseph ist zumindest bei den heimlichen Auswanderern unter der Nummer 13437 erfasst. Ebenso Clemens unter der Nr. 14093, obwohl dieser im Zeitpunkt der Auswanderung gerade 9 Jahre alt war. Im Zeitpunkt der offiziellen Erfassung, die im Alter von etwa 21 Jahre erfolgte und die dann die Suche nach seinem Verbleib auslöste, befand er sich schon 12 Jahre in den Vereinigten Staaten.

Der Sohn Ignatz Bremer ist im Census von 1880 in Jackson, County Nodaway, Missouri, etwa 50 Meilen nördlich von Kansas City gelegen, als Farmer erfasst.  Er war verheiratet mit einer Gertrud ??. Das Ehepaar hatte zu dem Zeitpunkt 7 Kinder, die zwischen 1863 und 1876 geboren sind. Hier ist Ignatz Bremer auch im Census von 1900 erfasst. Weitere Informationen über ihn und auch seine Frau habe ich nicht gefunden.

Der Sohn Clemens Bremer (14093) heiratete in 1877 die Rosa Morris. Nach dem Census von 1880 lebte er als Farmer mit seiner Frau und einer Tochter in Greene, County Worth, Missouri, direkt neben dem County Nodaway gelegen.  Im Census von 1900 ist er immer noch im Besitz der Farm in Greene, seine Kinderzahl hat sich inzwischen auf 6 Töchter erhöht.  Es ist davon auszugehen, dass der sehr kleine Ort Greene – er erscheint auf keiner Karte – zum größeren Ort Parnell gehört, denn hier ist Clemens Bremer am 24.03.1932 gestorben und auch begraben worden. Seine Frau Rosa war ihm am 07.03.1931 im Tod vorausgegangen. Sie wurde ebenfalls auf dem Friedhof in Parnell beigesetzt.

Es ist davon auszugehen, dass die Eltern bei einem der Söhne gelebt haben. Von ihnen konnte ich keine weiteren Nachweise finden. Die Töchter werden durch Heirat andere Namen erhalten haben, die nicht bekannt und somit auch nicht nach zu verfolgen sind.  Namen der beiden älteren Brüder Carl Heinrich und Franz Joseph habe ich zwar gefunden, aber die weiteren Angaben sind so dürftig, dass ich sie nicht einwandfrei dieser Familie Bremer zuordnen kann. Aus diesem Grunde habe  ich die gefundenen Informationen hier nicht wiedergegeben.

  

Familie Wittkopp (Peitz)

Peitz Haus stand bei Tönen Haus gegenüber auf dem Platz, wo heute etwa das Heiligenhäuschen steht. Es ist 1866 völlig abgebrannt. Der letzte Besitzer Wilhelm Anton Wittkopp heiratete am 29.07.1839 die Sophia Theresia Mikus aus Rösebeck.  Bereits vor dem Brand im Jahre 1862 hatten sie auf dem Plan des früheren Dorfes Nehen, an der Stelle etwa, wo heute Mönnikes Gehöft im Felde steht, neu gebaut. Vitus Gocke spricht in seiner Chronik von einem 5-Spänner Bauer und die weiteren Unterlagen sagen, dass sein Gut Anfang der 1870-er Jahre mit 150 Morgen gerichtlich verkauft worden sei.  So wanderte der fast mittellose Wilhelm Wittkopp im Alter von 61 Jahren mit seiner Frau und 7 Kindern in die USA aus.  4 seiner 11 Kinder waren bereits vor diesem Zeitpunkt gestorben.

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vor- und Zuname
der Mutter

Sterbedat.
(ergänzt)

 

Clemens

02.12.1840

Wilhelm Wittkopp
Ackermann

Micus, Theresia

26.08.1857

Maria

22.01.1843

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

16.04.1844

Augustus

21.02.1845

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

 

Joseph

27.01.1847

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

 

Friderich

11.10.1849

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

 

Wilhelm

11.07.1851

Wilhelm Wittkopp
Ackermann

Micus, Theresia

19.08.1867

Carl

15.04.1853

Wihelm Wittkopp
Ackermann

Micus, Theresia

 

Josephina

12.04.1855

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

17.03.1857

Sophia

18.03.1857

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

 

Heinrich

18.03.1859

Wilhelm Wittkop
Ackermann

Micus, Theresia

 

Julius

30.05.1861

Wilhelm Wittkopp
Ackermann

Micus, Theresia

 

Sechs der 7 Kinder waren junge Männer zwischen 12 und 28 Jahren. Wie die Liste der heimlichen Auswanderer ausweist, standen auf ihr auch August Wittkopp und Joseph Wittkopp unter den laufenden Nummern 17448 und 17461. Sie wurden also auch gesucht, weil sie bei der Einberufung zum Militärdienst nicht mehr anwesend waren. Es ist deshalb anzunehmen, dass es die Kinder auf unterschiedlichste Weise geschafft haben, in die USA zu kommen. Auf der Schiffsliste des Schiffes Hermann, das am 01.09.1873 aus Bremen kommend in New York eintraf, war lediglich Wilhelm Wittkopp als Farmer mit einem Alter von 60 Jahren erfasst. 

In den USA ließ sich der weitere Weg einiger Söhne nachverfolgen. August Wittkopp (17448), Henry Wittkopp, Charles Wittkopp und Julius Wittkopp lebten in Milburn, New Jersey, etwa 50 Meilen östlich von New York.  Alle 4 waren verheiratet und hatten Kinder. August heiratete 1876 Frances Veronika Christina Pieperling, die am 19.09.1848 in Löwen geboren war.  Julius heiratete am 25.08.1903 eine Elisabeth Schaller in Milburn, New Jersey. Als Beruf für Julius war 1915 Saloon Keeper und Werkstattbesitzer angegeben. . (Die Mutter dieser Elisabeth Schaller war eine Maria Engemann aus Ossendorf.) Julius ist am 21.05.1936 In Milburn gestorben. Es ist anzunehmen, dass auch die Eltern bei den Söhnen in Milburn gelebt haben. Bis auf das Todesjahr 1881 des Vaters Wilhelm Wittkopp habe ich auf die Eltern, auf die Tochter Sophia und den Sohn Friedrich keine weiteren Hinweise gefunden.  

Eine kurze Notiz von Ignaz Bremer in seinem Brief vom 08.02.1915 an seine Schwester Rika in Sauerlands Hause lautet wie folgt: „Vor zwei Wochen waren zwei Töchter des früheren Peitz August hier zu Besuch. August ist seit mehreren Jahren tot.  Die wohnen im Staate New Jersey, wo noch drei Söhne aus dem damaligen Peitz Hause wohnen. Es geht ihnen alle sehr gut“. August Wittkopp, der älteste der ausgewanderten Kinder, war im Census von 1910 in Millburn, New Jersey, noch erfasst. Er muß demnach zwischen 1910 und 1914 gestorben sein. Seine Frau ist am 10.05.1904 in Millburn, Essex, New Yersey, verstorben.

Der Sohn Joseph Wittkopp (17461) besaß in Dry Creek, Maries County, Missouri (5 Meilen nördlich von Dixon,) eine Farm. Er heiratete die am 29.11.1860 geborene Francisca Kloeppel am 11.08.1884 in Brinktown, Missouri, wo auch Ignatz Bremer aus Mantels Haus gesiedelt hatte. Francisca Kloeppel war eine Schwägerin von Ignaz Bremers (Mantels) Tochter Theresa, die 1891 den Bruder der Francisca Kloeppel – Ferdinand Kloeppel – und von Ignatz Tochter Mary Bremer, die 1889 den Bruder der Francisca - Frederick Kloeppel - geheiratet hatten. In Josephs Familie lebten in 1900 seine 5 eigenen Kinder und ein Neffe, ein Sohn eines seiner Brüder, bei dem als Beruf Farmarbeiter angegeben war. In einem in englisch verfassten Vermerk vom 31.01.1907 steht: „Joseph Wittkopp, einer unserer Freunde, der ungefähr 5 Meilen nördlich von Dixon lebt, feierte letzten Sonntag seinen 60. Geburtstag. Einige seiner Freunde überraschten ihn, um ihn zum Geburtstag zu gratulieren. Sie wurden mehr als belohnt durch das wunderbare Essen, das Frau Wittkopp vorbereitet hatte. Es wurde einmütig festgestellt, das Joseph, falls das gute Essen zur Gewohnheit wird, sicherlich weitere 60 Jahre alt werden kann. Dies hoffen wir alle aufrichtig.“ Dieser Vermerk wurde am 21.11.1907 wie folgt ergänzt: „Der Großgrundbesitzer Wittkopp erhält nun eine Residenz in Freeburg, wohin er kürzlich gezogen ist. Er besitzt aber weiterhin seine bisherige Farm bei Dixon“. In 1920 lebte er mit seiner Frau Francis und seiner Schwiegermutter in Washington, County Osage, Missouri. Dieses County grenzt unmittelbar an Maries County. Das sind bisher alle Informationen über die Familie Wittkopp in den USA.  

 Familie Arendes (Fritzens)

Nach Vitus Gocke ist auch die Familie Ahrendes aus Fritzenshause (Schneider) in die USA ausgewandert.  Bisher habe ich aber keine näheren Unterlagen gefunden, die beweisen, dass die ganze Familie ausgewandert ist. Der Schneider Friedrich Wilhelm Arendes (13480) ist am 26.11.1834 in Körbecke geboren.  In dem Census von 1860 ist für St. Louis ein Friedrich Arendes  mit dem Beruf Schneider und genanntem Alter von 27 Jahren aufgeführt. Weiter sind eine Mary Arendes mit 25 Jahren (seine Frau) und ein Henry Arendes mit 11 Jahren genannt. In dieser Erfassungsliste ist auch der Schneider Henry Menne aus Körbecke (aus Schneiders Haus) genannt, der nachweislich in die USA ausgewandert ist. Ebenso Geschwister sein könnten ein  Joseph Arendes mit Geburtsjahr 1840, ein Frank Arendes mit Geburtsjahr 1842/43 und eine Maria Arendes mit Geburtsjahr 1845, die alle drei 1870 in St. Louis im Census aufgeführt sind. Nach dem Kirchenbuch von Körbecke war Friedrich Wilhelm Arendes noch nicht verheiratet, sein Vater dagegen aber schon gestorben. In einem Brief der Jostes-Verwandten aus den USA an Dortmunder Jostes-Verwandte wird gesagt, dass ein Friedrich Arendes um 1860/1861 mit dem Clemens Jostes aus Davids Hause (siehe Nr. 4 der Einzelauswanderer) in die USA ausgewandert sei. Friedrich Ahrendes lebte nach dem Census von 1880 als Merchant Tailor (Inhaber eines Schneider-Geschäftes) in St. Louis, er war verheiratet und hatte 6 Kinder. Weiter lebten in seinem Haushalt ein 21 jähriger in Deutschland geborener Diener und eine 21 jährige Schneiderin. Fred (Friederich) Arendes ist am 29.12.1898 imAlter von 64 Jahren in St. Louis gestorben und auf dem St Peter and Paul Friedhof am 01.01.1899 beerdigt worden. Für eine Auswanderung der Familie spricht, dass im Körbecker Kirchenbuch weder eine Hochzeit noch ein Tod der hier nachstehend genannten Arendes Kinder (bis auf Maria Anna Carolina) und auch kein Todesdatum der Mutter Elisabeth Jacobi eingetragen sind.  Zur endgültigen Klärung sind hier noch weitere Nachforschungen erforderlich.

Familie Burghard (Heiermes)

Die Familie Burghard, Burchardt oder auch Borghard stammte aus Heiermes Hause. Dieses lag auf der Lieth dort, wo etwa Büttlers Haus steht.  Auf der anderen Seite, wo der rechte Teil der abgerissenen Schule stand, war Heiermes Garten.  In diesem Hause war der Name Menne, bevor 1805 ein Bernard Borghard aus Rösebeck dort einheiratete. Laut Vitus Gocke handelt es sich um einen Zweispänner Bauer, der 1871 seinen Besitz verkaufte und mit Familie in die USA auswanderte.  Bei dieser Familie handelt es sich um den am 13.10.1842 geborenen Fridericus Borgard, der am 02.05.1867 die Justina Wrede aus Manrode geheiratet hatte. Der Vater Anton Borgard war am 12.03.1862 an Lungenentzündung gestorben.

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vor- und Zuname
der Mutter

Fridericus

13.10.1842

Antonius Burghard
Ackermann

Rosen, Elisabeth

Mathilde

02.09.1845

Anton Borgard
Zimmermann

Rosen, Elisabeth

Bernard

20.02.1849

Anton Borgard
Ackermann

Rosen, Elisabeth

Maria

17.01.1853

Anton Borgard
Ackermann

Rosen, Elisabeth

Helena

26.12.1867

Friederich Borgard
Ackerwirth

Wrede, Justina

Heinrich

08.04.1870

Friedrich Borgard
Taglöhner

Wrede, Justina

 Nach der Passagierliste des Schiffes Main erreichten 

Friedrich Burghard

Justina Burghard geb. Wrede aus Manrode (Ehefrau von Friedrich Burghard)

Elisabeth Burghard geb. Rosen (aus Dierkes Haus – Mutter von Friedr. Burghard)

Maria Burghard (Schwester von Friedrich Burghard)

Joseph Burghard (nicht zuzuordnen)

Helena Burghard (Kind von Friedrich Burghard)

Heinrich Burghard (Kind von Friedrich Burghard) 

Auszug aus der Schiffsliste des Segelschiffes Main, in der die Familie Burghard aufgeführt ist und auch Bernh. Rokus aus Vosschmiddes Haus 

am 06.11.1871 Castle Garden in New York. Auf dem Schiff befanden sich auch Bernard Rokus aus Vosschmiddes Haus sowie ein Joh. Wrede (vermutlich ein Bruder der Justina). Der Joseph Burghard konnte nicht der Familie zugeordnet werden. Die Geschwister Mathilde und Bernard sind nach den Unterlagen nicht mit ausgewandert aber offensichtlich auch nicht in Körbecke geblieben. Mehr an Informationen zu dieser Familie hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gefunden.

Nach Veröffentlichung der vorstehenden Ausführungen zur Auswanderung der Familie Burghard auf dieser Webseite erhielt ich eine e-mail von Peter Peine aus Gelsenkirchen-Buer. Sein 1856 in Rösebeck geborener Urgroßvater war mit Beginn der Industrialisierung des Ruhrgebietes von Rösebeck nach Gelsenkirchen Buer gezogen und in seiner Ahnenreihe war auch die Familie Burghard/Borghard aus Rösebeck zu finden. Mit dieser e-mail erhielt ich  weitere Informationen zur ausgewanderten Familie Burghard. Peter Peine schreibt dazu:

„Die ausgewanderten Borgards haben sich nach Ihrer Ankunft in den Staaten (6.11.1871 in Castle Gardens, Battery Park, New York) in Evansville / Illinois niedergelassen. Maria Elisabeth Borgard geb. Rose ( * 1809) - die Mutter von Friedrich Borgard - starb 1872 in Evansville. Friedrich Borgard und Justina Wrede hatten noch zwei weitere Kinder, die in Evansville geboren wurden.

  John C. Borgard * 17.9.1874,  + Cape Girardeau / Missouri 1.2.1946,  Beruf Schneider, unverheiratet.

  Leonard Borgard * 24.11.1876, oo mit Veronica Schoenberger, + Evansville 24.8.1911,  4 Kinder

Justina geb. Wrede starb 1877 in Evansville. Friedrich Borgard heiratete in zweiter Ehe am 6.6.1877 in Evansville Francis Gaertner. Aus dieser Ehe gingen drei  weitere Kinder hervor.  

Friedrich Borgard starb am 2.6.1929 in Chester / Illinois. Ein Sohn Friedrichs - Heinrich Joseph Borgard, der noch 1870 in Körbecke geboren wurde - heiratete in Evansville am 12.10.1897 Maria Eva Adelmann. Aus dieser Ehe stammten 6 Kinder.  

Das 6. Kind war Herman Claude Borgard * 29.12.1912 in Evansville, + 3.5.1995 in St. Louis / Missouri, verheiratet am 25.6.1938 in St. Louis / MO   mit Kathyleen Cecelia Sanders. Herman Claude Borgard war der erste Borgard aus der Familie, der von Evansville nach St. Louis ging und dort den heutigen Borgard-Clan "auf die Beine stellte". Aus dieser Ehe stammt mein Cousin Michael Anthony Borgard ( * St. Louis 1942).  

Peter Peine hat mit dem vorgenannten Michael Anthony Borgard - Mike Borgard aus St. Louis Kontakt (* St. Louis 1942). Zu dem Joseph Burgard hat dieser mitgeteilt, dass es sich vermutlich um ein Kind von Justina Wredes Schwester gehandelt haben könnte, welches für die Überfahrt als eigenes Kind ausgegeben worden ist.

 Familie Sommer (Schinders)

Die Familie Schüsseler betrieb in Körbecke eine Schinderei. Durch die Hochzeit mit der Tochter Gertrud Schüsseler in 1834 übernahm der Wasenmeister (Abdecker, Schinder) Ferdinand Sommer aus Brakel den Betrieb. Die Familie bekam in der Zeit von 1835 bis 1848 7 Kinder, von denen 3 im Kleinkindalter starben. Die Witwe Gertrud Schüsseler heiratete nach dem Tode ihres Mannes Ferdinand Sommer in 1848 den Wasenmeister Michels aus Volkmarsen, mit dem sie in 1850 ein Kind bekam. Über den weiteren Verbleib dieser Familie Michels und der beiden jüngeren "Sommer-Kinder" konnte nichts gefunden werden. Es ist nicht auszuschließen, dass diese Familie Michels um 1850/51  ausgewandert ist und später von Vitus Gocke versehentlich als Familie Sommer bezeichnet wurde. Fest steht, dass die beiden Söhne dieser Familie Franz Sommer, geb. 06.03.1835, und Ludwig Sommer, geb. am 6.12.1836, nach den amtlichen Feststellungen später als heimliche Auswanderer  ermittelt worden sind, die in 1850 ausgewandert sein sollen. Mehr konnte bisher nicht in Erfahrung gebracht werden.

 Familie Gründer (Meppes)

Über die Auswanderung dieser  Familie habe ich bisher nichts gefunden. Es handelt sich dabei um den am 03.10.1819 in Meppes Haus geborenen Johannes Gründer. Nach dem Tode seiner Eltern in1851/53 heiratete er am 20.06.1855 die Theresia Kaufhold aus Wormeln. Am 07.09. 1856 wurde ihnen in Körbecke die Tochter Catharina geboren. Weitere Eintragungen über Geburten oder Sterbefälle dieser Familie Gründer in den Körbecker Kirchenbüchern gibt es nicht. Deshalb ist davon auszugehen, dass diese 3 Personen zwischen 1857 und 1859 ausgewandert sind.

 Familie Richter (Lammers)

Laut Vitus Gocke ist auch die Familie Richter aus Lammershause – ein 2 Spänner Bauer - ausgewandert. Über die Familiengeschichte ist soviel bekannt, dass es sich hierbei nur um den am 08.11.1824 geborenen  Clemens Richter aus Lammershause handeln kann, der am 31.10.1854 die Maria Catharina Helena Michels aus Bonenburg geheiratet hat. Das Paar hatte 3 Kinder. Über diese 5 Personen sind keine Eintragungen über Hochzeiten oder Sterbefälle in den Körbecker Kirchenbüchern enthalten. Das bedeutet, dass sie nicht in Körbecke geblieben sind.

Kirchenb.
Jahr      Nr

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vor- und Zuname
der Mutter

1856

3

Ferdinandina

14.01.1856

Clemens Richter
Ackermann

Michels, Maria
Catharina Helena

1858

7

Clemens

16.04.1858

Clemens Richter
Ackermann

Michels, Maria
Catharina Helena

1860

10

Joseph

29.04.1860

Clemens Richter
Ackermann

Michels, Maria
Catharina Helena

Ignaz Bremer aus Mantels Hause, der im Oktober 1869 ausgewandert ist, schreibt in seinem Brief vom 09.01.1870 an seinen Bruder Clemens über Besuche bei verschiedenen ausgewanderten Körbeckern: „…….. fuhr uns Heinrich Bessen nach St. Genevieve an den Mississippi zum Landungsplatze. Unterwegs trafen wir den Clemens Richter (aus Körbecke - K.B.) an, welcher mit 2 mächtigen Ochsen Holz fuhr“.  Zu dieser Zeit hatte sich Clemens Richter offensichtlich schon eine Basis für sein neues Leben in Amerika geschaffen. In einem weiteren Brief vom 21.04.1893 an seinen Bruder Carl in Mantels Haus schreibt Ignatz Bremer über die Lieferung von 10 fetten Ochsen nach St. Louis zu den Schlachthöfen und seinen weiteren Aufenthalt: „….. Dann habe ich noch eine Frau Dierkes, früher Herbolds Liesbet, besucht. Dann noch at last but not at least Clemens Richter, (früher der Rasche). Es geht selben verhältnismäßig sehr gut, hat ein eigenes Haus, was in St. Louis schon viel heißt. Bin dort über Nacht geblieben und habe mich ob seiner vielen Erzählungen gut amüsiert. In diesem  Schreiben bewährt sich mal wieder das Sprichwort: Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen“.  Clemens Richter war in der Zwischenzeit wohl nach St. Louis gezogen. Weiter gefunden habe ich noch einen Hinweis in dem amerikanischen Census von 1880, in dem als Beruf Rag Picker – Lumpensammler angegeben war. Zu dieser Zeit war er bereits Witwer und  2 Söhne lebten noch in seinem Haushalt.  Er ist nach den St. Louis City Death Records am 11. Nov. 1899 in St. Louis gestorben. Mehr habe ich bisher nicht in Erfahrung bringen können.

Familie Rose (aus Hennigeshause)

Familie Menne (aus Mennenhause)

Diese beiden Familien sollen laut Vitus Gocke ebenfalls in die USA ausgewandert sein. Bisher habe ich über sie keine weiteren Informationen gefunden.

 

Auswanderung von Einzelpersonen 

Hier habe ich die Personen aus Körbecke genannt, die allein oder mit Bekannten gemeinsam in die USA ausgewandert sind. Es handelt sich dabei nicht um eine vollständige Aufzählung aller Auswanderer, sondern nur um solche, für die ich einen Nachweis über ihre Auswanderung gefunden habe. Interessant ist, dass auf deutscher Seite niemals ein Hinweis auf die Auswanderung von Frauen - außer bei Auswanderung einer ganzen Familie - vorhanden ist. Erst im Laufe  meiner Recherchen bin ich in Auswanderungslisten oder Heiratshinweisen auf eine ganze Anzahl junger Frauen aus Körbecke gestoßen, die ebenfalls ausgewandert sind.

Am Ende dieser Aufstellung habe ich auch die Personen namentlich aufgeführt, die durch die Auswanderung mit ihren Familien vorstehend schon genannt sind. Weiter auch die, für die ich keine Nachweise über ihren Verbleib gefunden habe, die aber in der Liste der heimlichen Auswanderer oder in anderen Unterlagen genannt sind. Dadurch ist eine vollständige Auflistung aller bisher bekannten und erfassten Auswanderer aus Körbecke gegeben. Ich hoffe, dass sich durch diese Hinweise noch der ein oder andere Brief auf dem Boden Körbecker Familien gefunden oder sonstige  Hinweise auf weitere Auswanderer gegeben werden und sich dadurch diese Liste noch durch Informationen aus der Körbecker Bevölerung erweitern lässt.

01. Jostes, Friedrich August; geboren am 14.06.1830 in Davids Haus als Sohn des Johannes Martinus Adamus Jostes und seiner Frau Elisabeth Scheideler (aus Haarbrück).  Friedrich August Jostes erreichte am 28.12.1859 mit dem Schiff Dorette New Orleans in Louisiana. Von dort fuhr er den Mississippi hinauf nach St. Louis. Er heiratetet am 08.09.1866 in St. Louis eine Friederica Menke und war dort als Saloon-Inhaber erfasst. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Friedrich August Jostes ist bereits am 03.04.1871 in St. Louis verstorben. Seine Frau Friederica ebenfalls dort am 13.04.1900.

02. Jostes, Helena Theresia; geboren am 06.01.1838 in Davids Haus. Eltern siehe vorstehend; Helena Theresia Jostes kam gemeinsam mit ihrem Bruder am 28.12.1859 in New Orleans an und begab sich mit ihm nach St. Louis. Dort heiratete sie am 30.04.1863 den Heinrich Menne, der ebenfalls aus Körbecke aus Schneiders Haus stammte (weitere Einzelheiten zu Heinrich Menne folgen unten). Sie hatten gemeinsam 4 Kinder. Helena Theresia Jostes ist am 10.08.1899 in St. Louis gestorben.

03. Jostes, Carolina Wilhelmina; geboren am 17.12.1835 in Davids Haus. Eltern siehe vorstehend; Auch sie kam mit ihren Geschwistern am 28.12.1859 in New Orleans an. Vermutlich ist sie ebenfalls nach St. Louis weitergefahren. Dort heiratete sie am 01.09.1861 den Heinrich Bessen aus Kranlippes Hause (siehe Familie Bessen), der sich in Ruma, Randolph County, Illinois (etwa 50 Meilen südlich von St. Louis gelegen) eine Farm aufgebaut hatte. Nach dem Tode ihres Mannes lebte sie hier bei ihrem Sohn Charles im benachbarten Brewerville und ist dort am 30.01.1917 verstorben.

Kirchenb.
Jahr      Nr

Taufname des
Kindes

 Datum
d. Geb.

Vor- und Zuname
des Vaters

Vor- und Zuname
der Mutter

Sterbedat.
(ergänzt)

1827

33

Johannes
Wilhelmus

05.11.1827

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

19.11.1827

1829

1

Carl Gustav

22.01.1829

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

02.04.1877

1830

14

Fridrich August

14.06.1830

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

03.04.1871

1832

4

Maria Elisabeth

28.02.1832

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

28.06.1916

1834

11

Johannes
Wilhelmus

06.04.1834

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

13.02.1839

1835

31

Carolina
Wilhelmina

17.12.1835

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

30.01.1917

1838

3

Helena Theresia

06.01.1838

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

10.08.1898

1840

2

Maria Anna

14.01.1840

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

01.02.1845

1841

42

Maria Helena

30.12.1841

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

21.02.1920

1844

26

Clemens

01.10.1844

Adam Jostes
Ackermann

Scheideler,
Elisabeth

15.09.1912

1859

4

Ferdinande

30.01.1859

Carl Jostes
Ackermann

Frewer,
Eva Maria

 

1860

6

Elisabeth

10.02.1860

Carl Jostes
Ackermann

Frewer,
Eva Maria

03.05.1865

1861

31

August

25.11.1861

Carl Jostes
Ackermann

Frewer,
Eva Maria

14.06.1910

Auszug Familie Jostes (Davids) aus dem Kirchenbuch Körbecke

Auszug aus der Passagierliste der Dorette, mit der die Geschwister August, Caroline und Therese Jostes, Heinrich und Therese Jürgens und Heinrich Weber – alle aus Körbecke – in die USA ausgewandert sind.

  1. Jostes, Clemens (13953);  geboren am 01.10.1844 in Davids Haus. Eltern siehe vorstehend;  Das genaue Datum seiner Auswanderung habe ich bisher nicht ermitteln können.  Clemens Jostes heiratete am 26.10.1871 in der St. Josephs Church in St. Louis eine Barbara Schmidt und nach deren Tod am 18.09.1873 in derselben Kirche in St. Louis Apolonia (genannt Lena) Niederberger, die am 19.09.1855 geboren war. Nach den Angaben im Census von 1880 und 1890 hatten sie 13 Kinder und als Beruf war bei Clemens Jostes Saloon Keeper angegeben (er betrieb eine Gastwirtschaft). Ein Jerry Jostes aus den USA und ein Nachfahre aus Davids Linie schreibt in einem Brief am 10.10.1990 an seinen Verwandten Fritz Jostes in Dortmund: ….. Clemens Jostes war Zimmermann, bevor er einen Saloon erwarb. Er besuchte jedoch oft die Farm in Modoc, Illinois, wo seine Schwester Caroline lebte. Clemens Jostes ist am 15.09.1912 in St. Louis gestorben. Seine Frau verstarb am 07.11.1929 ebenfalls in St. Louis.
  2. Jostes, August; geboren am 25.11.1861 in Davids Hause. Seine Eltern waren Karl Gustav Jostes, ein Bruder der vorstehend genannten Jostes Auswanderer - Erbe von Davids Hof – und seiner Frau Eva Maria Sophia Frewer. August Jostes hatte Bäcker gelernt und ist 1882 in die USA ausgewandert. Der vorstehend genannte Jerry Jostes war ein Enkel von August Jostes und zu ihm schreibt er  in seinem Brief: „…… August Jostes wurde Bäcker und hatte als er in die USA kam einige Zeit einen Bäckerladen. Dann zog er auf eine Farm bei Modoc, Illinois, wo seine Tante Caroline lebte“.  August Jostes heiratete am 17.09.1889 in Prairie du Rocher, County Randolph, Illinois die in Modoc am 26.03.1869 geborene Mary Ann Wiegard, mit der er 9 Kinder hatte. Auf der Farm ist August Jostes am 14.06.1910 gestorben. Seine Frau starb am 31.05.1950 in Red Bud, Illinois.
  3. Menne, Heinrich; geboren am 22.07.1835 in Schneiders Haus. Seine Eltern waren der Kleidermacher (später Schneidermeister) Johannes Henricus Menne aus Büttlers Haus in der Hohlen Weide und Anna Maria Elisabeth Jacobi aus Riekesannen Haus. Diese haben  vermutlich Schneiders Haus begründet.  Johannes Heinrich Menne  ist etwa 1857 nach Amerika ausgewandert. 1860 ist er in St. Louis als Tailor (Schneider) erfaßt. Er heiratete die unter der Nr. 02 aufgeführte Helena Theresia Jostes am 30.04.1863 in St. Louis; er war in 1880 und 1890 im Census von St. Louis mit seinem Beruf als Schneider erfasst. Ebenso seine Frau und die Kinder. Er ist am 01.08.1898 in St. Louis/Missouri gestorben. Seine Frau Theresa Menne geb. Jostes am 10.08.1899. Sie hatten 4 Kinder, 3 Mädchen und 1 Sohn, die alle in St. Louis gelebt haben und auch dort gestorben sind. Zu Heinrich Menne schreibt der oben schon genannte Jerry Jostes: „...... Mein Großvater August erzählte uns auch über seine Tante Theresia Jostes. Sie heiratete Henry Menne, der wie ich glaube, ebenfalls aus Westfalen kam. Sie heiratete in St. Louis, in der gleichen Kirche wie ihre Schwester Caroline. Henry Menne war Schneider. Sie lebten die ganze Zeit in St. Louis“.

Heinrich Menne um 1890

  1.  Derenthal, Johannes Heinrich; geboren am 18.06.1821 in Sauerlands Haus. Seine Eltern waren Johann Franz Derenthal und Johanna Catharina Antonietta Jürgens aus Bölten Haus. Da der Vater Johannes Franz Derenthal am 30.10.1826 starb, heiratete seine Witwe in 1827 den Johann Heinrich Micus aus Natzungen ins Haus. Johannes Heinrich Derenthal ist am 22.03.1849 von Bremen aus nach Amerika ausgewandert. Er ist unverheiratet geblieben und am 12.04.1907 in West Mead gestorben und in Crossingville, Pensylvania, beerdigt worden. Bei seinen Unterlagen fand ich folgende Anmerkung in englisch, die wie folgt lautet: „Onkel Henry Derenthal gab seiner Nichte Carrie Hecker, die mit Charles Alfred Rogers verheiratet war, Geld für ihren Ehemann und seinen 2 Brüdern Hugh und Lou, um die Firma Rogers Brother Corp. in Albion, Erie, Pensylvania zu gründen“. (Diese Firma wurde 1905 gegründet und ist heute ein riesengroßer Konzern).
  2. Micus, Anna Maria Carolina; geboren am 25.10.1827 in Sauerlands Haus. Ihre Eltern sind unter der Nr. 07 genannt. Sie war eine Halbschwester von Johannes Heinrich Derenthal.  Anna Maria Carolina Micus heiratete am 22.01.1848 den Johann Ignatius Hecker aus Bühne. Das Paar ist vor 1850 zusammen in die USA ausgewandert, da ihr erstes Kind bereits im Februar 1850 in Pensylvania geboren wurde.  Sie hatten insgesamt 8 Kinder. Anna Maria Carolina Hecker geborene Micus ist am 8.12.1892 in Crossingville, Pensylvania, gestorben. Mehr habe ich nicht über diese beiden Halbgeschwister finden können. Ihr Mann Ignatius Hecker ist in 1893 gestorben.
  3. Götte, August (12956);  geboren am 19.04.1819 als Augustinus Götte in Spinrädekers Haus.  Seine Eltern waren  Franciscus Götte und Angela Frischen (aus Hampenhausen). August Götte ist bereits 1850 in New Orleans als Schuhmacher  mit seiner Frau Elisabeth Götte (Alter ca 20 Jahre)  erfasst. .Im Census von 1880 ist er als Besitzer eines Schuhgeschäftes in New Orleans genannt. Mit ihm lebten zu der Zeit seine Frau und seine 2 Töchter, sein Sohn und seine Schwiegertochter zusammen. August Götte ist am 22.01.1894 in New Orleans gestorben.
  4. Menne, Clemens;  geboren am 20.09.1809 in Büttlers Haus in der Hohlen Weide. Seine Eltern waren der Schreiner Bernardus Menne und die Erbin von Büttlers Haus Maria Agnes Bremer.  Im Census von  1870 habe ich den Clemens Menne erstmalig mit Wohnort  Evansville, Randolph County, Illinois gefunden. Er war seit dem 11.05.1848  verheiratet mit Elisabeth Hesse, die mit ihren Eltern und Geschwistern bereits 1846 in die USA ausgewandert war (siehe Familie Hesse). Sie hatten 1870 sieben Kinder im Alter von 6 bis 20 Jahren. Die Familie war dort Nachbar von Eberhard Hesse (siehe Familie Hesse). Außerdem war er ein Onkel von Heinrich Johannes Menne  (siehe Nr 07) und Joseph Menne (siehe Nr 14) aus Schneiders Haus, die ebenfalls ausgewandert sind.
  5. Watermeier, Johannes Georg (13320); geboren am 22.08.1830 in Kriwets Haus. Seine Eltern waren Johannes Watermeier und Christine Bremer aus Mantels Haus. Im Census von 1860 ist John Watermyer als Nachbar von Josef Bessen (siehe Familie Bessen) in Prairie du Rocher mit dem Beruf Farmarbeiter erfasst. Er wird vermutlich nach seiner Auswanderung zunächst bei seinem früheren Nachbarn gelebt und gearbeitet haben.  Mehr habe ich nicht über ihn finden können.
  6. Watermeier, Clemens August; geboren am 18.02.1824 in Kriwets Haus. Die Eltern siehe bei Nr 11.  Das Auswanderungsdatum konnte nicht festgestellt werden. Clemens Watermeier heiratete am 01.07.1865 im County St. Clair, Illinois die Carolina Christina Gocke aus der Mühle (siehe Nr. 49), die mit ihrem Sohn Laurenz  in die USA ausgewandert war.  Weitere Informationen über Clemens August Watermeier habe ich bisher nicht finden können.
  7. Watermeier, Heinrich; geboren am 09.02.1833 in Kriwets Haus.  Von ihm ist bisher nur bekannt, dass er am 08.12.1858 in New Orleans angekommen ist. Weiter habe ich feststellen können, dass er am 03.07.1865 ebenfalls im County St. Clair, Illinois, die Helena Weber geheiratet hat. Die beiden Brüder haben dort offensichtlich eine Doppelhochzeit gefeiert. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei der Helena Weber um die Anna Helena Weber, geb. am 12.10.1832 in Fraunens Haus, gehandelt hat. Über sie ist weder ein Hochzeitseintrag noch ein Sterbeeintrag in den Körbecker Kirchenbüchern enthalten. Ein Nachweis über ihre Auswanderung ist mir bisher nicht möglich.
  8. Menne, Joseph (13377);  geboren am 29.05.1832 in Schneiders Haus. Weitere Einzelheiten zu seiner Körbecker Familie siehe unter Nr. 06. Er erreichte am 08.02.1852 Baltimore. Danach ist er 1860 in den den amerikanischen Census-Unterlagen als Arbeiter in South Point, Franklin, Missouri, erfaßt. Später taucht er in keinen Unterlagen mehr auf. Da er mit Sicherheit seit seiner Auswanderung in 1852 eingebürgert worden ist, kann er als Teilnehmer des amerikanischen Bürgerkrieges (1861-1865) gefallen oder auch an einer Krankheit verstorben sein. Eine Totenliste aus dem Krieg gibt den Tod eines Joseph Menne in 1862 an.  
  9. Ellebrecht, Josef Baptist (13321); 28.09.1831 in Försters Haus. Seine Eltern waren der Förster Joannes Baptist Ellebrecht und Eva Maria Hesse aus Hohl Haus. Nach dem amerikanischen Census von 1870 lebte Joseph Baptist Ellebrecht  in Quincy Ward 5, County Adams, Illinois (Census 1870). Er hatte dort ein Kurzwarengeschäft. Seine Frau Julia, die er am 13. März 1854 heiratete, stammte aus Bayern. 1870 hatten sie 4 Jungens und ein Mädchen als Kinder. In 1880 ist Julia Ellebrecht als Witwe aufgeführt. Joseph muss in der Zeit zwischen 1870 und 1880 gestorben sein.

Auszug aus amerikanischem Census von 1870 - oben die Überschrift des Formblattes - darunter die erfasste Familie des Joseph Ellebrecht mit seiner Frau Julia und den Kindern Charles, Henry, Tilda, Willie und Walter und den Herkunftsländern (Prussia, Bavaria und Illinois)

  1. Ellebrecht, Carl Hermann (13586); geboren am 09.03.1836 in Försters Haus. Nähere Angaben zur Familie siehe unter Nr. 15. Carl Ellebrecht erreichte von Bremen aus kommend mit dem Schiff Anna Delius am 13.05.1854 New Orleans. Carl Ellebrecht ist als Charles Ellebrecht im amerikanischen Census von 1870 erfasst. Er lebte in Qincy, Adams County, Illinois, wo sich auch sein Bruder niedergelassen hatte. Er arbeitete dort in einem Hausratsgeschäft, war verheiratet und hatte 2 Kinder. Die vorgenannten Angaben treffen auch noch in 1880 zu. Weitere Daten zu ihm habe ich nicht gefunden.  
  2. Ellebrecht, Johannes Joseph (13510);  geboren am 23.07.1834 in Försters Haus. Seine Eltern waren Joseph Ellebrecht und Angela Maria Gocke aus der Mühle. Nach den Angaben über die heimlichen Auswanderer soll er 1854 in die USA ausgewandert sein. Über den weiteren Verbleib in den USA von Johannes Joseph Ellebrecht habe ich bisher nichts gefunden.

Auf diesem Auszug aus der Passagierliste der Anna Delius, die von Bremen kommend am 13.05.1854 New Orleans erreichte, sind folgende Körbecker genannt:  Carl Ellebrecht, Maurer  von Försters; Anton Götte, Schmidt von Uhen; Joseph Graute, Wagner von Büttlers; Joseph Weber, Maurer von Rokes; Lene Flotho, Dienstmädchen von Flauten; Anna Riepen, Dienstmädchen von Nolles; Heinrich Bessen, Wagner, von Kranlippes; nach dem Namen ist das Alter genannt; danach ob männlich oder weiblich; danach der Beruf (hier Maurer, Schmidt,  Wagener und Dienstmädchen), dann die Herkunft (Preussen) und in der letzten Spalte der Zielort (New Orleans oder St. Louis – wurde aus Platzgründen weggelassen). 

  1. Weber, Carl, Joseph (13440); Carl Joseph Weber wurde am 05.01.1833 in Rokes Haus geboren. Seine Eltern waren Ignaz Weber und Eva Margaretha Wittkopp. Joseph Weber wanderte mit dem Schiff Anna Delius von Bremen in die USA aus und erreichte New Orleans am 13.05.1854. Am 27.06 1860 ist er im Census von St. Louis als Blacksmith erfasst. Er war mit der am 19.07.1841 in Ahaus  geborenen Catherina W. Probst verheiratet. Joseph Weber ist am 12.01.1892 in Teutopolis, Illinois, USA gestorben. Seine Frau ebenfalls dort am 10.05.1904.
  2. Rokus, Johannes Antonius (17694);  Johannes Antonius Rokus wurde am 18.01.1835 in Vosschmiddes Haus als Sohn des Hermann Rokus und der Eva Maria Wiedemeier geboren.  Johannes Anton Rokus steht auch in der Liste der heimlichen Auswanderer aus  Körbecke. Da er im April 1860 im Alter von 25 Jahren ausgewandert ist (Ankunft in New York am 9.5.1860), dürfte er sich durch die Auswanderung dem Wehrdienst entzogen haben.

Er nahm am amerikanischen Bürgerkrieg teil und erhielt daraus eine Pension. Im Dezember 1868 heiratete  er Apollonia Reis. Sie hatten 3 Kinder. Die Familie lebte in New York. Johannes Antonius Rokus ist am 24.06.1894 3 Meilen vor der Küste von New Jersey ertrunken, als ein stark überladenes Anglerboot in schlechtes Wetter geriet und kenterte. Seine Leiche wurde nicht gefunden. Mit ihm ertranken über 40 Personen.  

Die Auswanderung des Johannes Antonius Rokus und sein weiteres Leben in den USA hat der Urenkel eines Bruders von Johannes Antonius Rokus, der in Höxter geborene und jetzt in Virginia/USA  lebende Josef W. Rokus recherchiert. Diese Auswanderungsgeschichte ist unter dem Titel „Von Körbecke nach Manhattan“ auch in der Rubrik  "Körbecker Auswanderer und Auswanderergeschichten" in der homepage http://koerbecke.bremerweb.de/koeraus-3.htm veröffentlicht. Weiter ist hier auch die Auswanderung der Familie von Josef W. Rokus in 1953 mit dem Titel „Die Auswanderung der Rokus Familie von Deutschland nach Amerika in 1953“ anhand der Tagebuchaufzeichnungen der Mutter des Josef W. Rokus wiedergegeben.

  1. Rokus, Bernard;  Bernard Rokus wurde am 22.08.1847 in Vosschmiddes Haus geboren. Die Angaben zur Familie sind der Nr. 19 zu entneh-men. Bernard Rokus nahm als junger Soldat am Krieg gegen Frankreich 1870/71 teil und ist danach in die USA ausgewandert. Er kam mit dem Schiff Main am 06.11.1871

 

 

Grabstein der Familie Bernhard Rokus

von Bremen aus in New York an. Ein Auszug der Schiffsliste des Segelschiffes Main, in der auch Bernh. Rokus aufgeführt  ist, befindet sich bei den Ausführungen zur Familie Burghardt. Joseph W. Rokus ist in den Recherchen zu seiner Geschichte über die Auswanderung seines Urgroßonkels Johannes Antonius Rokus auch auf dessen Bruder Bernard gestoßen. Er schreibt: „Apolonias  Witwen-Pensions-Antrag war auch eine eidesstattliche Erklärung beigefügt, die eine sehr überraschende Aussage mit folgendem Inhalt enthielt: „Ich, Bernard Rokus, 46 Jahre alt, wohnhaft in der 737 Grand Straße, Brooklyn, New York, von Beruf Lebensmittelhändler, mache folgende Aussage: dieser Soldat Antonius Joseph Rokus oder Joseph Rokus war mein Bruder und ich habe ihn gekannt zeit seines Lebens bis zu seinem Tode. Dieser Antonius war verheiratet mit Apolonia Rokus. Dieser war bekannt als Antonius Joseph und auch als Joseph. Dass er zu Tode gekommen ist durch Ertrinken im Atlantischen Ozean, vor der Küste von New Jersey am 24. Juni 1894. Dass er ein Passagier auf dem Schlepper James D. Nicol war, der gesunken ist und bei dem Untergang sind mein Bruder und etwa 40 andere Leute, die an Bord waren,  ertrunken. Dass meines Bruders Leichnam niemals gefunden wurde und dass er seit diesem Untergang niemals etwas von ihm gehört habe.  Falls er nicht ertrunken wäre, hätte er sicherlich etwas von ihm gehört“.

Bernard war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Frau Maria Dorothea Aufenanger, geboren am 07.01.1851 in Beverungen, (Ihr Vater war Franz Josef Aufenanger aus Natzungen) hatte er 3 Kinder; die Tochter Anna ist am 13.11.1885 im Alter von 5 Jahren gestorben. Seine Frau Maria starb am 19.01.1886 im Alter von 35 Jahren bei der Geburt eines Mädchens im Kindbett.  Diese Tochter erhielt wiederum den Namen Anna. Seine 2. Frau Suzanne ??, die 1857 in Deutschland geboren war, heiratete er in 1887. Mit ihr hatte er eine Tochter. Bernhard Rokus starb am 11.07.1926 in Douglaston, Long Island, New York.  Suzanne Rokus ist ebenfalls dort am 14.09.1936 gestorben.

  1. Graute, Johannes Joseph (13581);  Johannes Joseph Graute wurde am 22.01.1835 in Büttlers Haus in der Hohlen Weide geboren. Sein Vater Franz Graute war Schreiner und stammte aus Borgholz.  Er heiratete am 22.05.1832 die Witwe Anna Helena Menne geborene Derenthal. Diese stammte aus Sauerlands Haus. Joseph Graute erreichte New Orleans am 13.05.1854 von Bremen aus mit dem Schiff Anna Delius. In der Passagierliste war als Beruf Wagener = Stellmacher angegeben. Weitere Informationen über ihn habe ich bisher nicht gefunden. 
  2. Götte, Antonius;  geboren am 08.12.1829 in Uhen Haus. Sein Vater war der Schmied Antonius Götte. Seine Mutter Sophia Elisabeth Derenthal stammte aus Sauerlands Haus. Anton Götte erreichte New Orleans am 13.05.1854 von Bremen aus mit dem Schiff Anna Delius. In der Passagierliste war als Beruf Schmidt angegeben. Weitere Informationen über ihn habe ich bisher nicht gefunden. Zwischenzeitlich hat mein amerikanischer Verwandter Josef Rokus, dessen Urgroßvater mütterlicherseits ebenfalls aus Uhen Haus stammte und der somit auch mit dem hier genannten Antonius Götte verwandt ist, nach diesen Hinweis von mir nach dem Verbleib von Antonius Götte gesucht. Bisher hat er herausgefunden, dass er 1860 in Washington County in Texas gelebt hat und Teilnehmer am amerikanischen Bürgerkrieg für die Südstaaten war. 1880 lebte er in Waller County, Texas. Josef Rokus  hofft, noch mehr Informationen über Antonius Götte zu finden.
  3. Flotho, Helena Theresia;  geboren am 22.08.1834 in Flauten Haus. Ihr Vater war der Ackermann Johannes Flotho. Seine Mutter hieß Sophia Theresia Michels. Helena Theresia Flotho erreichte New Orleans am 13.05.1854 von Bremen aus mit dem Schiff Anna Delius. In der Passagierliste war als Beruf Dienstmädchen angegeben. Da zu der damaligen Zeit die heranwachsenden Mädchen ohnehin nur als Dienstmädchen/Magd oder im elterlichen Betrieb arbeiten konnten, gab es für sie fast nur diese einzige Berufsbezeichnung. Weitere Informationen über sie habe ich bisher nicht gefunden. Dies liegt auch darin begründet, dass junge Frauen sehr bald nach ihrer Ankunft geheiratet haben und ihr weiterer Verbleib wegen des nicht bekannten neuen Namens nicht mehr nachvollziebar war. 
  4. Riepen, Anna Cornelia;  Anna Cornelia Riepen wurde am 19.12.1826 in Nolles Haus geboren. Ihr Vater war der Tagelöhner Henricus Riepen. Die Mutter hieß Eva Maria Rosen. Anna Cornelia Riepen  erreichte New Orleans am 13.05.1854 von Bremen aus mit dem Schiff Anna Delius. In der Passagierliste war als Beruf Dienstmädchen angegeben. Da zu der damaligen Zeit die heranwachsenden Mädchen ohnehin nur als Dienstmädchen/Magd oder im elterlichen Betrieb arbeiten konnten, gab es für sie fast nur diese einzige Berufsbezeichnung. Weitere Informationen über sie habe ich bisher nicht gefunden. Dies liegt auch darin begründet, dass junge Frauen sehr bald nach ihrer Ankunft geheiratet haben und ihr weiterer Verbleib wegen des nicht bekannten neuen Namens kaum noch nachvollziebar war.
  5. Jürgens, Heinrich Ludwig (13587);  geboren am 27.05.1836 in Götten Haus Nr. 42. In allen bisher vorgefundenen Unterlagen – auch in den Kirchenbüchern – ist dieses Haus so bezeichnet. Es hatte offensichtlich keinen anderen Hausnamen. Das Haus stand neben Nutt Haus etwa dort, wo heute das Haus von Heinrich und Hildegard Schöne steht. Der Vater von Heinrich Ludwig Jürgens hieß Ludwig Jürgens, geboren in Bölten Haus.  Er heiratete die Angela Maria Götte und kam so in Götten Haus Nr. 42. Das Jahr der Auswanderung habe ich bisher nicht ermitteln können.  Er hat in Douglas, County Effingham, Illinois seine 1844 geborene Frau Mary geheiratet und ist in 1870 dort mit 3 Kindern als Zimmermann erfasst.  Aufgrund der bisherigen Veröffentlichung auf dieser Webseite im Internet hat sich die angeheiratete Nachfahrin des Heinrich Ludwig Jürgens und zugleich Ahnenforscherin, Barb Dembinski aus der Nähe von Chicago, Illinois, gemeldet und mir noch einige zusätzliche Informationen aus dem Leben des Louis Joergens, wie er sich in den USA nannte, gegeben. Er lebte nach seiner Einwanderung in 1852/53  zunächst in Mascoutah, St. Clair county, Illinois, bei seinem Onkel Joseph Flotho, ein Halbbruder der Mutter des Louis Joergens, ebenfalls aus Götten Haus Nr. 42 stammend. Er trat auch in die Nordstaaten-Armee während des amerikanischen Bürgerkrieges ein und heiratete 1862 seine Frau Mary Renth, die am 19.08.1844 geboren und am 05.02.1920 gestorben ist. Sie hatten insgesamt 12 Kinder. Vor 1870 zog die Familie dann nach Effingham um, wo er als Zimmermann arbeitete. Um 1876 kauften sie Land in Lucas township, Effingham county , und gründeten eine Farm. Alle 6 Söhne wurden Farmer. Auch heute noch wird das ursprüngliche Land von einer Joergens-Familie bewirtschaftet. Louis Joergens/Heinrich Ludwig Jürgens starb am 10. März 1925. Heute gibt es noch viele Joergens Familien in Illinois und Indiana, Nachfahren von Heinrich Ludwig Jürgens. Sein Nachruf folgt nachstehend:

 

                              Nachruf für Heinrich Ludwig Jürgens

                                                                          (Kopie des Originals  und Übersetzung von Kurt Bremer)

Nachruf 

Louis Joergens wurde am 27.05.1836 in Corbecke, Deutschland, geboren und er starb im Hause seines Sohnes G.A. Joergens in Winterrowd, Illinois, am 10. März 1925 um 12.45 Uhr im Alter von 88 Jahren, 9 Monaten und 10 Tagen nach kurzer Krankheit  an einer Lungenentzündung.

Der Verstorbene war ein Mann, der hoch angesehen war und geliebt wurde von allen die ihn kannten. Er war einer der  Pioniere von Effingham County und ein Veteran des Bürgerkrieges.

Herr Joergens wanderte aus Deutschland in die USA ein als er 16 Jahre alt war. Er verbrachte den größten  Teil seines Lebens in Effingham county. In 1862 heiratete er Frau Renth aus St. Clair county. In dieser glücklichen Ehe wurden 12 Kinder geboren, 6 Jungen und 6 Mädchen. Nach ihrer Hochzeit lebten Herr und Frau Joergens für eine kurze Zeit in St. Clair county, danach zogen sie in die Stadt Effingham, wo sie bis 1876 lebten. Von dort zogen sie auf eine Farm bei der Stadt Lucas, wo sie bis 1915 wohnten. Danach zogen sie für einige Jahre nach Dieterich, Illinois. Nach dem Tode seiner Frau, die ihm am 05.02.1920 in das Jenseits vorausgegangen war, zog Herr Joergens nach Lucas zurück, wo er mit seinen Söhnen zusammen wohnte. 2 Söhne und 2 Töchter sind ihm im Tod vorausgegangen.

Seinen Tod betrauerten seine hinterbliebenen 4 Söhne Gust, Henry, Louis und William, die alle in Effingham county leben. Ebenso Mrs Katie Nadler aus Marmouth, Süd-Dakota, Mrs Emma Nadler aus Clay County und Mrs Amelia Beerbaum aus  Champaign county.     

Der Trauergottesdienst fand am Samstag um 14.00 Uhr statt, ausgeführt von Reverend H. Schmidt, Pastor der evangelischen Kirche in Lucas, in der der Verstorbene ein aktives Mitglied war. Seine sterblichen Überreste sind in Gegenwart einer großen Anzahl von Verwandten und Freunden auf dem Friedhof bei der Kirche zur letzten Ruhe gebettet worden.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1.  Plenge, Friedrich Wilhelm (13717);  geboren am 23.05.1835 in Plengen Haus, das auf der Lieth, etwa Boltenfranses Haus gegenüber auf dem heutigen Kirchplatz stand.  Dieses Haus ist 1868 abgebrannt.  Sein Vater Johannes Plenge war Schmied, seine Mutter Friederike Dierkes stammte aus Hansjürgens Haus.  Friedrich Wilhelm Plenge wanderte 1857 in die USA aus. Er siedelte sich in New Orleans an und arbeitete dort als Blacksmith (Grobschmied, Hufschmied). Er war mit Amelia Maria Plenge verheiratet. Nach dem Tode seiner Frau am 19.12.1895 lebte er bei seiner Tochter Amelia und Schwiegersohn Thomas Chandler als "father in law". (Schwiegervater) Er ist am 5.11.1910 in New Orleans gestorben.
  2. Weber,  Heinrich Andreas (13750);  geboren am 11.01.1839 in Rokes Haus.  Er war ein Bruder des unter der Nr. 18 genannten Carl Joseph Weber.  Seine Eltern waren Ignaz Weber und Eva Margaretha Wittkopp. Über ihn habe ich herausfinden können,  dass er am 28.12.1859 mit dem Schiff Dorette New Orleans erreichte - wie auch die unter den Nrn 1 - 3 Genannten - ,  und dass er als Henry Weber  1880 in St. Louis lebte. Als Beruf war Laborer (Arbeiter) angegeben. Verheiratet war er mit Annie ?, die ebenfalls aus Deutschland stammte, und mit der er  4 Kinder hatte.
  3. Dierkes, Johannes Joseph (13795);  er wurde am 17.11.1839 in Winterschusters Haus geboren.  Seine Eltern waren Heinrich Dierkes und Elisabeth Gründer. Johannes  Joseph Dierkes ist 1862 in die USA ausgewandert. 1866 hat er seine Frau Christina geheiratet, mit der er 8 Kinder hatte, die in 1910 alle noch lebten. Er wohnte 1910 mit seiner Frau Christina  in Cincinnati, county Hamilton, Ohio. Als Beruf war Zimmermann beim Hausbau angegeben.
  4. Dierkes, Julius (13872);  geboren am 07.02.1842 in Schafstalls Haus. Seine Eltern waren der Ackerwirth Heinrich Dierkes von Hansjürgens und Maria Catharina Quiter, die Erbin von Schafstalls Hof. Julius Dierkes wanderte 1864 in die USA aus. Er kam am 31.10.1864 von Bremen aus mit dem Schiff Oldenburg in den USA an und begab sich nach St Louis. In 1900 ist er als Farmer in Carondelet, St. Louis, Missouri erfasst. Er hatte zwei Töchter und einen Sohn. Seine Frau muss zu dem Zeitpunkt bereits verstorben sein. In 1920 lebte er am gleichen Ort auf der Farm, die sein Schwiegersohn übernommen und auf eine Turkey-Farm (Putenfarm) umgestellt hatte. Julius Dierkes ist am 20.02.1925 im Alter von 83 Jahren gestorben und am 23.02. auf dem St. Peter und Paul Friedhof in St. Louis beerdigt worden. Neben ihm wurde Elizabeth Dierkes, seine Frau, am 17.11.1927 begraben.
  5. Kleinschmidt, Johannes (14019); geboren am 18.12.1848 in Bäckerjosts Haus. Seine Eltern waren der Ackermann Karl Kleinschmidt und die Försterstochter Genoveva Berendes aus Schweckhausen.  Johannes (John) Kleinschmidt kam am 29.10.1866 mit dem Schiff Deutschland von Bremen nach New York.  John Kleinschmidt lebte sowohl 1880 als auch 1910 in Oak Creek, County Milwaukee, Wisconsin; als Beruf war Farmer angegeben. Er war mit Catharina Kleinschmidt verheiratet, die 1850 in Wisconsin geboren, deren Eltern aber deutsche Einwanderer waren. Sie hatten keine Kinder.
  6. Wiegartz, Anna Maria Elisabeth; geboren am 24.06.1823 in Herbolds Hause. Ihr Vater Jois Wiegartz wurde im Kirchenbuch als Halbmeier bezeichnet. Die Mutter Maria Elisabeth Riepen stammte aus Dierkes Haus. Auf Liesbeth (ihr Rufname) Wiegartz bin ich durch einen Hinweis in einem Brief vom 21.04.1893 des ausgewanderten Ignaz Bremer aus Mantels Haus an seinen Bruder Carl gestoßen, in dem er über eine Fahrt nach St. Louis schreibt: „Ich hatte nämlich 10 gemästete Ochsen dorthin gebracht und nach Erledigung meiner Geschäfte habe ich auch einige Bekannte besucht, so Joseph und Heinrich Jürgens, eine Frau Dierkes, früher Herbolds Liesbeth, Clemens Richter, früher der Rasche, und andere mehr“.  Da mir auch 6 Körbecker mit dem Namen Dierkes als Auswanderer bekannt waren, ergab die weitere Suche folgendes: Clemens Johannes Dierkes und Elisabeth Wiegartz wanderten am 02.01.1848 von Bremen nach Galveston, einer Hafenstadt vor Houston in Texas im Golf von Mexiko gelegen, aus. Sie sind dort bei der Einwanderungsbehörde am 31.03.1848 erfasst. Da die Überfahrt zu der Zeit nur mit dem Segelschiff möglich  und deren Dauer von den Windverhältnissen abhängig war,  ist hier für die Überfahrt fast ein Vierteljahr notwendig gewesen.  Clemens Dierkes und Elisabeth Wiegartz heirateten am 02.05.1848 in St. Louis. Sie blieben auch in St. Louis und im Census von 1880 ist für Clemens Dierkes als Beruf pensionierter Ziegeleiarbeiter und „Saloon“ angegeben. Er wird noch eine Gaststätte betrieben haben.  Das Ehepaar hatte 2 Kinder, die 1865 und 1870 geborenen Söhne Edward und Henry. Clemens Dierkes ist am 13.12.1889 gestorben. Elisabeth Dierkes lebte nach dem Census  1900 noch in  St. Louis. 
  7. Dierkes, Clemens Johannes; geboren am 05.09.1822 in Berg Haus. Sein Vater war der Maurer Anton Dierkes oder Diederichs; seine Mutter die Maria Agnes Watermeier  aus Tönen Hause. Mehr über seinen weiteren Lebensweg ist unter der Nr. 31. zu finden. Bei meinen weiteren Nachforschungen zu Clemens Dierkes und Anna Maria Elisabeth Wiegartz habe ich  noch Informationen zum am 18.09.1819 geborenen Bruder Franciscus Ignatius Dierkes gefunden, die unter der Nummer 61 dargestellt sind.
  8. Grewe, Anton (14041); Anton Grewe wurde am 04.03.1848 in Metten Haus geboren. Sein Vater war der Schuhmacher Hermann Grewe, der aus Rösebeck stammte. Seine Mutter Justina Schulze, vermutlich Erbin von Metten Haus.  Anton Grewe erreichte New York mit dem Schiff Ohio am 26.07.1873. Am 05.08.1873 bereits heiratete er in St. Louis eine Anne Müller. Es ist davon auszugehen, dass die beiden sich vorher schon gekannt haben. Das Paar hatte 3 Kinder. Anton Grewe war nach dem Census von 1880 in St. Louis als Maurer und Saloonmitarbeiter tätig und in 1910 in Cincinatti als Brauereiarbeiter erfasst.     
  9. Eggers, Johannes Joseph (17386); geboren am 27.12.1833 in Kneppers Haus als Sohn des Ackermannes Adam Eggers und der Anna Maria Kuhlmann aus Oelde. Joseph Eggers erreichte New York am 22.01.1861 mit dem Schiff Humboldt. Nach dem amerikanischen Census ist er in 1870,  1880 und auch in 1900  in Fremont, Lyon, Kansas, erfaßt, Er besaß dort eine Farm und war mit seiner aus Deutschland stammenden Frau Charlotte verheiratet. Sie hatten 5 Kinder. 
  10. Menne, Johannes Ferdinand (17391);  Ferdinand Menne gehörte auch zu den heimlichen Auswanderern. Er wurde am 13.08.1836 in Mecheln Haus als Sohn des aus Röttekes Haus stammenden Joseph Menne geboren, der die Maria Anna Wiedemeier, Erbin von Mecheln Haus, am 28.02.1835 geheiratet hatte.  Festgestellt habe ich, dass ein Ferdinand Menne mit Geburtsjahr 1836 in Bonhomme, St. Louis, Missouri 1880 erfasst war. Er war verheiratet mit einer in Missouri geborenen Catharina mit deutschen Eltern. Als Beruf war Arbeiter genannt. Wegen der dürftigen Daten muß hier ein großer Vorbehalt gemacht werden, ob der gefundene Ferdinand Menne mit dem aus Körbecke ausgewanderten identisch ist.
  11. Derenthal, Clemens Martin (17412);  geboren am 11.11.1836 in Altenkösters Haus. Sein Vater war der Tischler Franz Aloys Blasius Derenthal aus Sauerlands Haus, der am 16.05.1823 die Erbin von Altenkösters Haus, Maria Anna Gründer, geheiratet hatte.  Der Sohn Clemens Martin Derenthal soll 1866 in die USA ausgewandert sein. Dieser Hinweis ist in dem Buch "Westfalen in Amerika" von Friedrich Schütte enthalten. Weitere Unterlagen über das Auswanderungsdatum habe ich nicht gefunden. Clemens M. Derenthal hat jedoch am 13.01.1868 in St. Louis die Anna Catharina Grewe, die aus Bayern stammte,  geheiratet.  Das Paar hatte nach dem Census von St. Louis am 10.11.1880 2 Söhne und 2 Töchter sowie 3 Stiefkinder. In der vor kurzem im Internet gefundenen Todesbescheinigung, in der sein Todesdatum mit dem 25.Mai 1913 von seiner Frau Catharina angezeigt wird, steht interessanterweise, dass diese weder den Namen des Vaters noch der Mutter von Clemens Derenthal wusste. Catherina Derenthal ist am 28.12.1929 im Alter von 84 Jahren gestorben.
  12. Bessen, Anna Helena;  geboren am 19.06.1807 in Verwalts Haus. Das Datum ihrer Auswanderung ist nicht bekannt.  Ihr Neffe Joseph Gocke schrieb in seiner Chronik: „Ebenso machte unserer Mutter ihre Schwester Anna Helena Bessen als junges Mädchen nach Amerika und ist dort sehr alt geworden“. Maria Jakobi aus Sauerlands Haus wies zur Bessen-Seite ihrer Verwandschaft  in ihrer Familienchronik auch auf diese Auswanderung hin und fügte an: „sie  heiratete einen Louis von Büren in Amerika“ und Ignaz Bremer schrieb in seinem 1. Brief v. 09.01.1870 nach seiner Auswanderung und über seine Ankunft in St. Louis: „ am 27.12.  besuchte ich Onkel Luis und Tante. Dieselben wohnen eine Stunde von der Stadt, und sind wohlhabend. Ich habe einen Monat bei ihnen gearbeitet. Anna Helena Bessen war eine Schwester von Ignaz Bremers Mutter. Von Duane Alan Rogers aus den USA, einem Urenkel der Anna Helena Bessen, habe ich erfahren, dass sie am 20.09.1836 in Saint Louis Benedict Anton Luis aus Büren bei Paderborn geheiratet hat. Dieser war am 15.12.1808 in Büren geboren und ist am 21.01.1873 in St. Louis gestorben. Anna Helena Bessen ist am 24.04.1892 in St. Louis gestorben. Sie ist auf dem dortigen Calvary cemetery neben ihren Mann begraben worden. Ihre Tochter Josephine heiratete den Heinrich Ludwig Jürgens vom Amthof  in St. Louis. Sie wurde 1849 geboren und ist 1927 gestorben.
  13. Bremer, Ignaz; geboren am 05.06.1844 in Mantels Haus. Seine Eltern waren Johannes Bremer und Anna Carolina Theresia Bessen aus Verwalts Haus. Er ist am 03.10.1869 von Bremerhaven aus in die USA ausgewandert und baute sich in Brinktown, Maries County, Missouri eine Farm auf. Ignatz Bremer ist dort am 01.10.1916 gestorben.  Seine Lebensgeschichte ist in diesem Buch auf den Seiten 7 - 55 wiedergegeben.
  14. Jürgens, Clemens August;  geboren am 24.07.1810 in Bölten Haus. Seine Eltern waren Henricus Jürgens und Anna Maria Wiegartz.  Clemens August Jürgens muß um 1835 in die USA ausgewandert sein. Am 22.04.1838 heiratete er die am 12.03.1818 in Deutschland geborene Pauline Menzel in Pittsburgh, Pensylvania. 1847 zog Clemens Jürgens mit seiner Familie nach Illinois. In 1853 zog er dann nach Osage County, Missouri. Dem Paar wurden zwischen 1840 und 1863 12 Kinder geschenkt, von denen Henry Jürgens, geb. 14.01.1853, gestorben 23.04.1939, die Farm erbte. Clemens Jürgens starb am 24.01.1890 und wurde auf dem  Crismon Friedhof in Vienna, der Hauptstadt von Maries County, begraben. Der Sohn Henry Jürgens starb auf seiner Farm am 23.04.1939 in der Nähe von Brinktown, Maries Cunty, Missouri.  Bei Brinktown hatte  auch Ignaz Bremer seine Farm.   Clemens Jürgens Frau Pauline starb am 22.07.1912. Sie ist 96 Jahre alt geworden. Ignaz Bremer schreibt in einem Brief v. 29.12.1911 an seine Schwester Friederike über einen Besuch bei Pauline Jürgens: „Neulich habe ich auch meine Tante Jürgens besucht. Die Witwe des Bruders unseres einstigen Stiefvaters (Ignaz Mutter hatte nach dem Tode ihres Mannes den Leibzüchter Heinrich Jürgens auf dem Amthof geheiratet – K.B.). Sie ist 95 Jahre alt und noch körperlich und geistig frisch. Wir hatten uns seit zehn Jahren nicht mehr gesehen und so mussten wir vor freudiger Wehmut auch erst weinen bevor eine Unterhaltung in Fluß kam. Ich bin von ihren Bekannten vor vierzig Jahren noch der einzig Überlebende. Sie hat zwei unverheiratete Söhne, welche in meinem Alter stehen, und bei ihr geblieben sind“.
  15. Jürgens, Heinrich Ludwig; Heinrich Ludwig Jürgens wurde am 30.12.1834 auf dem Amthof geboren. Seine Eltern waren Heinrich Jürgens und Elisabeth Bremer. Heinrich erreichte bei seiner ersten Auswanderung am 28.12.1859 New Orleans. Er kam von Bremen mit dem Schiff Dorette und fuhr weiter den Mississippi aufwärts bis Saint Louis. Er ist 1868 noch einmal wegen eines Mädchens nach Körbecke zurückgekommen, dann aber 1869 erneut in die USA nach St. Louis gegangen. Heinrich lebte in St. Louis als Lebensmittelhändler und Gastwirt. Er war verheiratet mit einer Josephine Luis. Sie hatten 4 Kinder; mit im Haushalt lebte auch die Schwiegermutter Helena Luis (es ist nicht auszuschließen, dass es sich hierbei um die Anna Helena Bessen handelt, die unter Nr. 37 erfasst ist) Heinrich Jürgens ist am 3. August 1910 gestorben. Ignaz Bremer schreibt hierzu in einem Brief vom 03.09.1910 an seinen Bruder Clemens: „Dein Schreiben vom 13. vorigen Monats erhalten und mit Freuden vernommen, dass ihr alle gesund seid. Am 4. August früh am Morgen erhielt ich von St. Louis, mittels Telephon, die Nachricht, dass am Tage zuvor der Henry Jürgens gestorben sei und das Begräbnis am 5. August stattfinden werde. Nun hätte ich noch am selben Tage dort eintreffen können, um Bruder Henry die letzte Ehre zu erweisen. Bin jedoch nicht hingekommen, weil ich mich zu der Zeit nicht besonders wohl fühlte. Es sind nun schon  neun Jahre seitdem ich Heinrich zuletzt sah.  Kurz vor seines Bruders Clemens Tode“. Seine Frau Josephine Louis war die leibliche Cousine des Henry Jürgens, denn sie war eine Tochter der Anna Helena Bessen, einer Schwester seiner Mutter.
  16. Jürgens, Franz Joseph; Franz Joseph Jürgens wurde am 08.06.1829 auf dem Amthof geboren. Seine Eltern waren Heinrich Jürgens und Elisabeth Bremer. Joseph Jürgens kam am 28.11.1854 mit dem Schiff Admiral in New Orleans an. Von dort fuhr er weiter nach St. Louis. Er war verheiratet mit Helena geb. ???. Sie hatten 5 Kinder, 3 Söhne und 2 Töchter.  Joseph Jürgens lebte in St. Louis, 1880 war er als Arbeiter erfasst, Im Census von  1900 ist er als Kohlenhändler eingetragen. Joseph Jürgens ist 1910 gestorben. Auch mit ihm hatte Ignaz Bremer Kontakt. In einem Brief vom 16.07.1910 an seinen Bruder Clemens schreibt er: „…..Auch der Brother Henry Jürgens wollte uns im Juni besuchen, hat dann aber die Gelbsucht bekommen und so wurde nichts daraus. Henry hat all seine Habe verkauft und lebt von seinen Spargeldern.  Auch der Joseph Jürgens lebt noch und geht es ihm dank seiner guten Söhne, noch sehr gut“. Joseph Jürgens ist jedoch im Jahr 1910 verstorben.
  17. Jürgens, Clemens August; Clemens August Jürgens wurde am 07.03.1837 auf dem Amthof geboren. Seine Eltern waren Heinrich Jürgens und Elisabeth Bremer.  Clemens Jürgens kam am 11.06.1867 mit dem Schiff Western Metropolis in New  York an. Clemens baute sich eine Farm auf in Dry Creek, Maries county, Missouri. Im Census von 1900 sind er mit seinen 4 Kindern, 2 Söhne und 2 Töchter genannt. Seine Frau muß zu dem Zeitpunkt bereits verstorben sein. Die Tochter Mary heiratete einen Paul Dette aus dem Eichsfeld und diese besaßen eine eigene Farm in Miller, Maries County, Missouri. Die beiden Söhne und eine weitere Tochter lebten unverheiratet auf der elterlichen Farm. Ignaz Bremer schreibt hierzu am 15.04.1913 an seine Schwester Friedrike in Sauerlands Haus: „…   Dem früheren Amthöfers Clemens seine älteste Tochter hat dieser Tage geheiratet.  Ihres Mannes Name ist Paul Dette, kam vor etwa 10 Jahren vom Eichsfelde hierher. Sein Bruder war damals Pastor in Brinktown. Sie wohnen auf einer Farm. Die anderen Kinder des Clemens, zwei Söhne und eine Tochter sind nicht verheiratet und wohnen zusammen“. Clemens Jürgens ist um 1901 gestorben (siehe Nr 40 letzter Satz). Meine Verwandte in Missouri, Carol Hunt geb. Bremer, schrieb mir in einer e-mail v. 25.06.2005 „in the Brinktown Cemetery is a Henry Juergens, April 5, 1875 – January 11, 1945 and there is August Juergens March 23 1877 – November 8, 1968. Hierbei handelt es sich nach dem oben genannten Census eindeutig um die beiden Söhne von Clemens August Jürgens. Das mir von Carol übersandte Bild von Henry Juergens Grabstein ist nebenstehend abgebildet.   
  18. Watermeier, Johannes; geboren am 10.09.1822 in Nögels Haus als Sohn des Ackermannes Johannes Bernard Watermeier und der Maria Helena Lester; über ihn und seine Auswanderung ist bisher nur der Hinweis aus Ignaz Bremers Brief vom 07.01.1870 bekannt, in dem er schreibt: „Wir kamen den 7. Dez. (1869 K.B.) des Morgens bei Joseph Bessen an. Derselbe brachte uns mit seinem Wagen, unter Führung seines Hofmeisters nach Heinrich Bielefeld seiner Farm, welche 1 ½ Stunde weit von Prairie du Rocher ist.  Das war eine lustige Fahrt.  Vorn auf dem Wagen saßen  Nögels Johannes und Heinrich Bielefeld. Mitten saß August Jostes. Daneben stand der lustige Deklamant Joseph Bessen". Es ist davon auszugehen, dass Johannes  Watermeier als Hofmeister auf der Farm des Joseph Bessen gearbeitet hat.
  19. Krull, Friedrich Wilhelm;  Friedrich Wilhelm Krull wurde am 24.06.1830 in Hawer Haus geboren. Sein Vater war Ferdinand Krull aus Bühne, der die Witwe Elisabeth Dierkes geb. Wille in Hawer Haus heiratete, die zuvor mit Joannes Christopherus Dierkes in Hawer Haus verheiratet war. Elisabeth Wille stammte aus Lütgeneder. Friedrich Wilhelm Krull hatte 4 Geschwister, die beiden Schwestern sind als Kleinkinder gestorben. Er und seine zwei Brüder sind in die USA ausgewandert. Friedrich Wihelm Krull leistete vom 4.10.1851 bis 14.10.1856 seinen Militärdienst in der preußischen Armee ab und kam am 17.06.1857 mit dem Schiff Ernestine von Bremen aus in New Orleans an. Mit ihm kam Maria Jostes aus Davids Haus (siehe Nr. 45), die er dann später in St Louis heiratete.  Als Beruf war für ihn cabinet maker (Schreiner) angegeben.  Friedrich Wilhelm Krull erhielt 1865 die amerikanische Staatsbürgerschaft. Aus der Ehe mit Maria Jostes gingen 4 Kinder hervor, von denen die älteste Tochter Mary im Kindesalter gestorben ist. Die Familie lebte in St. Louis, wo Friederich Wilhelm Krull am 26.10.1911 gestorben ist.  Seine Frau Maria ist auch dort am 28.06.1916 gestorben.
  20. Jostes, Maria Elisabeth; Maria Jostes wurde am 28.02.1832 in Davids Haus als Tochter des Adamus Jostes und der Elisabeth Scheideler (aus Haarbrück) geboren. Sie erreichte New Orleans am 17.06.1857 mit demselben Schiff wie Friedrich Wilhelm Krull. Weitere Informationen zu Maria Jostes sind unter der Nr. 44 zu finden.
  21. Krull, Ferdinand Stepanus; Ferdinand Krull wurde am 19.10.1833 in Hawer Haus geboren. Weitere Einzelheiten zu seiner Familie siehe unter Nr. 44. Von ihm ist bisher lediglich bekannt, dass er mit demselben Schiff wie sein Bruder und Maria Jostes ausgewandert ist und am 17.06.1857 New Orleans erreicht hat. Danach verliert sich seine Spur. Von Josef Rokus habe ich weitere Informationen bekommen. Ferdinand Stephanus Krull hat die Maria Dierkes aus Körbecke in den USA geheiratet, die ebenfalls auf dem Schiff Ernestine war. Sie lebten in Garondelet, Missouri. Weiteres zu Maria Dierkes siehe unter der Nr. 46a.

46a. Dierkes, Maria; Maria Dierkes wurde am28.09.1838 in Schafstalls Hause geboren und war eine Schwester des unter der Nr. 29 aufgeführten Julius Dierkes.  Sie heiratete den unter der Nr. 46 aufgeführten  Ferdinand Krull. Die Familie hatte 4 Kinder. Maria Dierkes ist am 19.04.1920 in Garon-delet, Missouri verstorben.

  1. Krull, Carl Ludwig; Carl Ludwig Krull wurde am 24.10.1822 in Hawer Haus geboren. Weitere Einzelheiten zu seiner Körbecker Familie siehe unter Nr. 44. Von ihm ist bisher lediglich bekannt, dass er mit seinem Halbbruder Friedrich Dierkes aus Hawer Haus und der Familie Hesse gemeinsam mit dem Schiff Emily Tailor nach New Orleans emigriert und dort am 13.11.1846 angekommen ist. Mehr habe ich bisher nicht über die Brüder Ferdinand und Carl Krull herausfinden können. Ein Auszug der Passagierliste ist bei der Familie Hesse veröffentlicht.
  2. Dierkes, Friedrich; Friedrich Dierkes wurde am 19.02.1820 als Sohn des Christophorus Dierkes und der Elisabeth Wille aus Lütgeneder in Hawer Haus geboren. Von ihm ist bisher lediglich bekannt, dass er mit seinem Halbbruder Carl Krull und der Familie Hesse mit dem Segelschiff Emily Tailor in die USA ausgewandert und am13.11.1846 in New Orleans angekommen ist. Mehr habe ich bisher nicht herausfinden können. Ein Auszug der Passagierliste ist bei der Familie Hesse veröffentlicht.
  3. Gocke, Carolina Christina; Carolina Christina Gocke wurde am 11.07.1819 in der vorderen Mühle als Tochter des Müllers Heinrich Gocke und seiner Frau Anna Maria Dierkes aus Hawer Haus geboren. Sie wanderte mit ihrem Sohn Laurentius um 1865 in die USA aus. Dort heiratete sie am 01.07.1865 den Clemens Watermeier, geb. am 21.02.1824 in Kriwets Hause. Vitus Gocke schreibt hierzu in seiner Chronik….“die 4. Tochter Carolina heiratete in Amerika den Clemens Watermeier von hier aus Kriwets Hause. Ihr einziger Sohn Lorenz besitzt eine Farm in Amerika und hat eine Frau aus Baden“; über Clemens Watermeier und Carolina Gocke habe ich keine weiteren Informationen gefunden. 
  4. Gocke, Laurentius; Laurentius Gocke wurde am 27.09.1852 in der vorderen Mühle als Sohn der Carolina Gocke geboren. Alle bekannten Informationen über ihn und seinen weiteren Lebensweg in den USA sind in der Nr. 49 enthalten. Inzwischen habe ich mitgeteilt bekommen, dass Laurenz Gocke von Clemens Watermeyer adopiert wurde und als Lorenz Watermeier auf seiner Farm in Brushy Mound, Macoupin County, Illinois gelebt hat, wo er am 29.01.1904 und seine Frau Christina am 27.06.1905 verstorben sind.
  5. Winter, Theresia; Theresia Winter wurde am 14.03.1823 in Straten Haus als Tochter des Ackermannes Wilhelm Winter und der Maria Elisabeth Derenthal vom Bockshof geboren. Sie ist am 08.05.1854 gemeinsam mit der Familie des Johann Georg Bessen aus Kranlippes Haus (siehe nachstehende Passagierliste) in New Orleans angekommen. Weitere Informationen über sie konnten bisher nicht gefunden werden. Dies ist auch deshalb schwierig, weil sie durch eine vermutliche Heirat einen anderen Familiennamen erhalten hat und eine weitere Verfolgung in den vorhandenen Unterlagen nicht mehr möglich ist.  
  6. Bremer, Francicus Josephus; Franciscus Josephus Bremer wurde am 07.05.1820 in Hohl Haus als Sohn des Ackermannes Franciscus Conradus Bremer aus Sassen Haus, der 1814 die  Witwe Anna Maria Lucia Catharina Elisabeth Hesse geb. Rosen in Hohl Haus geheiratet hatte, geboren. Von ihm ist bisher nur bekannt, dass er am 13.11.1846 mit dem Schiff Emily Tailor New Orleans erreichte. Auf diesem Schiff waren auch die Familie Hesse und die Halbbrüder Friedich  Dierkes und Carl Krull aus Hawer Haus. Weitere Informationen liegen zur Zeit nicht vor.
  7. Goeken, Johannes Bernard; Johannes Bernard Goeken wurde am 21.05.1805 in Riepen Haus als Sohn des Municipial und Colon Johannes Goeken und der Anna Maria Bremer aus Büttlers Haus geboren. Auf seine Auswanderung bin ich in der Körbecker Gemeindechronik gestoßen, in der der damalige Gemeindevorsteher Ignaz Bremer aus Thönen Haus unter dem Juli 1835 eingetragen hat: In diesem Monat sind J.B. Goeken und B.J. Menne nach Amerika gemacht. Die weitere Suche ergab, dass in den Passagierlisten des Schiffes Manco, das am 05.01.1836 in New Orleans angekommen ist, auch die Passagiere J.B. Goeken und B.J. Menne genannt sind.  Weitere Informationen zu diesen beiden Personen habe ich bisher nicht gefunden.
  8. Menne, Bernard Joseph; Bernard Joseph Menne wurde am 08.05.1811 in Büttlers Haus in der Hohlen Weide als Sohn des Schreiners Bernardus Menne und der Agnes Bremer geboren. Über seine Auswanderung wird auf die Ausführungen in der Nr. 53 verwiesen. Anzumerken bleibt noch, dass es sich bei Johannes Bernard Goeken und Bernard Joseph Menne um Vettern handelte.
  9. Goeken, Franz Joseph; Franz Joseph Goeken wurde am 23.12.1809 in Riepen Haus als Sohn des Municipial und Colon Johannes Goeken und der Anna Maria Bremer aus Büttlers Haus geboren. Auf seine Auswanderung bin ich in der Körbecker Gemeindechronik gestoßen, in der der damalige Gemeindevorsteher Ignaz Bremer aus Thönen Haus unter dem Sept. 1836 eingetragen hat: Franz Joseph Goeken ist in diesem Monat nach Amerika gemacht.  Es ist davon auszugehen, dass ihn die ersten positiven Nachrichten von seinem Bruder aus Amerika motiviert haben, ebenfalls dorthin auszuwandern.
  10. Menne, Joseph (13597); Joseph Menne wurde am 14.11.1846 in Schuljohanns Haus als Sohn des Wageners (Stellmachers) Clemens Menne und seiner Frau Friedrika Ferdinande aus Bühne geboren. Nach den Eintragungen im Census ist er 1885 in die USA ausgewandert. In 1900 lebte er in Lincoln, Nebraska. Zu der Zeit lebte sein 14 jähriger Sohn Gustav und eine 9 jährige Tochter bei ihm. Als Beruf ist Klempner angegeben. Nach dem  Census von 1930 lebte er ebenfalls dort in der Familie seines Sohnes Gustav.
  11. Jacobs, Bernard (15244); Bernard Jacobs wurde am 16.01.1808 in Schlicker Haus als Sohn des Tagelöhners Johannes Jacobs und seiner Frau Maria Agnes Ehebrecht aus Garten Haus geboren. Er ist in der Liste der heimlichen Auswanderer geführt. Konkretes über seine Auswanderung konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Im Körbecker Kirchenbuch hat der damalige Pastor Paschen unter dem 13.08.1839 bei der Eintragung der Hochzeit mit der Maria Ellebrecht, geb. am 12.09.1813 in Phalsburg im Elsass, Tochter des Körbecker Försters Anton Ellebrecht und seiner Frau Antoinetta Tietge, vermerkt: Bernard Jacobs, Zimmermann, wohnhaft in Nordamerika. Hieraus ist zu schließen, dass Bernard Jacobs bereits ausgewandert war, sich eine Existenz aufgebaut hat, um dann zurückzukehren und seine Freundin/Braut in Körbecke zu heiraten und nach Amerika zu holen. Hierfür spricht auch, dass im Körbecker Kirchenbuch weder Geburten aus dieser Ehe noch Todeseintragungen für die vorgenannten Personen vorhanden sind. Die Hintergründe über den Geburtsort im Elsass hat Clemens Bremer in seiner Chronik "Von und für Cörbecke" festgehalten. Dies ist auch im Internet unter: http://www.weweber.de/ (Inhaltsverzeichnis, Teil 3, unter dem Hinweis  "als kaiserliche Werber")  nachzulesen.
  12. Ellebrecht, Maria; Hierzu wird auf die vorstehenden Ausführungen verwiesen.
  13.  Flotho, Franciscus Josephus; Franciscus Josephus Flotho wurde am 13.10.1813 als Sohn des Johannes Georgius Flotho und der Maria Margaretha Rehrmann aus Daseburg geboren. Johannes Georgius Flotho hatte die Witwe Maria Margaretha Götte geb. Rehrmann in Götten Haus Nr. 42 am 07.06.1802 geheiratet, nachdem ihr Mann Johannes Conrad Götte am 05.01.1802 verstorben war.  Der Sohn Franciscus Josephus Flotho muß nach den Angaben (siehe zu Nr. 25) ebenfalls ausgewandert sein. Hierzu liegen mir bisher aber keine weiteren Informationen vor. In der Zwischenzeit habe ich von Barb Dembinski (siehe zur Nummer 25) die Kopie des Census von 1850 erhalten, in dem Joseph Flotho am 14.08.1850 mit seinem Alter von 36 Jahren als carpenter (Zimmermann) erfasst ist  (siehe auch nachstehenden Auszug). Weiter habe ich in ancestry. com festgestellt, dass Joseph Flotho am 14.03.1847 in St. Clair/Illinois die in Illinois 1829 geborene Esther Ann Day geheiratet hat.

Auszug aus dem Census von 1850 – aufgenommen am 14.08.1850 – in dem Joseph Flotho als Carpenter – Zimmermann – erfasst ist. 

  1. Menne, Franz Ignaz (15563); Franz Ignaz Menne gehörte ebenfalls zu den heimlichen Auswanderern. Er stammte aus Happen Hause und wurde am 04.04.1835 als Sohn des Ackermannes Johannes Menne und der Anna Maria Jacobi geboren. Von ihm ist lediglich bekannt, dass er im amerikanischen Census von 1860 in Mascoutah, St. Clair, Illinois, erfasst ist. Mehr konnte bisher nicht über ihn in Erfahrung gebracht werden. In diesem Zusammenhang wird auf die Nrn.  25 und 59 verwiesen. Der in Nr. 25 genannte Heinrich Ludwig Jürgens aus Götten Haus Nr. 42 hatte sich nach seiner Auswanderung zunächst auch in Mascoutah bei seinem Onkel Joseph Flotho niedergelassen. Es ist nicht auszuschließen, dass er und Franz Menne zusammen ausgewandert und beide zunächst in Mascoutah bei diesem schon früher ausgewanderten Körbecker  untergekommen sind. Zu Franz Ignaz Menne habe ich die nachfolgende Bekanntmachung im Amtsblatt Minden gefunden:

Deserteure  

Bekanntmachungen

In der Untersuchungssache wider nachbenannte Reservisten aus dem Bezirke des 2. Westfälischen Landwehr-Regiments (Nr. 15) Franz Ignaz Menne, geb. den 4. April 1835 zu Coerbecke, Kreis Warburg, Reg. Bez. Minden hat ein von der 13 Division angeordnetes Kriegsgericht am 30. März 1861 dahin erkannt, daß sämmtliche genannte Angeklagte  für Deserteure zu erklaeren, und jeder von ihnen in 50 Thlr., Peine jedoch in 250 Thlr. Geldstrafe zu verurteilen. Münster, den 15. April 1861, das Gericht der 13. Divison (veröffentlicht im Amtsblatt Minden 1861 - genannt waren hier eine ganze Reihe von Deserteuren aus anderen Ortschaften; im Zeitpunkt dieser Verurteilung war Franz Ignaz Menne schon einige Jahre in den USA)

 

  1. 61. Dierkes, Franciscus Ignatius; geboren am 17.08.1819 in Berg Haus. Sein Vater war der Maurer Anton Dierkes oder Diederichs; seine Mutter die Maria Agnes Watermeier  aus Tönen Hause. Er war ein Bruder des unter Nr 32 aufgeführten Clemens Dierkes.

In einem Internet Blog fand ich folgende Informationen von einem Mann namens Dietz, der Vorfahren eines 1860 in St. Louis geborenen Bernard Dierkes suchte, weil dieser Bernhard Dierkes der erste bekannte Vorfahre  seines Stammbaumes mütterlicherseits war. Auszugsweise - übersetzt - schreibt er Folgendes: St. Louis war um 1850 eine kleine Stadt.  So begann ich, die gefundenen Dierkes zu sortieren. ……. Da ist eine dritte Dierkes Familie, die in dem Zusammenhang meiner Suche interessant ist. Die Familie von Clemens Dierkes, geb. 1822, geheiratet  in St. Louis 1848, ein Maurer sein ganzes Berufsleben lang. (Als er 1880 aus dem Berufsleben ausschied, eröffnete er in St. Louis einen Saloon). Dieser Clemens Dierkes wanderte 1848 über Galveston in die USA ein. ….. Nach einer etwas intensiveren Suche fand ich eine Copie der Passagierliste des Schiffes Jonathan Dethard, das von Bremen kommend am 02. Januar 1848 Galveston an der texanischen Küste erreichte. Ich war überrascht zwei Zeilen weiter eine „Elizabeth Wiegards“ zu finden, die er laut Heiratsregister von St. Louis 4 Monate später heiratete.

Zwischen beiden stand jedoch in der Passagierliste „Igna. Do“, da do eine Abkkürzung für ditto bedeutete musste dort noch ein weiterer Dierkes mit Clemens eingewandert sein. Anzumerken ist, dass Igna nach der überschriebenen Eintragung in der Passagierliste sowohl ein Mann als auch eine Frau sein konnte. Als Beruf war Maurer eingetragen. Was ging da vor??“  Der oben genannte Ahnenforscher Dietz vermutete weiter, dass Igna für Ignatius stehen könnte, dann wäre es ein Mann oder aber auch für Ingeborg, dann wäre es eine Frau. Diese könnte die Frau von Clemens Dierkes sein und Elizabeth Wiegards ihre Schwester. Dann müsste Ingeborg kurz nach ihrer Ankunft in den USA gestorben sein und er habe danach seine Schwägerin Elizabeth Wiegards geheiratet. Eine Lösung fand er nicht.

Für mich dagegen war klar, dass es sich bei dem Igna um den oben genannten Franciscus Ignatius Dierkes handeln musste, einem Bruder von Clemens Dierkes, denn in den Körbecker Kirchenbüchern taucht er später weder im Heiratsregister noch bei den Sterbefällen auf. Mehr über Franciscus Ignatius habe ich nicht gefunden. Leider sind auch meine Versuche, Kontakt mit dem vorgenannten Dietz aufzunehmen, fehlgeschlagen.

  1. Götte, Helena, Anna Cornelia, geb. 24.08.1825 in Uhen Haus, war eine Schwester des unter der Nr. 22 aufgeführten Antonius Götte. Sie ist ebenfalls auf dem nachstehenden Auszug der Passagierliste enthalten, auf der auch die Brüder Clemens und Ignaz Dierkes und Elisabeth Wiegartz stehen. Über ihren weiteren Verbleib in den USA liegen mir keine Informationen vor.  

 

                                                                                        Clemens Dierkes, Igna. Do (=Ignatz dito), Eliz. Wichhardt

  1. Wittkopp, Maria Elisabeth; Peter Peine aus Gelsenkirchen, dessen Vorfahren aus Rösebeck stammen, hat mich auf eine weitere Auswanderin aus Körbecke aufmerksam gemacht. Es handelt sich um Maria Elisabeth Wittkopp aus Tees Hause, geb. am 11.08.1833 in Körbecke und ausgewandert in 1855 in die USA. Am 31.05.1855 heiratete sie in Boston, Masachusetts Carl Wilhelm Wieners aus Knaken-Hause in Rösebeck, der schon 1833 ausgewandert war. Das Ehepaar hatte 10 Kinder, von denen im Jahre 1900 noch 6 lebten. Das Ehepaar Wieners lebte in Chicako, county Cook, Illinois,. Dort ist Maria Elisabeth Wieners geb Wittkopp am 26. 11. 1902 verstorben, ihr Mann Charles (Karl Wilhelm) 4 Tage später am 30.11.1902. 

mit den einzelnen Familienangehörigen und den Einzelauswanderern habe ich bisher 163 Personen als Körbecker Auswanderer ermittelt. Zu einer Anzahl der heimlichen Auswanderer konnten bisher keine Nachweise über ihren Verbleib in Amerika gefunden werden. Insofern hoffe ich, dass diese Liste durch die Mithilfe von Körbecker Einwohnern und ihren Informationen aus den eigenen Familien  noch erweitert werden kann).

 

Auswanderungen nach Südafrika

Clemens Bremer schreibt in seiner Chronik über die Auswanderer aus Körbecke auch, dass "zwei mittellose Familien wegen ungenügender  Überfahrtsmittel mit einem Agenten über das Reiseziel Australien paktiert hätten. Nach der Überfahrt sollten sie für die vorgelegten Reisekosten eine bestimmte Zeit in ein Dienstverhältnis treten. Sie wurden aber nicht in Australien sondern in Afrika gelandet. Ihre Nachrichten kamen aus der Nähe von Kapstadt, wo es ihnen anscheinend gut ging". Hierzu enthält die Chronik von Vitus Gocke den Hinweis, dass die Familien Degenhardt aus Degenhardtshause, Peine aus Grabenhause und Gründer (Schloßkarl - Karl Gründer stammte aus Muddenhagen und hatte nach Körbecke geheiratet) nach Kapstadt ausgewandert seien. 

Bei meinen Recherchen habe ich jetzt einen Hinweis gefunden, dass

"Joseph Peine, Arbeiter, 35 Jahre, mit Frau Therese geb. Bremer, 36 Jahre (gebürtig aus Rösebeck), und der Tochter Josephine, 7 Jahre, und

Carl Gründer, Arbeiter, 41 Jahre, mit Frau Agnes geb. Blömeke, 38 Jahre (aus Anengelns Hause), und den Kindern Heinrich, 13 Jahre, Joseph, 9 Jahre, und Carl 2 Jahre

am 15. Juni 1860 mit dem Schiff Wandrahm von Hamburg aus nach Südafrika ausgewandert sind". (Mehr konnte ich über die beiden Familien aber nicht in Erfahrung bringen).

Die Personen, die nach Südafrika ausgewandert sind, sind nicht in der folgenden Auswandererliste enthalten.

Alphabetische Auswandererliste

Die vorstehend genannten Auswanderer habe ich in der nachstehenden Liste zur besseren Übersicht noch einmal in alphabetischer Reihenfolge zusammen gefasst. Zu dieser Liste bedarf es noch folgender Anmerkungen:

In der Spalte „Auswanderungsjahr“ habe ich bei den heimlichen Auswanderern, über die ich keine weiteren Informationen gefunden habe, das Jahr eingesetzt, das Friedrich Müller bei seinen Recherchen ermittelt und festgehalten hat.

In der Spalte „Zielland“ habe ich das Land der Vereinigten Staaten von Amerika angegeben, das ich bei meinen Recherchen ermittelt habe.

In der Spalte „Bemerkungen“ habe ich vermerkt, bei wem es sich um einen „heimlichen Auswanderer“ gehandelt hat und ob über ihn in den vorhergehenden Ausführungen im Rahmen seiner Familie oder unter einer fortlaufenden Nummer als Einzelperson berichtet worden ist. 2 der von Friedrich Müller genannten heimlichen Auswanderer sind nicht in die USA sondern nach Australien bzw. Belgien (Brüssel) ausgewandert. Zu etlichen dieser heimlichen Auswanderer habe ich keine weiteren Informationen gefunden.

In der Liste der heimlichen Auswanderer waren auch 10 in Körbecke lebende jüdische Personen aufgeführt. Da diese als Personen jüdischen Glaubens nicht in den Körbecker Kirchenbüchern geführt wurden und auch anderweitig keine  Informationen über sie vorlagen, habe ich sie  zusammengefasst am Schluß der Tabelle aufgeführt.

Alphabetische Auswanderliste

lfd-Nr Name Vorname Geburts-
datum
Haus-
name
Jahr
der
 Ausw.
Ziel-
land
Bemerkungen
13 Antenbrink Wilhelm 25.10.32   1835   heiml. Ausw. 13376
20 Arendes Friedrich Wilhelm 16.01.34 Fritzens 1860 Missouri heiml. Ausw. 13480
s. Familie Arendes
100 Arendes Maria 02.10.36 Fritzens 1860 Missouri s. Familie Arendes
101 Arendes Heinrich 14.07.48 Fritzens 1860 Missouri s. Familie Arendes
8 Armbrecht Johannes Heinrich 06.03.21   1842   heiml. Ausw. 13004
66 Bessen Anna 18.10.44 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
64 Bessen Anna Maria Dina 01.05.42 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
62 Bessen Anna Maria Elisab. 21.10.30 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
67 Bessen Carl 08.12.46 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
60 Bessen Caroline 01.11.06 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
30 Bessen Clemens  13.02.37 Kranlippes 1854 Illinois heiml. Ausw. 13589
s. Fam. Bessen
61 Bessen Heinrich 12.01.28 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
59 Bessen Johann Georg 17.11.97 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
58 Bessen Joseph 02.01.26 Kranlippes 1851 Illinois s. Familie Bessen
65 Bessen Lorenz Ignaz 01.05.42 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
63 Bessen Theresia 07.07.34 Kranlippes 1854 Illinois s. Familie Bessen
133 Bessen Anna Helena 19.06.07 Verwalts   St. Louis/
Missouri
s. Nr. 37
84 Bremer Anna Maria 13.01.08 Bockes 1860   s. Familie Bremer
87 Bremer Anna Maria Elisab. 24.02.36 Bockes 1860   s. Familie Bremer
85 Bremer Carl Heinrich 23.07.28 Bockes 1860   s. Familie Bremer
42 Bremer Clemens 07.06.51 Bockes 1860 Missouri heiml. Ausw. 14093
s. Familie Bremer
88 Bremer Elisabeth 30.11.43 Bockes 1860   s. Familie Bremer
147 Bremer Franciscus Joseph. 07.05.20 Hohl 1846   s. Nr. 52
16 Bremer Franz Joseph 30.01.33 Bockes 1852   heiml. Ausw. 13437
s. Familie Bremer
82 Bremer Ignaz 05.10.30 Bockes 1857 Missouri s. Familie Bremer
83 Bremer Ignaz 19.09.04 Bockes 1860   s. Familie Bremer
134 Bremer Ignaz 05.06.44 Mantels 1869 Missouri s. Nr. 38
102 Burghard Fridericus 13.10.42 Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
107 Burghard Heinrich 08.04.70 Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
106 Burghard Helena 26.12.67 Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
104 Burghard Justina   Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
105 Burghard Maria 17.01.53 Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
103 Burghard Maria Elisabeth 21.12.09 Heiermes 1871 Illinois s. Familie Burghard
53 Derenthal Clemens Martin 11.11.36 Alten-
kösters
1866 St. Louis/
Missouri
heiml. Ausw. 17412
2 Dierkes Carl Wilhelm 20.02.95   1816   heiml. Ausw. 282
132 Dierkes Clemens Johannes 05.09.22 Berg Haus 1848 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 32
144 Dierkes Friedrich 19.02.20 Hawer 1846   s. Nr. 48
34 Dierkes Johannes Joseph 17.11.39 Winter-
schusters
1862 Cincinatti/
Ohio
heiml. Ausw. 13795
s. Nr. 29
36 Dierkes Julius 07.02.42 Schafstalls 1864 Missouri heiml. Ausw. 13872
s. Nr. 29
50 Dierkes Karl 14.03.29 Winter-
schusters
1856   heiml. Ausw. 17358
51 Eggers Johannes Joseph 27.12.33 Kneppers 1861 Kansas heiml. Ausw. 17386
27 Ellebrecht Carl Hermann 09.03.36 Försters 1854 Illinois heiml. Ausw. 13586
s. Nr. 16
21 Ellebrecht Johannes Joseph 25.07.34 Försters 1854 Illinois heiml. Ausw. 13510
s. Nr. 17
12 Ellebrecht Joseph Baptist 28.09.31 Försters vor 1852 Illinois heiml. Ausw. 13321
s. Nr. 15
152 Ellebrecht Maria 12.09.13 Försters 1839 Nebraska s. Nr. 58
38 Engemann Heinrich 11.05.46   1867   heiml. Ausw. 13956
n. Austral. ausgew.
153 Flotho Franciscus Joseph. 13.10.13 Götten
 Nr. 42
1849 Illinois s. Nr. 59
129 Flotho Helena Theresia 22.08.34 Flauten 1854 New
 Orleans
s. Nr. 23
145 Gocke Carolina Christina 11.07.19 Mühle 1865   s. Nr. 49
43 Gocke Laurenz 27.09.52 Mühle 1865   heiml. Ausw. 14120
s. Nr. 50
150 Goeken Franz Joseph 23.12.09 Riepen 1836   s. Nr. 55
148 Goeken Johannes Bernh. 21.05.05 Riepen 1835   s. Nr. 53
128 Götte Antonius 08.12.29 Uhen   New
 Orleans
s. Nr. 22
6 Götte August 19.04.19 Spinrä-
dekers
1840 New
 Orleans
heiml. Ausw. 12956
s. Nr. 09
3 Götte Franz 00.00.1811   1835   heiml. Ausw. 1864
23 Graute Johannes Joseph 22.01.35 Büttlers 1854   heiml. Ausw. 13581
s. Nr. 21
41 Grewe Anton 04.03.48 Metten 1873 St. Louis/
Missouri
heiml. Ausw. 14041
s. Nr. 33
112 Gründer Catharina 07.09.56 Meppes 1858    
110 Gründer Johannes 03.10.19 Meppes 1858   s. Familie Gründer
111 Gründer Theresia   Meppes 1858    
22 Hartmann Carl Anton 20.02.35 Honervogts 1855   heiml. Ausw. 13546
35 Hartmann Friedrich Karl 02.02.40 Honervogts 1859   heiml. Ausw. 13851
1 Heinemann Johann Martin 22.01.92   1815   heiml. Ausw. 281
44 Hengst Dominikus 02.01.54 Stoffeln 1872   heiml. Ausw. 14140
72 Hesse Anna Maria 13.10.30   1846 Illinois s. Familie Hesse
70 Hesse Anna Maria Elisab. 26.01.26   1846 Illinois s. Familie Hesse
69 Hesse Anna Maria Margar. 27.10.97   1846 Illinois s. Familie Hesse
75 Hesse Franz Heinrich 21.12.40   1846 Illinois s. Familie Hesse
24 Hesse Joh. Heinrich Eberh. 19.01.35   1846 Illinois heiml. Ausw. 13582
s. Familie Hesse
73 Hesse Joh. Henric. Eduard. 19.01.35   1846 Illinois s. Familie Hesse
9 Hesse Johannes Anton 22.05.28   1846 Illinois heiml. Ausw. 13140
71 Hesse Johannes Antonius 22.05.28   1846 Illinois s. Familie Hesse
68 Hesse Johannes Francisc. 31.01.97   1846 Illinois s. Familie Hesse
31 Hesse Joseph Blasius 26.10.37   1846 Illinois heiml. Ausw. 13590
s. Familie Hesse
74 Hesse Josephus Blasius 26.10.37   1846 Illinois s. Familie Hesse
45 Hinteresche Joseph 08.03.07 Albers 1831   heiml. Ausw. 15201
n. Brüssel ausgew.
46 Jacobs Bernd 16.01.08 Schlicker 1842   heiml. Ausw. 15244
s. Nr. 57
80 Jostes Anna 03.03.42 Michels 1857 Illinois s. Familie Jostes
121 Jostes August 25.11.61 Davids 1882 Illinois s. Nr. 05
15 Jostes August Clemens 15.07.33 Michels 1854   heim. Ausw. 13417
s. Familie Jostes
120 Jostes Carolina Wilhelmina 17.12.35 Davids 1859 Illinois s. Nr. 03
37 Jostes Clemens 01.10.44 Davids 1865   heiml. Ausw. 13953
s. Nr. 04
118 Jostes Friedrich August 14.06.30 Davids 1859 Missouri s. Nr. 01
79 Jostes Helena 16.01.31 Michels 1857 Illinois s. Familie Jostes
119 Jostes Helena Theresia 06.01.38 Davids 1859 Missouri s. Nr. 02
76 Jostes Johannes Josephus 12.03.29 Michels 1849 Illinois s. Familie Jostes
77 Jostes Joseph 08.05.04 Michels 1857 Illinois s. Familie Jostes
81 Jostes Joseph 28.05.45 Michels 1857 Illinois s. Familie Jostes
141 Jostes Maria Elisabeth 28.02.32 Davids 1857 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 45
78 Jostes Theresia 27.07.37 Michels 1857 Illinois s. Familie Jostes
135 Jürgens Clemens August 24.07.10 Bölten 1835 Missouri s. Nr. 39
137 Jürgens Franz Joseph 08.06.29 Amthof 1854 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 41
28 Jürgens Heinrich Ludwig 27.05.36 Götten
 Nr. 42
1852   heiml. Ausw. 13587
s. Nr. 25
136 Jürgens Heinrich Ludwig 30.12.34 Amthof 1859 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 40
138 Jürgens Clemens August 07.03.37 Amthof 1867 Missouri s. Nr. 42
122 Kieneke Anna 24.11.81 Hahnen 1906 Minnesota s. Nr. 61
40 Kleinschmidt Johannes 18.12.48 Bäcker-
josts
1866 Wisconsin heiml. Ausw. 14019
s. Nr. 30
7 Knaup Heinrich Ludwig 24.02.20 Ebbeken/
Drift
1841   heiml. Ausw. 12997
143 Krull Carl Ludwig 24.10.22 Hawer 1846   s. Nr. 47
142 Krull Ferdinand Stephan. 19.10.33 Hawer 1857 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 46
140 Krull Friedrich Wilhelm 24.06.30 Hawer 1857 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 44
49 Lücke Johan. Wilh. Ignaz 18.01.21   1856   heiml. Ausw. 17355
149 Menne Bernhard Joseph 08.05.11 Büttlers 1835   s. Nr. 54
124 Menne Clemens 20.09.09 Büttlers 1846 Illinois s. Nr. 10
47 Menne Franz Ignaz 04.04.35 Happen 1857 Illinois heiml. Ausw. 15563
s. Nr. 60
25 Menne Heinrich 22.07.35 Schneiders 1857 St. Louis/
Missouri
s. Nr.06
heiml. Ausw.13583
52 Menne Johannes Ferdinand 13.08.36 Mecheln 1863 St. Louis/
Missouri
heiml. Ausw. 17391
s. Nr. 35
17 Menne Johannes Wilhelm 03.01.33 Menne 1854   heiml. Ausw. 13438
39 Menne Joseph 14.11.46 Schul-
johanns
1866   heiml. Ausw. 13957
151 Menne Joseph 14.11.46 Schul-
johanns
1885 Nebraska heiml. Ausw. 13597
s. Nr. 56
14 Menne Joseph  29.05.32 Schneiders 1852 Missouri heiml. Ausw. 13377
s. Nr. 14
123 Micus Anna Maria 25.10.27 Sauerlands 1849 Pensyl-
vania
s. Nr. 07
10 Micus Clemens August 14.07.30 Sauerlands vor 1852   heiml. Ausw. 13319
18 Peine Lorenz Ignaz 08.08.33 Grafen  1854   heiml. Ausw. 13439
32 Plenge Friedrich Wilhelm 23.05.35 Plengen 1859 New
 Orleans
heiml. Ausw. 13717
s. Nr. 26
113 Richter Clemens 08.11.24 Lammers   Missouri s. Familie Richter
116 Richter Clemens 16.04.58 Lammers   Missouri s. Familie Richter
115 Richter Ferdinandina 14.01.56 Lammers   Missouri s. Familie Richter
117 Richter Joseph 29.04.60 Lammers   Missouri s. Familie Richter
114 Richter Maria Cathar. Helena   Lammers   Missouri s. Familie Richter
130 Riepen Anna Cornelia 19.12.26 Nolles 1854 New
 Orleans
s. Nr. 24
127 Rokus Bernard 22.08.47 Vos-
schmiddes
1871 New
York
s. Nr. 20
57 Rokus Johannes Anton 18.01.35 Vos-
schmiddes
1860 New
York
heiml. Ausw. 17694
s. Nr. 18
26 Sommer Franz 06.03.35  Schinders 1850   heiml. Ausw. 13584
s. Familie Sommer
29 Sommer Ludwig 16.12.36  Schinders 1850   heiml. Ausw. 13588
s. Familie Sommer
5 Steffens August 01.05.12 Schwein-schusters 1839   heiml. Ausw. 12923
139 Watermeier Johannes 10.09.22 Nögels   Illinois s. Nr. 43
125 Watermeyer Clemens August 18.02.24 Kriwets   Illinois s. Nr. 12
126 Watermeyer Heinrich 09.02.33 Kriwets 1858 Illinois s. Nr. 13
11 Watermeyer Johannes Georg 22.08.30 Kriwets vor 1852   heiml. Ausw. 13320
s. Nr. 11
19 Weber Carl Joseph 05.01.33 Rokes 1854 Missouri heiml. Ausw. 13440
s. Nr. 18
33 Weber Heinrich Andreas 11.01.39 Rokes 1859 St. Louis/
Missouri
heiml. Ausw. 13750
s. Nr. 27
54 Wiedemeyer Franz Joseph Heinr. 26.12.36   1868   heiml. Ausw. 17421
48 Wiedemeyer Fritz Karl Theodor 24.01.27 Mecheln 1855   heiml. Ausw. 17343
131 Wiegartz Anna Maria Elisab. 24.06.23 Herbolds 1848 St. Louis/
Missouri
s. Nr. 31
4 Wiegartz Frider. Wilhelmus 26.05.12 Mühlenfran. 1834   heiml. Ausw. 1866
146 Winter Theresia 14.03.23 Straten 1854   s. Nr. 51
55 Wittkopp August 02.02.45 Bockes 1871 New
 Yersey
heiml. Ausw. 17448
s. Familie Wittkopp
95 Wittkopp Carl 15.04.53 Peitz 1873 New
 Yersey
s. Familie Wittkopp
94 Wittkopp Friderich 11.10.49 Peitz 1873   s. Familie Wittkopp
97 Wittkopp Heinrich 18.03.59 Peitz 1873 New
 Yersey
s. Familie Wittkopp
56 Wittkopp Joseph 27.01.47 Bockes 1872 Missouri heiml. Ausw. 17461
s. Familie Wittkopp
98 Wittkopp Julius 30.05.61 Peitz 1873 New
 Yersey
s. Familie Wittkopp
96 Wittkopp Sophia 18.03.57 Peitz 1873   s. Familie Wittkopp
91 Wittkopp Sophias Theresia   Peitz 1873 New
 Yersey
s. Familie Wittkopp
90 Wittkopp Wilhelm Anton 19.03.12 Peitz 1873 New
 Yersey
s. Familie Wittkopp
154 Wolfstein Joseph ??   1867   heiml. Ausw. 15755
155 Wolfstein Joseph ??   1866   heiml. Ausw. 15712
156 Wolfstein Wolf 21.01.48   1865   heiml. Ausw. 13997
157 Sternberg Moses 02.04.44   1863   heiml. Ausw. 13873
158 Wolfstein Simon 09.02.39   1859   heiml. Ausw. 13796
159 Bachmann Aron 01.06.36   1855   heiml. Ausw. 13585
160 Bachmann Simon 21.07.35   1854   heiml. Ausw. 13580
161 Wolfstein Heinrich  12.03.34   1856   heiml. Ausw. 13529
162 Wolfstein Nachmann 16.10.32   1851   heiml. Ausw. 13378
163 Edelstein Salomon Meyer 04.03.98   1819   heiml. Ausw. 12774
Körbecker Familien- und Hausnamen und Hinweise für Familienstammbäume

Anmerkung von Kurt Bremer

Für die Darstellung der Körbecker Hausnamen, den in diesen Häusern vorgekommenen Familiennamen und deren Stammbäume habe ich alle Geburten, Hochzeiten und Sterbefälle aus den Körbecker Kirchenbüchern ab 1655 bis 1950 erfasst. Dabei handelt es sich um ungefähr 17.000 Datensätze der in den Kirchenbüchern genannten Personen. Diese Arbeit erforderte viel Zeit, weil die Eintragungen in den älteren Kirchenbuechern sehr schlecht zu entziffern und für die ersten 2 Jahrhunderte auch wesentlich dürftiger waren als etwa ab 1800. Hierfür habe ich ab 2003 circa 30 bis 40 mal für ganze Tage das Archiv des Erzbistums in Paderborn aufgesucht. Diese von mir erfassten Daten habe ich in eine EDV-Datei mit entsprechenden Sortierkriterien übertragen.  Daraus konnte ich die zu den jeweiligen Häusern gehörenden Familien und ihre Stammbäume ermitteln und darstellen. Dies hat dazu geführt, dass ich 145 Stammbäume in den im November 2010 und März 2011 erschienenen Büchern

"Spurensuche     Körbecker Familien und ihre Stammbäume"

Bände 1 und 2

Band 1

Band 2

veröffentlicht habe. (Von der Auflage dieser beiden Bücher von jeweils 120 Stück sind noch 2 Exemplare von Band 1 verfügbar)

Aus dieser oben angesprochenen Datei habe ich in der nachstehenden Tabelle alle von mir ermittelten Körbecker Hausnamen mit den in diesen Häusern vorgekommenen oder noch vorhandenen Familiennamen zusammengefasst. In einer weiteren Spalte wird auf die oben genannten Bücher hingewiesen, soweit diese Stammbäume darin enthalten sind. Der Einfachheit halber habe ich bei der Darstellung der Haus- und Familiennamen die Reihenfolge gewählt, die der in den beiden Büchern entspricht. Daran schließen sich die Hausnamen mit ihren dazugehörigen Familiennamen an, die aus den verschiedensten Gründen nicht in den beiden Büchern genannt sind.

Sollte jemand Information wünschen oder Fragen zu den Stammbäumen oder Familiennamen haben, bin ich über der im Kontakt/Impressum angegebenen e-mail- Adresse erreichbar.


Hausnamen Familiennamen Hinweis auf den Stammbaum
Mantels Mantels, Lohren, Bremer, Gockeln Band 1 Seite 16
Thönen Tegethoff, Riepen, Watermeier, Bremer, Dierkes Band 1 Seite 22
Verwalts Derenthal, Bessen, Bremer Band 1 Seite 29
Spanken Bremer Band 1 Seite 35
Heibergsmühle Tegethoff, Gocke Band 1 Seite 36
Bockshof Gründer, Stromberg, Derenthal, Engemann, Derenthal, Bremer, Redeker Band 1 Seite 43
Fritzemeiers Bremer, Lange Band 1 Seite 51
Dierkes Heitewegge, Riepen,  Rosen, Derenthal, Bremer Band 1 Seite 52
Amthof Bremer, Jürgens Band 1 Seite 58
Riepen Riepen, Goeken Band 1 Seite 62
Steinmühle (Lamerden) Goeken Band 1 Seite 68
Röttger Jungens-Gut /Marienburg Derenthal, Versen Band 1 Seite 69
Bölten (Marienburg) Jürgens Band 1 Seite 75
Ames Goeken, Menne, Rosen, Kröger, Band 1 Seite 78
Schlechts Jacobi, Wasmoth, Menne, Bremer Band 1 Seite 84
Riekesannen Jacobi Band 1 Seite 89
Sauerlands Wiedemeier, Derenthal,  Micus, Jürgens, Jacobi Band 1 Seite 93
Mikes Mikus Band 1 Seite 99
Hansjürgens Dierkes Band 1 Seite 100
Uhen (Nr. 89) Lohren, Götte Band 1 Seite 105
Linnemanns Klencken, Rempen,  Mertens,Gründer, Flotho, Winter Band 1 Seite 111
Liethschäfers Gründer, Wagener, Scheideler, Winter Band 1 Seite 118
Röttges Stoffel, Menne, Götte, Stork Band 1 Seite 121
Ponen Bessen, Jacobi, Reuber, Menne, Rehrmann Band 1 Seite 125
Tirölers Schlichtherle Band 1 Seite 129
Jochmes Götte Band 1 Seite 133
Spinrädekers Götte Band 1 Seite 136
Vosschmiddes Wiedemeier, Rokus, Kröger Band 1 Seite 142
Hüwel Nott, Brencken, Ernst Band 1 Seite 147
Kleinhenken Scheiffers, Rehrmann Band 1 Seite 152
Hohl Meyrs, Hesse, Wittkopp Band 1 Seite 156
Schmiddes Wittkopp, Flotho, Dierkes Band 1 Seite 161
Kriwets Crevet, Watermeyer, Mönnikes Band 1 Seite 164
Nögels Sökefeld, Nögel, Watermeier Band 1 Seite 168
Sassen Bremer, Klodt, Kröger, Evers Band 1 Seite 172
Kneppers Kneppers, Eggers Band 1 Seite 177
Schönnens Arendes, Mertens Band 1 Seite 181
Davids Jostes Band 1 Seite 184
Herbolds Wiegartz Band 1 Seite 189
Schneiders Menne, Götte Band 1 Seite 194
Mecheln Haberkamp,Wiedemeier, Menne, Band 1 Seite 198
Lingen Menne, Thielmann Band 1 Seite 203
Spiekers Spieker, Flotho Band 1 Seite 205
Flauten Hencken, Flotho, Atteln, Gründer, Müller Band 1 Seite 208
Sökefelds Flotho, Dierkes, Flotho Band 1 Seite 215
vordere und hintere Bolten Bolten, Wittkopp, Flotho, / Wittkopp, Dierkes Band 1 Seite 217
Klenken Klencken, Gottesbühren, Blömeke Band 1 Seite 222
Menne Menne, Riepen Band 1 Seite 228
Metten Riepen Band 1 Seite 231
Boltenfranses Riepen Band 1 Seite 236
Lippes Götte, Sökefeld Band 2 Seite 16
Straten Winter Band 2 Seite 20
Heimes Schonlau, Bremer, Koch Band 2 Seite 23
Kranlippes Jacobi, Bessen, Menne Band 2 Seite 27
Grabenbernds Flotho Band 2 Seite 30
Heierkos Menne, Derenthal, Götte Band 2 Seite 32
Diek Jacobi Band 2 Seite 37
Huschees Wegener Band 2 Seite 39
Rokes Schöne, (Weber, Bremer), Krahn Band 2 Seite 41
Hoberitz Nutt, Mertens Band 2 Seite 47
Altenpeits Brilon, Bremer, Knaup, Sommerhoff Band 2 Seite 51
Stolten Nutt, Ernst Band 2 Seite 53
Winterschusters Dierkes, Plengen, Bloemeke Band 2 Seite 55
Rintelns Rinteln, Kleinschmidt, Blume Band 2 Seite 59
Schwarten Hagemeier, Götte Band 2 Seite 62
Brügge Jacobi, Hagemeier Band 2 Seite 65
Heier Bremer, Band 2 Seite 67
Nutt Götte, Redeker, Gottesbühren Band 2 Seite 68
Schäfers am Berge Werneke Band 2 Seite 72
Schumachers Menne, Schumacher, Werneke, Rehrmann Band 2 Seite 75
Temmens Temme, Weber Band 2 Seite 77
Post (Schweins) Bremer, Cornelius Band 2 Seite 79
Mühlenfranzes Wiedemeier, Wiegartz, Gocke, Böhle Band 2 Seite 82
Schäfers im Muehlentor Riepen, Mertens Band 2 Seite 85
Ebbeken-Drift Knaup, Frewer Band 2 Seite 88
Valentins Dierkes Band 2 Seite 90
Königs König Band 2 Seite 93
Künniges König Band 2 Seite 97
Bergkönig König Band 2 Seite 98
Schusterkönig König Band 2 Seite 99
Bergschneiders Steffens Band 2 Seite 101
Illiges Elmer, Bremer Band 2 Seite 102
Fraunens Menne, Weber Band 2 Seite 105
Ankens Neubauer, Hesse, Bessen, Anke, Götte Band 2 Seite 108
Rosens Rosen, Mertens, Knaup Band 2 Seite 112
Garten Ehebrecht, Götte, Rose Band 2 Seite 115
Anengelns Blömeke Band 2 Seite 117
Nolles Riepen Band 2 Seite 119
Ecken Richter, Schröder, Stickel, Bremer, Michels Band 2 Seite 123
Graben Bäcker Menne Band 2 Seite 126
Ischen Mielen, Winter, Steffens, Klenke, Gottesbühren Band 2 Seite 129
Bäcker Menne, Derenthal, Bremer Band 2 Seite 133
Böltenschusters Jürgens, Rosenbaum, Ernst, Winter Band 2 Seite 136
Heinemanns Heinemann,  Richter Band 2 Seite 137
Heinemanns neben Klenken Rinteln, Marfeld, Dierkes Band 2 Seite 140
Gartenschusters Götte, Schlichtherle Band 2 Seite 142
Schimmens Weber Band 2 Seite 144
Peits (Heinrichstraße) Knaup Band 2 Seite 145
Sabels im Mühlentor Riepen Band 2 Seite 146
Bennos Becker Band 2 Seite 147
Florens Flore Band 2 Seite 148
Sabels  (Hohle Weide) Frewer Band 2 Seite149
Lukes Schaberich, Cornelius, Menne, Ischen Band 2 Seite 149
Diek (Mühlentor) Jacobi, Peine Band 2 Seite 153
Lenz Lenz Band 2 Seite 155
Mikes (Liebenauerstr.) Mikus Band 2 Seite 157
Rokesschneiders Schöne, Steinmetz Band 2 Seite 158
Sanneberens Götte, Schäfers, Ischen Band 2 Seite 159
Eiermichels Gocke Band 2 Seite 162
Schlicker Jacobs, Beine Band 2 Seite 163
Siegelers Gocke, Riebschlaeger Band 2 Seite 166
Dengnartz Degenhardt, Müller, George Band 2 Seite 167
Adolfs Dewender Band 2 Seite 170
Becker Becker Band 2 Seite 171
Heckers Hecker Band 2 Seite 173
Justens Stickel, Knaup Band 2 Seite 175
Grafen (Graben) Steffens, Peine Band 2 Seite 176
Hawer Dierkes, Krull, Kleine, Menne, Ernst Band 2 Seite 179
Pollmanns Müller Band 2 Seite 184
Tees Müller, Wittkopp Band 2 Seite 186
Försters Ellebrecht Band 2 Seite 189
Bäckerjosts Menne, Kleinschmidt, Eggers Band 2 Seite 193
Christekens Menne Band 2 Seite 197
Adams/Philippes Gründer, Mikus Band 2 Seite 198
Büttlers Jacobi, Büttler, Cardinal, Bremer, Menne, Graute Band 2 Seite 201
Hahnen Derenthal, Rosen, Kieneke Band 2 Seite 206
Happen Menne, Watermeier Band 2 Seite 208
Schweinschusters Steffens Band 2 Seite 210
Leisers Leisen Band 2 Seite 213
Schafstalls Hagemeier, Rokus, Quiter, Dierkes Band 2 Seite 215
Peitz Wittkopp Band 2 Seite 219
Schuljohanns Menne, Frewer, Götte Band 2 Seite 223
Plengen Plenge, Götte Band 2 Seite 226
Altenkösters Haberkamp, Berckemeyer, Gründer, Derenthal, Bremer, Riepen Band 2 Seite 231
Bockes Haberkamp, Bremer Band 2 Seite 235
Engelbrechts später Fischers Frewer, Nolte, Fischer Band 2 Seite 237
Martens/Deppens Heinemann, Deppe, Wittkopp Band 2 Seite 241
Krawilmes Knaup Band 2 Seite 245
Götte Nr. 42 Götte, Flotho, Jürgens Band 2 Seite 246
Sannen Jacobi, Goeken, Band 2 Seite 249
Albers Hinteresch Band 2 Seite 251
Klabes Derenthal Band 2 Seite 253
Kleinhappen Jacobi Band 2 Seite 254
Dengnartz/Jürgens Cornelius Band 2 Seite 256
Heiermes Menne, Burghardt  
Honervogts Reuber, Hartmann  
Henniges Rose  
Berghaus Dierkes  
Bernardes Wiedemeier, Hamel  
Brenkens Werneke  
Franken Menne, Waldeyer  
Franzens König, Mertens  
Friderkes Menne  
Fritzens Schöne, Arendes  
Hillen Hille  
Kamp Wiedemeier, Engemann, Rose  
Kunzens Conze, Grawe, Tomkowiak  
Lammers Richter  
Marienfranzes Wiegartz, Bremer  
Meppes Gründer  
Minnekes Stickel  
Perlchens Wasmod  
Raschen Rasche, Richter  
Schinders Schüsseler, Sommer, Michels, Harte  
Schmidts Menne, Prigge  
Schwarzenschusters Knaup  
Stickel/Kreuztor Stickel  
Stoffeln Hengst  
Thomes Prigge, Steinmann  
Wehmanns Wehmann  
Wieners Wieners, Menne  

Telgte im Oktober 2011

Körbecker „Ostsiedler“

Körbecker „Ost-Siedler“ im Posener Raum sowie in Ober- und Niederschlesien

von Kurt Bremer

Zum Ende des 19. Jahrhunderts siedelten etliche Körbecker Einwohner – vielfach nachgeborene Bauernsöhne – in der damals zu Preußen gehörenden Provinz Posen. Durch eine nachstehend näher erläuterte hohe Bevölkerungs-Fluktuaktion zu dieser Zeit nahm der Anteil der deutschstämmigen Bevölkerung stark ab. So wanderten von Januar bis Ende August 1887 insgesamt 72.608 Personen aus dem Deutschen Reich aus, davon allein 7373 aus der Provinz Posen. Hinzu kamen in den folgenden Jahren die Abwanderungen in die westlichen Industriegebiete. Um in der Provinz Posen den deutschen Bevölkerungsanteil von etwa einem Drittel zu stabilisieren oder gar zu vergrößern, gründete Bismarck als preußischer Ministerpräsident bereits 1866 die königlich preußische Ansiedlungskommission für die Provinzen Posen und Westpreußen mit dem Sitz in Posen. Durch das Gesetz vom 26. April 1886 zur "Beförderung deutscher Ansiedelungen in Posen und Westpreußen“ wurden Regelungen für eine Ansiedlungstätigkeit festgelegt. Eine noch größere Bedeutung hatte jedoch das für den ganzen Staat geltende Gesetz vom 7. Juli 1891, betreffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern. Freiwillige Landangebote kamen von polnischen Großgrundbesitzern, die stark verschuldet waren, und auch von deutschen Besitzern, die in früheren Jahren hier schon gesiedelt hatten. Sie verkauften ihre sehr großen Güter und Höfe für diese Ansiedlungen. Bis Ende 1892 waren unter Vermittelung der Generalkommissionen schon 3068 Kaufverträge mit über 29.619 ha Land für einen Kaufpreis von etwa 19 Mill. Mark abgeschlossen.

Es bestand von Anfang an ein großes Interesse von Bewerbern für Ansiedlungsstellen. Sobald ein von der Ansiedlungskommission angekauftes Gut zur Besiedelung zur Verfügung stand, wurde aus den angelegten Listen der Bewerber eine entsprechende Anzahl benachrichtigt. Mit der Information wurde ein auf dem Gut anwesender Ansiedlungsvermittler, gewöhnlich der Lokalverwalter des Gutes, beauftragt, der berechtigt und verpflichtet war, mit den sofort und endgültig zur Ansiedlung entschlossenen Bewerbern einen Vorvertrag abzuschließen. Sobald so alle Siedlungsstellen des Gutes vergeben waren und die Unterlagen bei dem Bureau der Kommission in Posen vorlagen, wurde die Heimatbehörde des Bewerbers um Auskunft über dessen Leumund und Qualifikation ersucht. War dieselbe positiv, so erfolgte seitens des Präsidenten der Ansiedlungskommission der Zuschlag und der Ansiedler wurde aufgefordert, die gesetzlich vorgeschriebene Anzahlung zu leisten. Sobald dies geschehen war, fand an einem verabredeten Tage die Übergabe der betreffenden Stelle statt. Der endgültige Vertragsabschluß mit hierfür vorgesehenen Formularen wurde zur Ersparung von Kosten stets zusammen mit einer Reihe von Ansiedlern vorgenommen, dem Vertragsabschluß folgte die Auflassung. Die Anzahlung betrug üblicherweise ein Viertel oder ein Drittel des festgestellten Wertes. Diese Anzahlungen wurden in staatlichen Spezialkassen mit einem Kontokokorrent für jeden Ansiedler verwaltet. Weiter wurden die Ansiedler bei der Erstellung der notwendigen Gebäude und weiteren Finanzierung durch die Ansiedlungskommission begleitet, um die Siedler vor Übervorteilung, Ausbeutung oder Verlusten jeglicher Art zu bewahren.

Wie umfangreiche Ermittlungen ergaben, haben sich über 100 Ostsiedler aus dem Kreise Warburg im Posener Raum in den Kreisen Wreschen (heute Wrzesnia) und Jarotschin (heute Jarocin) angesiedelt. Hierunter war auch eine ganze Anzahl von Einwohnern aus Körbecke. Soweit die Namen dieser Körbecker Ostsiedler bekannt sind oder in mühsamer Kleinarbeit ermittelt wurden (große Verdienste zu den Aussiedlern aus dem Kreise Warburg hat sich Oberlandwirtschaftsrat a.D. Walter Jürgens – gebürtig aus Bühne – erworben, der diesen Personenkreis in seinem Buch „Warburger Bauern und Handwerker siedelten im Osten“ erfasst und ihre Geschichte festgehalten hat) werden sie auf den folgenden Seiten mit ihrer Herkunft, ihren neuen Wohnorten, ihren Höfen oder Betrieben näher beschrieben. Es handelt sich dabei um Personen oder Familien aus Körbecke, die im Posener Raum eine neue Heimat gesucht und „leider nur vorübergehend“ auch gefunden haben. Zwischen 1926 und 1936 haben weitere Körbecker Bürger in Ober- und Niederschlesien gesiedelt, die 1945 ebenfalls ihre neue Heimat verlassen mussten.

Die Provinz Posen, zu der auch die Kreise Wreschen und Jarotschin gehörten, wurde 1815 auf dem Wiener Krongress dem Preußischen Staat zugesprochen. Zuvor war sie über Jahrhunderte Bestandteil des Königreichs Polen. Nach dem Inkrafttreten des Versailler Vertrages (als Folge des 1. Weltkrieges) am 10. Januar 1920 gehörte dieses Gebiet wieder zum polnischen Staat bis es nach dem deutschen Einmarsch in Polen zum 26. November 1939 als neuer Regierungsbezirk Posen wieder von Deutschland in Besitz genommen wurde. Im Frühjahr 1945 besetzte die Rote Armee dieses Gebiet und so ist es in Gänze wieder polnisch geworden.

Der Regierungsbezirk Posen wies eine Fläche von knapp 29.000 km² auf und war landwirtschaftlich geprägt. Im Jahre 1910 hatte er 2,1 Mio. Einwohner, davon sprachen schätzungsweise 63,5% polnisch, die übrigen deutsch. Nach dem 1. Weltkrieg mussten die nun wieder in polnischen Gebieten ansässigen Deutschen sich entscheiden, ob sie für Polen optieren, so die polnische Staatsbürgerschaft annehmen und damit gewisse Minderheitenrechte in Anspruch nehmen wollten. Alle Deutschen, die für Deutschland optiert hatten, sowie die Deutschen, die nach 1908 eingewandert waren oder nicht 12 Jahre ununterbrochen im Land gewohnt hatten, mussten das Posener Gebiet verlassen. Der Anteil der Deutschen ging so in der Provinz Posen auf 14,3 % zurück. Dass es in dem Zeitraum von 1815 bis 1945 aufgrund dieser politischen Verhältnisse und der ständig wechselnden Nationalität zu großen Spannungen zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung kommen musste, kann sicherlich nachvollzogen werden. Insbesondere war die deutschstämmige Bevölkerung im September 1939 durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges und dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen sehr großen Greueltaten ausgesetzt, ehe sie durch die deutsche Besatzungsmacht wieder einen gewissen Schutz erhielt.

Provinz Posen

Die Ansiedlung im Posener Raum in den Kreisen Wreschen und Jarotschin begann um 1890. Im Kreis Wreschen siedelten Körbecker Bürger in den Orten Königlich Neudorf und Biechowo – später Lorenzdorf genannt. Es sind folgende Namen bekannt:

Werner Gustav Rohbrecht, geb. am 20.02.1870 in Hampenhausen, heiratete am 21.05.1896 in Körbecke die am 07.04.1874 in Kneppers Haus geborenen Theresia Eggers und holte sie nach Biechowo/Lorenzdorf. Werner Gustav Rohbrecht ist am 05.03.1944 dort gestorben. Seine Frau Theresia Eggers ist ihm bereits am 07.09.1930 an den Folgen eines Herzschlages im Tode vorausgegangen. Ihre älteste Tochter Frieda , geb. am 06.03.1901, heiratete am 27.01.1927 den Bernhard Wiegartz, geb. am 23.05.1900 in Lawau, einen Sohn des Heinrich Wiegartz und seiner Frau Elisabeth Bartscher. Sie siedelten 1936 in Josefshöhe, Schlesien.

Arnold Berendes aus Borgentreich, der 1862 die in Berg Haus in Körbecke am 29.03.1839 geborene Maria Dierkes geheiratet hatte, siedelte um 1892/93 in Lorenzdorf. Sie bewirtschafteten dort einen Hof von 26 Hektar. Die Eheleute Berendes sind in Lorenzdorf verstorben. Der Sohn lebte mit seiner Frau nach der Vertreibung in Natzungen und ist dort gestorben.

Das Vorwerk Königlich Neudorf, etwa 4 km östlich von Lorenzdorf gelegen, wurde1891 durch die Preußische Ansiedlungskommission zur Besiedlung angeboten. Die Körbecker Bauernsöhne Josef Bremer, geb. am 16.03.1862 in Dierkes Haus und Ignatz Kröger, geb. am 28.07.1857 in Ames Haus, übernahmen das gesamte Vorwerk mit 430 Morgen. Josef Bremer bekam 215 Morgen und einige Altgebäude, die im Laufe der nächsten Jahre umgebaut und renoviert wurden. Ignatz Kröger bekam ebenfalls 215 Morgen und den anderen Teil der Altgebäude.

Josef Bremer war mit Antonie Nolte aus Großeneder verheiratet. Aus dieser Ehe gingen 6 Kinder hervor, von denen ein Sohn im 1. Weltkrieg gefallen ist und die Tochter Therese auf den Bockshof in Körbecke heiratete. Nach dem frühen Tode seiner Frau Antonie heiratete Josef Bremer Margarete Nolte, die jüngste Schwester seiner ersten Frau, mit der er noch 7 Kinder hatte. Joseph Bremer ist am 11.06.1932 in Königlich Neudorf verstorben. Von den Kindern heiratete die Tochter Paula den Ernst Bremer vom Bockshof und siedelte mit ihm Ende der 1920-er Jahre in Halbendorf, Kreis Grottkau in Oberschlesien.

Ignatz Kröger heiratete im August 1891 die Anna Eggers, geb. am 08.01.1871 in Kneppers Haus, bevor er in Königlich Neudorf siedelte. Beide sind dort gestorben. Von den 4 Kindern heiratete die Tochter Anna den Berthold Tewes, geboren in Manrode. Das Ehepaar Tewes hat nach der Vertreibung bis zu seinem Tode in Körbecke gewohnt.

Wohnhaus des Joseph Bremer in Königlich-Neudorf - aufgenommen im Oktober 2008 von Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus HildesheimWohnhaus des Joseph Bremer in Königlich-Neudorf - aufgenommen im Oktober 2008 von Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus Hildesheim

Hof des Johann Bremer in  Königlich Neudorf - aufgenommen im Mai 2008 von  Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus HildesheimHof des Johann Bremer in Königlich Neudorf - aufgenommen im Mai 2008 von Dr. Anneliese Westermann-Binnewies aus Hildesheim

Johannes Bremer, geboren am 06.05.1873 in Dierkes Haus, ein Bruder von Josef Bremer, kam 1896 nach Königlich-Neudorf. Er arbeitete zunächst einige Jahre auf dem Hof seines Bruders und kaufte 1898 dann über die Preußische Ansiedlungskommission gemeinsam mit Anton Schäfers aus Hohenwepel und Albert Zurwehme aus Ottbergen einen größeren Hof, von dem Johannes Bremer und Anton Schäfers je 136 Morgen und einen Teil der Altgebäude erhielten, während Zurwehme 152 Morgen erhielt, aber die Gebäude neu erstellen musste. Der Preis pro Morgen soll 250 RM betragen haben.

Johannes Bremer hat in einem Artikel für das Buch „Westfälische Bauern im Ostland“ von Maria Kahle – (erschienen 1940 – sicherlich ein politisches Buch über das deutsche Volkstum im Osten) dennoch sehr sachlich und überzeugend über sein Aufbauwerk und seinen Lebenslauf bis 1940 berichtet. Dieser Artikel ist hier nachstehend wiedergegeben:

Johann Bremer, Märzen (Marzenin), berichtet über sein Aufbauwerk

Für einen Landwirt war in Westfalen kein Raum mehr übrig und als die Ansiedlungskommission ihre Siedlung begonnen hatte, drang die Nachricht an die Ohren der jungen Landwirte im Westen. Mein ältester Bruder Josef kaufte mit dem Nachbarn Ignatz Kröger im Jahre 1891 das Vorwerk Königl. Neudorf, 430 Morgen groß, und sie teilten sich dasselbe. Als ich 1894 vom 7. Artillerieregiment in Köln entlassen wurde, kam ich zum erstenmal nach Königl. Neudorf in der Absicht, dort auch eine Wirtschaft zu kaufen. Dies geschah auch am 01. April 1898, als der Besitzer Flechtner sein Gut durch die Ansiedlungskommission an Anton Schäfers aus Hohenwepel, Kreis Warburg, Albert Zurwehme aus Ottbergen, Kreis Höxter und an mich in fast gleichen Teilen verkaufte. Albert Zurwehme, der Reichste von den Käufern, hatte 18.000 Mark Barvermögen und baute auf einem besonders gelegenen Stück von 152 Morgen ein neues Gehöft auf. Anton Schäfers und ich teilten das alte Gehöft und jeder erhielt 136 Morgen.

Mein Vermögen bestand aus 6.000 Mark, die mein Vater meinem ältesten Bruder Josef zu seinem Kaufe im Jahre 1891 gegeben hatte, denn damals besaß mein Bruder, der zum Kauf 12.000 Mark haben musste, auch nicht genügend. Grundlegend fehlte uns im Anfang zu den Käufen meistens Geld. Ich musste damals 18.000 Mark bar bezahlen, der Rest wurde als Rente zu 3 % verzinst, der Morgen kostete 250 Mark. Mein Bruder Josef und Ignatz Kröger hatten 1891 nur 200 Mark für den Morgen bezahlt; also stieg das Land durch die Tätigkeit der Ansiedlungskommission derart im Preise, dass 1912/14 der Morgen mit 500 – 600 Mark bezahlt wurde, besseres Land in kleinen Flächen bis zu 1000 Mark.

Mein Vater hat das elterliche Gut von 120 Morgen auch mit schweren Schulden übernehmen müssen und viele Geldsorgen gehabt, denn von 6 Brüdern wurden drei Landwirte: Ignatz, der das väterliche Gut übernahm, mein Bruder Josef und ich; Hermann wurde Lehrer, später Rektor in Köln-Deutz, Heinrich Pastor und später Jesuit, der sein Ausbildung in Rom im Collegium Germanicum beendete und mein Bruder Friedrich starb als Obersekundaner an einem Herzfehler.

In meiner Heimat im Warburger Land machte ich zuerst die üblichen 8 Jahre Volksschule durch; mit 13 Jahren nahm ich beim Lehrer auch Stunden im Rechnen, Geographie und Weltgeschichte. Nach meiner Entlassung aus der Schule musste ich studieren, da für mich keine Aussichten als selbständiger Landwirt vorhanden waren. Nun ging es zum Pastor, der mich in Latein und französisch unterrichtete. Meine Mutter wollte mich unbedingt zum Geistlichen machen, was mich aber nicht so packte. Auf Anraten meines Bruders Hermann meldete ich mich zur Postbeamtenprüfung nach Kassel. Examen bestanden, wegen Sprachfehlers zurückgestellt, hieß es dann, und in Minden Westfalen erhielt ich bei dem Examinator den gleichen Bescheid. Nun war Schluß mit der Beamtenlaufbahn. Nachdem ich ein halbes Jahr an Nervenfieber krank gelegen hatte wurde ich nun doch Landwirt. 1894 von der Feldartillerie in Köln als Unteroffizier der Reserve entlassen, ging ich bis 1898 auf das väterliche Gut und leistete dort als Großknecht gute Arbeit. Als mein Vater 1896 starb, erhielt mein Bruder Ignatz das Gut, so dass ich abwandern musste, wenn ich selbständig werden wollte. Am 12. Juli 1898 heiratete ich Rosalie Neimeier aus Ossendorf, Kr. Warburg, die von ihren kinderlosen Verwandten erzogen wurde und eine Aussteuer mit 7000 Mark Vermögen als Mitgift bekam. Als zweite angenommene Pflegetochter war in Germete in der 60 Morgen großen Landwirtschaft Mathilde Müller aus Daseburg erzogen, die sich mit Johannes Hake aus Natzungen verheiratete und mit ihm nach Schondorf, Kr. Wreschen zog, wo sie 100 Morgen Land kauften.

Nun fing die schwere Arbeit in Königl. Neudorf an. 3 Pferde, 2 Ochsen, 5 Kühe nebst 43 Stück Jungvieh war der Viehbestand. Das erste Jahr ergab 2000 Mark Verdienst, so daß ich meine Schulden bei der Sparkasse in Biechowo (heute Lorenzdorf) abtragen konnte, der Rest von 1000 Mark kam im folgenden Jahre zur Abzahlung. 1901 haben wir dann, meine deutschen Nachbarn und ich, das Land drainiert; ich konnte die Kosten, etwas über 4000 Mark, bar bezahlen.

Als ich im Jahre 1902 meinen Besitz vergrößerte und 66 Morgen von Katzschmarek für 24000 Mark kaufte, hatte ich nur 2000 Mark zur Anzahlung; der Restbetrag musste in drei Monaten aufgebracht werden. Mein Bruder und mein Onkel Ferdinand Bremer, die über Barvermögen verfügten, nannten meinen Kauf leichtfertig und verweigerten ihre Hilfe. Aber bald bot mir Richard Bloemeke in Biechowo 15000 Mark an und das Fehlende borgte ich mir bei Verwandten in Germete und Körbecke. Nun musste ich noch einen neuen Stall und eine Scheune bauen, das dazu gekaufte Land drainieren; außerdem erstand ich einen Bullen und 5 tragende Färsen aus Oldenburg (Kostenpunkt 5000 Mark); doch schon im Jahre 1912 waren meine Schulden bezahlt.

Vom Jahre 1906 bis 1918 war ich Gemeindevorsteher in Königl. Neudorf; als das Land dann zu Polen kam und das Verhältnis zwischen Deutschen und Polen sich verschlechterte, legte ich mein Amt nieder. Im Jahre 1914, als der Weltkrieg ausbrach, gehörte ich dem Landsturm an. Wir wurden am 1. Mobilmachungstag, einem Sonntag, eingezogen, in Wreschen in der Kaserne eingekleidet und besetzten die russische Grenze. In den Jahre 1916/17 wurde ich von der Heimat für die Viehverwertung Wreschen reklamiert, dann wieder eingezogen und im Herbst 1918 auf meinen Antrag entlassen. 2 Jahre war ich an der Front zwischen Warschau und Kowno; im Januar 1915 wurde ich als Zugführer und Feldwebel mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Anlaß dazu war die Erstürmung von 2 russischen Stellungen, Gefangennahme aktiver russischer Truppen.

Als wir nun zu Polen kamen, setzte unter den Deutschen eine große Abwanderung ein. Alle Ansiedler, die nach 1908 hier gekauft hatten, wurden liquidiert, so dass über ein Drittel, etwa 7000 Ansiedlerfamilien das Land verlassen mussten. Viele Deutsche Besitzer verkauften ihre Wirtschaft und zogen zurück ins Reich. Die Behandlung durch die Behörden gefiel ihnen nicht, denn jetzt wurde die polnische Sprache verlangt, die deutschen Schulen wurden geschlossen, die deutschen Lehrer entlassen. Ich selbst hätte auch wohl wandern mögen, aber ich blieb.

1918 hatte ich 180 000 Mark auf der Bank in Berlin, in Biechowo und in Warburg. Alles ging in der Inflation verloren.

Am 10. Mai 1926 kaufte ich das Gut Marzenin von Herrn v. d. Osten, 210 ha groß (Marzenin lag etwa 15 km nördlich von Königl. Neudorf im Kreis Gnesen – K.B.). Für 21 000 Dollar und Übernahme von 16 000 Zl. (Zloty) „Landschaft“. 6 000 Dollar, die ich von der „Kredit“ borgte, zahlte ich an, mein Bargeld von 20 000 Zl. sowie 15 000 Zloty von Kriegsanleihe und Lebensversicherung hatte ich nötig, um die Wirtschaft wieder in Ordnung zu bringen. Nach einem Jahre stellte ich fest, dass dies erste Jahr 50 000 Zloty Zuschuß gekostet hatte und ich nun verdienen musste. Ich wollte in 5 Jahren aus dem Ertrag meiner Arbeit meine Schulden bezahlen, es hat aber 7 Jahre gedauert, bis v. d. Osten den letzten Pfennig erhalten hat. Daß ich in dieser Zeit mit meinen Schulden nicht besser fertig wurde, hat seinen Grund darin, dass die Ausbildung meiner Söhne mehr als 30 000 Zl. kostete, mein Schwiegersohn für die Selbständig-machung seiner Geschwister 10 000 Zl. brauchte und mir im Jahre 1929 auf dem Gut 350 Schweine an Seuche krepierten, deren Verlust ich auf 80 000 Zl. veranschlage.

Fünf Jahre lang habe ich beide Wirtschaften mit Erfolg versehen; 1930 übergab ich Neudorf meinem Sohne Josef, und dann zog meine Frau hierher, denn von 1926-30 wohnte ich meistens in Marzenin und sie in Königl. Neudorf. Jetzt werden die Kinder größer und die Sorgen fangen an. Die Parole: alle Deutschen bleiben hier! War kaum durchzuführen. 1926 machte sich mein Sohn Johannes in Netzthal an der Brahe selbständig als Kaufmann, ebenfalls mein Sohn Fritz als Weidenexporthändler; auch für meinen Sohn Hermann kaufte ich 200 Morgen Land bei Tremessen, - da wurden wieder Schulden gemacht, doch jetzt, 1940, ist fast alles bezahlt. Im Jahre 1937 wurde mein Sohn Johannes unter der Anklage der Spionage verhaftet, dann auch mein Sohn Fritz. 40 000 Zl. gingen verloren.

Mein Sohn Johannes wurde 1938 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt, Fritz wurde nach 100 Tagen Haft entlassen. Johannes ist am 11. September von den Polen als Sträfling erschossen worden.

Fritz musste heimlich Polen verlassen, da ihm jede Tätigkeit durch seine Verhaftung unmöglich gemacht worden war. Jetzt wurde ich das Ziel der polnischen Angriffe. Als Vorsitzender des deutschen Bauernvereins und in vielen andern Ehrenämtern unserer deutschen Organisationen, war ich bei den Polen besonders beliebt. Im März 1939 wurde Feuer auf meinem Gehöft angelegt, doch konnte dieses rechtzeitig gelöscht werden. Die Geheimpolizei aus Posen interessierte sich sehr für den Fall und wollte feststellen, dass ich das Feuer selbst angelegt hätte, doch konnten sie mir nichts nachweisen.

Im Mai folgten Haussuchungen, und schließlich bei Ausbruch des Krieges wurde ich am 1. September verhaftet und interniert. Es begann der für uns Deutsche bekannte Leidensweg der Verschleppten; meine Tochter, Frau Elli Schäfers, musste ihn mit mir gehen. – Am 25. September sind wir mit Hilfe der deutschen Truppen in unsere Heimatstadt Wreschen zurückgekehrt. Den deutschen Militär- und Zivilbehörden noch unseren Dank für ihre Hilfe sagend, machten wir uns auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, erfuhr ich die Trauernachricht, dass mein Schwiegersohn mit 7 anderen Deutschen ermordet sei. In meinem Heimatkreis waren mittlerweile 71 Volksgenossen umgebracht worden (sein Schwiegersohn war der Sohn Johann des Hofnachbarn Schäfers aus Hohenwepel – K.B.). Meine 4 zum polnischen Militär eingezogenen Söhne kamen nach und nach zurück. Nur hatte ich keine Nachricht über meinen Sohn Johannes, den die Polen nun schon 2 ½ Jahre im Gefängnis festhielten. Bangend und hoffend warteten wir Tag für Tag, bis uns die Gewissheit durch die Deutsche Geheimpolizei wurde, dass mein Sohn zusammen mit 1000 andern Deutschen am 9. September bei Cholm ermordet worden ist. -------

Johann Bremer starb am 21.07.1942 und wurde im Park seines Gutes Märzen/Marzenin beigesetzt. Seine Frau Josepha Rosalia Neimeier ist in Körbecke , wo sie bei ihrer Tochter Elli Schäfers, geb. Bremer, lebte, am 18.04.1947 verstorben.

Nach der Vertreibung lebte von den Kindern der Sohn Josef in der Nähe von Münster während die Tochter Elli Bremer verwitwete Schäfers viele Jahre in Körbecke in Liethschäfers Hause wohnte, bevor sie nach Bad Driburg verzogen ist.

 

Im Kreis Jarotschin, in den Orten Lawau, Wettin und Pirschütz haben ebenfalls Körbecker Bürger gesiedelt:

Lawau, ursprünglich ein großes Gut von über 4000 Morgen – im Besitz eines polnischen Grafen – aber total abgewirtschaftet, wurde 1891 durch die Preußische Ansiedlungskommission angeboten.

Hier siedelte 1892 Heinrich Wiegartz, am 06.07.1867 in Herbolds Haus geboren und mit Elisabeth Bartscher aus Wünnenberg verheiratet. Er erwarb eine Siedlungsstelle von 60 Morgen. Heinrich Wiegartz ist am 28.08.1831 in Lawau gestorben, seine Frau auf der Flucht umgekommen. Eine Tochter mit Namen Auguste soll nach der Vertreibung in Körbecke gestorben sein.

Josef Wiegartz, am 22.03.1864 in Herbolds Haus geboren, heiratete Therese Bönnighausen aus Beverungen und erwarb eine Siedlungsstelle von 80 Morgen. Josef Wiegartz ist in Lawau gestorben. Seine Frau kam nach der Vertreibung in die sowjetische Besatzungszone, wo sie verstorben ist. Der Sohn Johannes heiratete im bei Wettin gelegenen Ort Lengen das Einzelkind und die Hoferbin Maria Josephina Grefer, die aus Mühlen im Kreise Steinbeck stammte. Mit ihr bewirtschafteten sie ihren Siedlungshof bis zur Vertreibung. Danach wohnte die Familie in Körbecke wo beide auch 1974 bzw 1977 verstorben sind.

Pirschütz war ursprünglich ein 4000 Morgen großes Gut und wurde durch die Preußische Ansiedlungskommission in den Jahren 1895 bis 1905 aufgesiedelt. Die Größe der einzelnen Gehöfte bewegte sich zwischen 70 und 120 Morgen, die später zum Teil durch Pacht oder Zukauf vergrößert wurden.

Hier siedelte 1895 Bernhard Wiegartz, geboren am 26.07.1870 in Herbolds Haus und verheiratet mit Maria Derenthal aus Lütgeneder auf eine Siedlerstelle von 85 Morgen. Nach der Vertreibung wohnte das Ehepaar in Lütgeneder, wo Bernard Wiegartz 1946 verstarb. Die Mutter Maria starb 1957 in Engar. Sie wohnte dort bei ihrem Sohn Bernhard, der den elterlichen Hof in Pirschütz mit seiner Frau Maria Potjans bis zur Vertreibung in 1945 bewirtschaftet hatte und hier auf Deppenhöfen einen neuen Siedlungshof errichten konnte.

In Pirschütz siedelte auch Richard Tewes aus Manrode, geboren in Australien, wo sein Vater in den achtziger Jahren zunächst sein Glück versucht hatte und nach Manrode zurückgekehrt war. Richard Tewes war verheiratet mit Josefine Justus aus Manrode. 3 seiner Brüder siedelten ebenfalls in Pirschütz. Nach dem frühen Tode von Richard Tewes übernahm der Sohn Berthold Tewes, verheiratet mit Anna Kröger aus Königlich-Neudorf (Tochter des Ignatz Kröger aus Ames Hause und der Anna Eggers aus Kneppers Haus), die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes. Berthold Tewes kam nach der Vertreibung nach Körbecke und gründete dort ein Fuhrgeschäft. In Körbecke sind er und auch seine Frau gestorben.

Das Gut Wettin, zum Dorfe Wettin im Kreis Jarotschin gehörig, wurde ab 1901 durch die Preußische Ansiedlungskommission zur Aufsiedelung angeboten.

In Wettin kaufte im Jahre 1909 August Wiegartz, am 23.06.1876 in Herbolds Haus geboren und mit Josefine Mues aus Borgentreich verheiratet, eine frei werdende Siedlerstelle – siehe weitere Ansiedlung in Seiffersdorf (Niederschlesien). Nach der Vertreibung kam August Wiegartz mit seiner Familie nach Körbecke zurück, wo er 1951 verstorben ist. Seine Witwe wohnte in der Familie ihres Sohnes Paul und ist in Körbecke 1974 verstorben.

 

Nieder- und Oberschlesien

Das 1919 in Kraft getretene Reichssiedlungsgesetz schuf die Voraussetzung dafür, dass die Oberschlesische Landgesellschaft durch Ankauf von Gütern und durch sonstige Landkäufe lebensfähige Siedlerstellen von 15 bis 20 ha in diesem Raum schaffen konnte. Hier siedelten viele der aus dem Posener Raum Vertriebenen und auch Interessierte aus dem übrigen deutschen Staatsgebiet. Soweit Körbecker Siedler der 1. Generation oder deren Söhne aus dem Posener Raum hier gesiedelt haben, sind diese nachstehend ebenfalls aufgeführt.

So erwarb Hermann Dierkes, geboren am 28.04.1892 in Soekefelds Haus und verheiratet mit Agnes Hesse aus Bruchhausen, 1929 auf dem Vorwerk Elsterberg, zur Gemeinde Schrotkirch im Kreis Tost-Gleiwitz (Oberschlesien) gehörig, 70 Morgen Land und alte, von der Landgesellschaft umgebaute Gebäude. Nach der Vertreibung lebte die Familie in Körbecke, wo der Sohn Hermann in einen Bauernhof eingeheiratet hat. Hermann Dierkes und seine Frau Agnes sind 1974 bzw 1983 in Körbecke verstorben.

In Koppenfeld-Schönrode Im Kreise Tost-Gleiwitz siedelte Ignatz Wiegartz aus Pirschütz, ein Sohn des aus Körbecke stammenden Bernhard Wiegartz.

In Zwieborn im Kreise Tost-Gleiwitz siedelte auf einer Halbbauernstelle von 40 Morgen im Frühjahr 1933 Heinrich Müller, geb. 17.01.1886, Sohn des aus Pollmanns Hause stammenden Ackerknechtes Johannes Müller. Heinrich Müller hatte vorübergehend im Ruhrgebiet gearbeitet und war mit Rosa Heyen aus Bochum verheiratet. Vor seiner Abreise nach Zwieborn war er auf der Altmarienburg als Ackerknecht beschäftigt. Er ist 1945 von den Russen erschlagen worden. Seine Witwe gelangte in die SBZ, wo sie verstorben ist.

Zur gleichen Zeit siedelte Ignatz Müller, geboren am 06.01.1907 und ein Bruder des vorgenannten Heinrich Müller, auf einer Halbbauernstelle von 40 Morgen in Zwieborn. Er war verheiratet mit Anna Tewes aus Natingen. Ignatz Müller ist 1945 als Soldat in Prag umgekommen. Seine Witwe kam 1945 mit den Kindern zunächst nach Borgholz und ist später nach Bad Lippspringe verzogen.

Auf dem Rittergut Elsenruh (Kalinowitz) im Kreis Großstrehlitz siedelte 1928 Josef Hagemeier, geboren am 11.03.1898 in Brügge Haus, verheiratet mit Maria Mönnikes, geb. am 01.04.1901 in Kriwets Haus. Nach der Vertreibung kam die Familie zunächst nach Körbecke zurück, wo Maria Mönnikes am 30.06.1950 verstarb. Josef Hagemeier, der 1951 in 2. Ehe die Siedlerstochter Therese Kornhof, geb. in Strielau Kreis Jarotschin, heiratete, und sein Sohn Helmut fanden dann später eine Siedlerstelle auf Schönthal, nordwestlich von Borgentreich gelegen.

In Kaltwasser Kreis Großstrehlitz erwarb 1933 Hermann Ernst, geboren am 26.02.1899 in Rosenbaums Haus und verheiratet mit Anna Vöste aus Ende im Kreise Hagen, eine Siedlungsstelle mit 62 Morgen. Hermann Ernst ist im 2. Weltkrieg vermisst. Seine Witwe wohnte nach der Vertreibung zunächst in Körbecke und ist dann nach Offenbach verzogen.

In Birken im Kreis Cosel erwarb 1935 Heinrich Mönnikes, geboren am 17.03.1909 in Kriwets Hause und seit 1935 verheiratet mit Margarethe Klik aus Groschowitz, einen 92 Morgen großen Hof, bei dem er die vorhandenen Stallungen noch ausbauen musste. Seit der Vertreibung in 1945 wohnte die Familie mit 2 Kindern wieder in Körbecke, wo Heinrich Mönnikes 1978 verstorben ist.

In Oderhain Kreis Cosel siedelte 1932 Friedrich Hagemeier, geb. am 26.02.1885 in Brügge Haus und seit 14.01.1919 verheiratet mit Therese Bremer, geb. am 23.11.1891 in Illiges Haus, auf einer 68 Morgen großen Stelle mit alten Gebäuden. Friedrich Hagemeier wurde am Ende des 2. Weltkrieges von den Russen erschossen. Seine Frau kam nach der Vertreibung mit ihren Kindern nach Körbecke. Hier heiratete der Sohn Anton die Auguste Gründer (Philippes) aus Körbecke und betrieb eine Nebenerwerbsstelle. Theresia Hagemeier ist am 29.06.1976 in Körbecke verstorben.

Friedrich Menne, geb.am 19.05.1878 in Christekes Haus (Christekes Haus stand am Berge und ist von Dominikus Stickel gekauft worden – Minnekes) und seit 19.05.1904 verheiratet mit Elisabeth Hagemeier, geb. am 20.05.1882 in Brügge Haus, siedelte 1932 ebenfalls in Oderhain Kreis Cosel auf einer Stelle von 60 Morgen und neuen Gebäuden. Nach der Vertreibung zog die Familie wieder nach Körbecke, wo sie bis 1947 beim Bruder im elterlichen Haus lebten. Danach sind beide Eltern von der Tochter Therese ?? zu sich in den Raum Hannover geholt worden. Der Sohn Joseph ist nach Rimbeck verzogen.

Bernhard Wiegartz, ein Sohn des in Körbecke geborenen Siedlers Heinrich Wiegartz in Lawau, und seine Ehefrau Frieda Robrecht, Tochter des aus Hampenhausen stammenden Siedlers Gustav Werner Robrecht und der Theresia Eggers aus Kneppers Haus in Lorenzdorf, siedelte 1936 in Josefshöhe im Kreis Rosenberg. Nach der Vertreibung wohnte die Familie mit 5 Kindern zunächst in Körbecke und verzog später nach Borgentreich, wo Bernhard Wiegartz 1965 verstorben sein soll.

Hermann Hinteresch, geb. am 01.03.1884 in Albers Haus (das alte Heckersche Haus gegenüber Davids Scheune) und verheiratet mit Sophie Stute aus Germete, erwarb in Wiesbach im Kreis Rosenberg 1926 eine 67 Morgen große Vollbauernstelle mit alten Gebäuden zum Preise von 27.000 RM bei 6000 RM Anzahlung. Seit 1945 wohnt Hermann Hinteresch mit seiner Familie in Germete. Zu erwähnen bleibt, dass Hermann Hinteresch zu dem ersten großen Gemeinschaftstransport nach Oberschlesien gehörte, der am 14.07.1927 in Wiesbach eintraf. Er war auch der letzte Sproß eines Namens, der über Jahrhunderte in Körbecke bestanden hat.

August Wiegartz, in Lawau als Sohn des Körbecker Siedlers Josef Wiegartz geboren, war mit Antonie Sieverking aus Oldenburg verheiratet und erhielt in Bodland Kreis Kreuzburg eine Vollbauernstelle. Da er bei der Abstimmung zum Verbleib bei Deutschland gestimmt hatte, musste er als Optant Lawau verlassen und konnte dann hier nach einigen Jahren als Landarbeiter in 1927 eine Siedlungsstelle übernehmen. August Wiegartz ist in Bodland verstorben. Seine Familie zog nach der Vertreibung nach Oldenburg.

In Ober-Schmardt Kreis Kreuzburg haben nur Optanten aus den Kreisen Wreschen und Jarotschin Siedlerstellen erhalten. Hierzu gehörte auch Bernhard Wiegartz, ein Sohn des in Körbecke geborenen Siedlers Josef Wiegartz aus Lawau, der dort eine Vollbauernstelle bekam. Er war verheiratet mit der Siedlerstochter Agathe Luislampe. Seit 1945 wohnt die Familie in der SBZ. Ihr weiterer Verbleib ist nicht bekannt.

In Graase Kreis Falkenberg erhielt Ignatz Ischen, geb. am 25.03.1907 in Lukes Haus und verheiratet mit Maria Aschenbroich aus Düsseldorf, im Jahre 1932 eine Vollbauernstelle mit 65 Morgen und neuen Gebäuden. Ignatz Ischen ist in Graase verstorben. Seine Witwe bewirtschaftete den Hof bis zur Vertreibung weiter. Sie hat sich mit ihren 3 Töchtern nach der Flucht in Liebenburg bei Goslar im Harz niedergelassen. Maria Ischen geborene Aschenbroich hat nach der Vertreibung noch einmal geheiratet und lebte weiterhin als Maria Kuhnert in Liebenburg. Sie ist dort vor einigen Jahren verstorben.Ihre Tochter Maria verheiratete Corr lebte bis zu ihrem Tode am 05.12.2010 In Salzgitter-Gebhardshagen. Die Tochter Katharina verheiratete Gremmel wohnt mit ihrem Mann in Goslar-Jürgenhol am Harz. Die jüngste Schwester Longina ist heute mit ihrem Mann in Halingen bei Menden im Sauerland zu Hause.

Wilhelm Müller, dessen verstorbener Vater Johannes aus Pollmanns Hause stammte, und der am 18.02.1898 geboren wurde, siedelte mit seiner Mutter Francisca Harbort (geb. in Rösebeck) 1932 ebenfalls in Graase Kreis Falkenberg. Er erhielt dort eine Vollbauernstelle von etwa 60 Morgen und heiratete eine Schlesierin. Er und seine Mutter sind in Graase gestorben. Seine Frau ist nach der Vertreibung verschollen.

Johann Jostes, geboren am 09.10.1898 in Davids Haus und seit dem 23.11.1926 mit Maria Flotho, geboren am 25.10.1904 in Grabenbernds Haus, verheiratet, siedelte 1926 in Alt-Grottkau im Kreis Grottkau. Der Hof war 70 Morgen groß. Stall und Scheune konnten als Altbauten übernommen werden während das Wohnhaus neu gebaut werden musste. Johannes Jostes ist 1945 von Polen erschlagen worden. Seine Frau kam mit den Kindern 1945 nach Körbecke.

Ernst Bremer, geb. am 08.03.1893 auf dem Bockshof und verheiratet mit der in Königl. Neudorf geborenen Paula Bremer, Tochter des aus Körbecke stammenden Josef Bremer, der 1891 dort gesiedelt hatte, kaufte 1928 in Halbendorf Kreis Grottkau einen Siedlungshof mit 144 Morgen. Das Wohnhaus und den Viehstall konnte er als Altbauten übernehmen, während die Scheune von ihm selbst errichtet werden musste. Durch Zukauf von 18 Morgen konnte er seinen Besitz auf 162 Morgen vergrößern. Nach der Vertreibung zog die Familie 1945 nach Körbecke, wo Ernst Bremer am 01.01.1975 verstorben ist.

In Hertwigswalde Kreis Frankenstein war Maria Wiegartz, eine Tochter des aus Körbecke stammenden Siedlers Josef Wiegartz aus Lawau, mit Josef Schmerdmann, der 1928 dort gesiedelt hatte, verheiratet. Nach der Vertreibung gelangte die Familie in die SBZ, wo Maria Wiegartz verstorben ist.

In Pohlsdorf, ca 25 km westlich von Breslau gelegen im Kreis Neumarkt siedelte 1934 Hermann Bremer, am 04.07.1901 in Dierkes Haus geboren und seit dem 22.09.1934 mit Elisabeth Goeken, geb. am 01.02.1901 in der Lamerder Mühle, verheiratet. Er erwarb eine Stelle von 94 Morgen mit ausgebautem Altgehöft und bewirtschaftete dieses bis zur Vertreibung. Nach 1945 kam die Familie nach Körbecke zurück, wo Hermann Bremer am 08.08.1967 verstorben ist.

August Wiegartz, der aus Herbolds Hause stammte und schon in Wettin im Kreis Jarotschin gesiedelt hatte, musste als Optant Wettin verlassen und seinen Hof an einen Polen verkaufen. Im Jahre 1928 kauften er und seine Frau Josefine Mues von der Sied- lungsgesellschaft in Seiffersdorf Kreis Guhrau einen Hof mit 117 Morgen für 66.000 Gold- mark. Diesen bewirtschaftete das Ehepaar bis zur Vertreibung. Nach 1945 kam die Familie nach Körbecke, wo August Wiegartz 1951 und seine Frau Josefine geb. Mues 1974 verstorben sind.

In Driebitz Kreis Fraustadt kaufte Friedrich Wittkopp, geb. am 11.11.1906 in Bolten Hause und verheiratet mit Maria Beine aus Manrode, im Jahre 1930 eine Vollbauernstselle und bewirtschaftete diese bis zur Vertreibung. 1945 gelangte die Familie nach Körbecke. 1966 erwarb Friedrich Wittkopp in Rosbach-Wiedenhopf an der Sieg eine Nebenerwerbsstelle.

Fundstellen:

Kirchenbücher der katholischen Pfarrgemeinde St. Blasius Körbecke

Aus „Amtspresse Preußens“ von 1886 bis 1894 (internet)

Walter Jürgens, Oberlandwirtschaftsrat a.D.: Warburger Bauern und Handwerker siedeln im Osten

Maria Kahle: Westfälische Bauern im Ostland (erschienen 1940)

Heinrich und Elisabeth Westermann geborene Micus - Eine westfälische Familie, ihre Verwandten und Mitsiedler in den Kreisen Wreschen, Jarotschin und Pleschen von Dr. phil. Anneliese Westermann-Binnewies

Eigene Unterlagen und weitere Informationen aus dem Internet

 

Telgte im Juni 2011

Bilder aus Körbecke

Telgte im November 2010

Sonstiges aus Körbecke